31. Juli 1944 – heute vor 75 Jahren starb Antoine de Saint-Exupéry

Am 31. Juli 1944 startet um 8:45 Uhr eine Lockheed P-38 F-5 Lightning zu einem Aufklärungsflug über der französischen Mittelmeerküste – Pilot: Antoine de Saint-Exupéry.
Als die Maschine um 14:30 Uhr immer noch nicht zurück ist und somit der Treibstoffvorrat aufgebraucht sein müsste, wird dem Bodenpersonal auf Korsika klar: Irgendetwas muss passiert sein …

Jahrzehnte später rankten sich Gerüchte um sein Verschwinden: Ein Selbstmord? Ein technisches Versagen? Antworten gab es keine – zumindest keine zuverlässigen und die Spekulationen schossen in´s Kraut: War er vielleicht untergetaucht?
Ein zufälliger Fund 1998 in einem Fischernetz brachte dann eine gründliche Untersuchung in´s Rollen – ein Armband mit dem eingravierten Namen Antoine de Saint-Exupérys erbrachte den ersten konkreten Hinweis auf den Verbleib des fliegenden Schriftstellers:
St.Exupery-Armband 31. Juli 1944 - heute vor 75 Jahren starb Antoine de Saint-Exupéry
Irgendwo im Schleppbereich des Netzes mussten offensichtlich Hinterlassenschaften St. Exupérys liegen.
Nach langer Recherche fand dann der Berufstaucher Luc Vanrell vor der Küste von Marseille tatsächlich das Wrack eines P-38 F-5 Lightning-Aufklärers, das dann anhand der Werknummer zweifelsfrei als die Maschine St. Exupérys identifiziert werden konnte:
St.-Exupery-Wrack 31. Juli 1944 - heute vor 75 Jahren starb Antoine de Saint-ExupéryDes Rätsels Lösung, wie die P-38 auf den Meeresgrund vor Marseille kam, bot dann weitere Recherche des Unterwasserarchäologen Lino von Gartzen: 2006 konnte er einen deutschen Jagdflieger ausfindig machen, der behauptete, St. Exupéry in der Bucht von Marseille abgeschossen zu haben – Horst Rippert, ein Bruder des unter dem Künstlernamen Ivan Rebroff bekannten Musikers!
Nach dem Start vom Flughafen Bastia-Borgo auf Korsika morgens um 8:45 Uhr …
Mémorial_de_Saint-Exupéry_Bastia_airport_01 31. Juli 1944 - heute vor 75 Jahren starb Antoine de Saint-Exupéry… kurvt die Lighnting Richtung Grenoble ein, wo sie von deutschem Radar erfasst wird. Eine Kurskorrektur Richtung Süden und gegen 10:30 Uhr startet der deutsche Jagdflieger Horst Rippert zum Abfangen des feindlichen Aufklärers. Um 11:00 Uhr sichtet Rippert die P-38 und bringt sie mit einigen gezielten Feuerstößen in die Tragflächen zum Absturz in der Bucht vor Marseille:St.Exupery-La-dernière-mission 31. Juli 1944 - heute vor 75 Jahren starb Antoine de Saint-ExupéryBild: Florence Ramioul CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=33798780
In einem Interview mit der FAZ erzählte Rippert:
„Ich war Jagdflieger und hatte den Auftrag, einen Aufklärungsflug im Gebiet über Toulon zu machen. Da habe ich dann ein Flugzeug gesehen und an der Kokarde erkannt, dass es feindlich war. Ich habe es verfolgt und abgeschossen.“
Dass es sich um St. Exupéry handelte, hat er erst nach dem Krieg erfahren und da sein Abschuss nicht bestätigt wurde, hielt er sich mit der Information zurück.

Bemerkenswert: Der Pilot macht keinerlei Anstalten, aus dem brennenden Wrack abzuspringen – Fatalismus?
Nein!
Höchstwahrscheinlich öffnete St. Exupéry schlicht und ergreifend die Kabinenhaube nicht, weil er nach einem Unfall seine Arme nicht mehr über Schulterhöhe anheben konnte!
Den Abschuss meldete Rippert über Funk an seine Leitstelle – Zeugen gab es keine. Dennoch kann man wohl davon augehen, dass St. Exupéry von Horst Rippert abgeschossen wurde. Oder zumindest sprechen die meisten Indizien dafür! Gewissheit werden wir wohl leider nicht zu 100 Prozent erhalten …

Wer sich etwas näher mit der spannenden Geschichte um das Wrack der Lightning St. Exupérys beschäftigen möchte, sei das Buch von Luc Vanrell über die Entdeckung des Wracks  empfohlen.
Nicht minder lesenswert die Geschichte der Recherche von Lino von Gartzen und Claas Triebel „Der Prinz, der Pilot und Antoine de Saint-Exupéry

Dr. Michael Brodhaecker, Lingen