Focke Wulf Triebflügel in 1.48 von Amusing Hobby #48A001

Der Themenbereich „Luftwaffe-46+X“ hat in jüngerer Vergangenheit im Modellbau größeres Interesse gefunden. Verschiedene Hersteller bringen da Einiges an Bausätzen von Projekten, die zum Ende des II.WK in unterschiedlichen Umsetzungs- oder auch nur teilweise rudimentären Planungsstadien waren …
Zu letzteren gehörte auch das Triebflügelkonzept von Focke-Wulf, mit dem um den Rumpf rotierenden Vortriebsflächen durch Staustrahltriebwerke angetrieben wurden. Dieses Konzept wurde später nicht wieder aufgegriffen, ob es überhaupt mit den seinerzeitigen Mitteln technisch beherrschbar war, mag dahinstehen; in jedem Fall war eine Notwendigkeit zur Weiterentwicklung offensichtlich nicht gegeben.

Die etwas größeren Bausätze im für Flugzeuge etwas ungewöhnlichen Maßstab 1:35 hatten wir hier und hier schon vorgestellt. Nun geht es zum uns Flugzeugmodellbauern etwas geläufigeren Maßstab 1:48.

Im Karton mit einer beeindruckenden Artist-Impression eines startenden Triebflügeljägers über einer zerstörten Großstadt vermutlich am Rhein (eine vielleicht gar nicht beabsichtigte Versinnbildlichung der Nutzlosigkeit all dieser Überlegungen?) finden wir die braunen – das ist mal selten – Spritzäste mit einem kleinen klaren Ast, den Decalbogen, die Bauanleitung und zwei Bögen mit Lackiervorschlägen:
Amusing-Hobby-48A001-FW-Triebflügel-2 Focke Wulf Triebflügel in 1.48 von Amusing Hobby #48A001Es sind zwar etliche der braunen Spritzäste vorhanden, wir können uns bei der Vorstellung jedoch trotzdem recht kurz fassen, da es eigentlich nur drei Äste sind. Die Plastikteile sind mit vertieften sauber ausgeführten Gravuren und Nietdarstellungen versehen. Diese sind in einem schönen Mittelmaß zwischen Superfein und Kräftig gestaltet. Die Gefahr, sie mit zu viel Farbe zuzukleistern besteht nicht, ein Panelline-Wash dürfte einfach durchzuführen sein.

Der große Spritzast D enthält die Teile für dem Vorder- und Hinterrumpf und den nach Plan drehbar zu montierenden Ring im Mittelrumpf. Die Teile D25 und D29 werden in der Bauanleitung nicht erwähnt. Es sind aufgebohrte Rohre und dürften eigentlich als Spitzen für die Bewaffnung im Bug gedacht sein:
Amusing-Hobby-48A001-FW-Triebflügel-3 Focke Wulf Triebflügel in 1.48 von Amusing Hobby #48A001Die Rumpfteile sind sehr schön detailliert:

Das gilt auch für die großen Verkleidungen des Hauptrades am Rumpfende, die auch innen strukturiert sind und den rotierenden Ring, der auch drehbar bleiben soll:

Die Cockpitwanne und der Sitz sind nur rudimentär ausgeführt, das Instrumentenbrett und die Cockpitseitenbretter sind natürlich spekulativ, aber detailliert. Insgesamt ergeben die Teile bestimmt einen ansehnlichen Arbeitsplatz in Anbetracht des allerdings nur kleinen Einblicks in diesen Raum:

Spritzast B enthält die Teile für jeweils eine Vortriebsfläche und ist daher dreifach vorhanden:
Amusing-Hobby-48A001-FW-Triebflügel-14 Focke Wulf Triebflügel in 1.48 von Amusing Hobby #48A001Die profilierten Flächenteile präsentieren wieder die schon beschriebene feine und saubere Detaillierung:

Die Teile für das Staustrahltriebwerk sind sehr fein ausgeführt, haben einen guten Montageansatz und enthalten insbesondere eine feinstens ausgeführte Lochscheibe. Die Teile B 1 werden in der Bauanleitung nicht erwähnt. Sie passen sehr gut als hinterer Abschluss in die Triebwerksverkleidungen und dort gehören sie auch wohl tatsächlich hin. Auch die Ringe B 2 werden nicht beschrieben. Sie sind geeignet, um innen am Triebflügelring die Befestigungslöcher für die Flügel zu verlängern; also sollte man sie auch dazu nutzen:

Schließlich liefert Spritzast C die Teile für die vier Heckflächen mit den Stützrädern und deren Abdeckungen. Er ist dann natürlich vierfach vorhanden:
Amusing-Hobby-48A001-FW-Triebflügel-19 Focke Wulf Triebflügel in 1.48 von Amusing Hobby #48A001Die Flächen und Abdeckungen sind wieder in der bereits bekannten hohen Qualität ausgeführt:

Der Klarsichtast für die Cockpitabdeckung aus zwei Teilen ist ebenfalls auf hohem Niveau mit Nietdarstellungen und schön klarer Ausführung:

Der Decalbogen macht rein technisch einen guten Eindruck, da er sauber im Register ist. Er enthält die großen Markierungen für vier alternative Markierungen. Die Geschwadermarkierungen sind etwas problematisch, das grüne Herz ist mir etwas zu hell und ein Richthofenwappen mit blauem Hintergrund ist mir auch nicht bekannt. Aber es ist ja ohnehin alles spekulativ und insoweit nicht unbedingt als falsch zu bewerten:
Amusing-Hobby-48A001-FW-Triebflügel-24 Focke Wulf Triebflügel in 1.48 von Amusing Hobby #48A001Die Bauanleitung beginnt mit einem Überblick über die verwendeten Symbole, einem historisch-technischen Überblick (leider nicht mehr überall selbstverständlch) und einem Überblick über den Bausatzinhalt (von Ast C sind allerdings tatsächlich nur drei Exemplare vorhanden, da auch nur drei notwendig sind):

Die eigentliche Bauanleitung erstreckt sich dann über vier Seiten mit 10 Abschnitten und ist in schwarz-weißen Darstellungen gehalten. Sie ist auch für Anfänger leicht nachvollziehbar; es bestehen aber die oben beschriebenen Auslassungen. Leider fehlen auch alle Farbangaben für die Innenräume. Der Zeit entsprechend sollte unlackiertes Naturmetall mit schwarzen Instrumenten und Bedienkonsolen richtig sein; für die Stützen eisenfarbig. Die einzige Klippe beim Bau ist es, den Ring in der Mitte drehbar zu halten; hier ist eine vorsichtige Montage mit dünnflüssigem Kleber nötig. Zunächst sollten die runden Abschlüsse am Vorder- und Hinterteil befestigt werden, dann trocknen lassen. Anschließend kann dann der Ring dazwischen gesetzt werden. Hier muss dann der schmalere innere Ring verklebt werden. Das sollte eigentlich klappen:

Für die vier Lackierungsalternativen sind großformatige Darstellungen vorhanden. Die enthaltenen Farb- und Washhinweise beziehen sich allein auf das Programm von AMMO by mig. Sie enthalten zwar auch RLM-Nummern und generische Bezeichnungen mit denen sich die Farben für andere Programme ableiten lassen, eine wenig (mindestens) einseitig ist es aber dann doch schon.

Erste Variante dunkelgrün/grau mit hellblauer Unterseite, gelbem Rumpfband und einem Totenkopf nach Art des KG (J) 54

Die Zweite ist dann braun/grau/grün über Alles mit gelber Nase, einem Reichverteidigungsband und Winkelmarkierungen einer Stabsmaschine. Letztere wurden eigentlich sein spätestens Ende 1944 nicht mehr geführt und sind daher für „46+“ nicht unbedingt realistisch.

Als nächstes folgt wieder eine Maschine mit dem Grundanstrich wie die erste mit gelbem Band und Unterrumpf, Gruppenwelle einer dritten Gruppe, grünem Herz des JG 54 und dem gut bekannten Staffelwappen der 9. Staffel.

Zum Schluss folgt dann die nach meiner Einschätzung naheliegendste Alternative in der zum Kriegsende üblichen grauen Jäger-Standardtarnung in RLM 75/76 und nur mit einer Nummer. Stabs- oder Verbandsführermaschinen hätten dann eine hohe Nummer deutlich über 20 aber keine Winkelkennzeichen mehr.

Aber hier gilt sicherlich: „Erlaubt ist, was gefällt“, „Nix is Fix“ oder so ähnlich und auch das hat ja seinen Reiz.

Insgesamt ist der Bausatz für Fans des Genres und des Maßstabes ein gutes Angebot auf solider Basis. Die Ausführung ist ansprechend, auch Anfänger sollten keine grundsätzlichen Probleme haben, wenn dann der Ring doch festklebt ist das ja auch kein Beinbruch. Neben den Nachbildungen „echter“ Flugzeuge im gleichen Maßstab ist es aber auch ein durchaus gefälliges Objekt. Er ist allerdings bei weitem nicht so differenziert wie der größere Bausatz von MiniArt und die Auslassungen einiger vorhandener Teile in der Bauanleitung sind nicht gerade professionell.

Erhältlich ist er im online-shop von Modellbau König.

Hermann Geers, Wietmarschen