Die Suchoi Su-33 ist die Trägerversion des russischen Luftüberlegenheitsjägers Su-27. Nachdem eine neue Firma namens „Aviation Art“ schon 2014 dieses Modell ankündigte, wurde es letztendlich von Kinetic zur Marktreife gebracht und erschien Ende 2015. In Deutschland ist der Bausatz momentan noch nicht wirklich gut erhältlich. Wir wollen nun einen genauen Blick auf das Modell dieses für mich traumhaft schönen Flugzeugs werfen.
Leider war der Su-33 nur eine kurze Einsatzzeit von der Indienststellung 1994 bis zur Ablösung durch die MiG-29K im Jahr 2009 vergönnt. Der Grund lag in der geringen Stückzahl von nur 24 gebauten Exemplaren, die in Relation zu den Flugstunden einen überproportional hohen Aufwand an Ersatzteilhaltung, Wartung und Betrieb bedeuteten. Eingesetzt war sie auf dem Flugzeugträger Admiral Kusnezow.
Als Aviation Art damals dieses Modell zuerst angekündigt hat, ließ ich die Eduard-Editions der Su-27 schweren Herzens erstmal sein und wartete sehnsüchtig auf dieses Flugzeug, dessen Formen mich einfach faszinieren. Für mich einer der schönsten Jets, die je gebaut wurden.
Kinetic hat seine Ankündigung hingegen wahr gemacht, und seit Ende 2015 ist die Su-33 nun erhältlich. Ich habe mein Exemplar in Großbritanien gekauft, da meine üblichen Händler in Deutschland das Modell durchweg als „momentan nicht lieferbar“ gelistet hatten.
Der sehr große Karton ist randvoll gepackt. Insgesamt warten 28 Spritzlinge aus hellgrauem Kunststoff und einer mit den Klarsichtteilen auf den Modellbauer, laut Schachtel insgesamt über 320 Teile. Abgerundet wird der Bausatz durch einen Decalbogen und eine recht große Platine mit PE-Teilen. Alle Teile sind einzeln in Tütchen und teilweise in seperaten kleinen Kartons verpackt und gut vor Kratzern geschützt.
Machen wir einfach mal einen Rundgang.
Zuerst fallen die beiden Rahmen mit den sehr großen Rumpfteilen ins Auge:
Keine Frage, die Su-33 ist riesig, in 1/48 immerhin noch fast 46 Zentimeter lang. Ein Vallejo-Fläschen dient als Größenvergleich.
Ein genuerer Blick offenbart schon gleich die wirklich unglaublich gute Detailierung und die Sauberkeit der Teile. Ich zeige bewußt recht viele Fotos, weil man bei dem Bausatz echt nicht weiß, wo man zuerst gucken und genießen soll:
Die Nietreihen sind fein, mit jeweils angepasstem Abstand, die Details und die Kanten scharf und praktisch ohne Grat gespritzt.
Die Details folgen auch den runden Formen perfekt:
Die feinen Scharniere des Klappmechanismus der Tragflächen sind wunderbar dargestellt:
Die Klappen sind innen wie außen feinst strukturiert, auch die hier erhabenen Nieten entsprechen dem Vorbild:
Die Innenseite des Fahrwerkschachts. Die Auswerfermarken sind kaum sichtbar und die einzigen, die ich im Sichtbereich gefunden habe. Die Details sind schon fast auf Augenhöhe mit feinsten Resinteilen:
Die Innenseite der Rumpfoberschale mit Verstärkungen und Positionierungshilfen:
Auch der nächste Gußrahmen ist mit Details gespickt:
Ohne Worte:
Die Teile sind zum Teil winzig, aber blitzsauber gespritzt. Die Nummerierungen in der üblichen Größe zeigt die Proportionen:
Das Instrumentenpanel. Das Manko dabei sind die fehlenden Decals für die Instrumente. Hier wird aber wohl der Zubehörmarkt schon auf Hochtouren planen:
Die Innenseiten der Fahrwerksschächte. Da braucht es kein Zubehör mehr:
Auch am Random feine Details, rundum!
Die Konsolen des Cockpits:
Jetzt geht es zu den Triebwerkseinlässen:
Rundum feinste Gravuren. Respekt, das ist Spritzguß in bester Form:
Die Abdeckung liegt optional offen oder geschlossen bei:
Das Turbinenrad, fein und scharfkantig:
Genial die Lochstruktur auf den Leitblechen:
Die Klarsichtteile sind wirklich genau das: Verdammt klar, sauber, ohne Kratzer und Schlieren:
Die Gußnaht auf der Haube muß verschliffen und poliert werden. Sicher nicht optimal, aber offenbar zur Zeit die einzige Möglichkeit, Hauben in dieser Qualität in Großserie zu spritzen. Das zeigen auch etliche andere aktuelle Bausätze:
Auch hier sind die Nietreihen und die Detailschärfe einfach klasse:
Die folgenden beiden Rahmen liegen jeweils zweimal bei:
Ein eigener Rahmen für den Schleudersitz, der aus über zwanzig Teilen besteht und auch hier wahrlich keinen Resin-Ersatz benötigt. Lediglich Sitzgurte fehlen komplett, aber das sollte in Kürze auf dem Aftermarket vorhanden sein:
Wer sich fragt, warum die Kopfstütze so alleine auf weiter Flur im Rahmen trohnt: Man schaue sich die Rundum-Details an:
Die Sitzrahmen:
Der Auslösegriff, superfein, winzig und ohne jeden Grat. Hut ab!!!
Das gilt auch für diese Teile:
Weitere Pylone:
Perfekt geformt:
Der nächste:
Hier ein paar unschöne Sinkstellen, ein Minuspunkt des Kits:
Dem gegenüber stehen die perfekt geformten Seiten der Teile:
Das nächste Beispiel für rundum wunderbar detailierte Teile:
Der Fanghaken, auch hier tolle Strukturen und feinste, blitzsaubere Anbauteile:
Nun ein sehr großer, mehrfach untergliederter Rahmen. Fahrwerk, Klappmechanismus…
Das Bugfahrwerksbein:
Kleinteile:
Hauptfahrwerk:
Genial, wie sauber selbst diese Winzlinge abgeformt sind. Ich habe dies erst auf den Fotos so richtig realisiert:
Der Klappmechanismus, wenn man die Flügel angeklappt darstellen möchte:
Die vorbildgerecht riesigen Räder des Hauptfahrwerks. Detailierung auf dem Niveau von Resin-Zubehör, und gewichtsbelastet dargestellt:
Der Rahmen mit Leitwerk und Klappen:
Am Fuß der Teile gibt es am hinteren Ende eine wirklich knackige Sinkstelle. Das ruft nach Spachtel und Gravurwerkzeug.
Auch hier eine leichte Delle:
Diese „Beulen“ sind auch merkwürdig und keinesfalls vorbildgerecht:
Dafür wieder Highlights in Form von feinen, scharfen Kanten:
Auch hier wieder Licht und Schatten: Feinste Scharniere, leichte Sinkstellen unten:
Wieder zu den positiven Seiten. Eines der Highlights sind die Außenlasten, die einteilig gespritzt und richtig gut nachgebildet sind. Ein extra Karton im Karton schützt die Teile:
Es liegen jeweils zwei Flugkörper der folgenden Typen bei:
- R-73 Archer
- R-27 ET Alamo
- R-27 ER Alamo
Die einteilig gefertigten Teile sind atemberaubend gut detailiert:
Die ganz leicht vorhandenen Auswerfermarken sind geschickt auf der den Pylonen zugewandten Seite platziert:
Die Flächen sind mit feinen Nieten versehen und dennoch sehr dünn:
Das Sahnehäubchen bei den Kunststoffteilen sind die Triebwerksauslässe. Bestehend aus vier Kunststoffteilen, mit den noch folgenden feinen PE-Teilen versehen, kann man auch hier meiner Meinung nach getrost auf Zurüstsets verzichten. Ich glaube, die Bilder sprechen für sich:
Auch die Innenseiten sind schön strukturiert:
Die feine Wandstärke zeigt sich im Gegenlicht:
Nun zu dem beiliegenden, sehr umfangreichen PE-Bogen. Die Materialstärke beträgt nur 0,1 mm, also ganz sicher eine Hürde für PE-unerfahrene Modellbauer. Aber von der Auswahl und den Details her eine absolute Bereicherung der ohnehin schon exzellent detailierten Kusntstoffteile:
Die Gitter sind wirklich faszinierend fein:
Die Winzigkeit der Teile ist sicher eine Herausforderung, aber die gute Qualität lohnt den Aufwand:
Besonders die Triebwerksteile sind wirklich gut strukturiert:
Der Decalbogen ist auf Höhe der restlichen Teile. Fein und blitzsauber gedruckt von Cartograf, einfach ein Genuß. Darstellbar ist ein Großteil der existierenden Maschinen, nämlich insgesamt 19 Maschinen der ehemals auf dem Flugzeugträger Admiral Kuznetsov stationierten Nordflotte der 279. Flotille. Die Embleme der ersten und zweiten Staffel sind wahlweise verfügbar:
Nun zu guter Letzt zur Anleitung.
Liebe Leute von Kinetic, WARUM muß ein solch wundervoller Bausatz mit einer so eigenwilligen Anleitung versehen werden?
Die 3D-Darstellung ist sicher gut gemeint, aber die manchmal nicht genau zu erkennende Postitionierung der Teile gepaart mit der wahrlich nicht guten Grafikqualität macht es teilweise wirklich notwendig, Vorbildfotos zu Rate zu ziehen. Das muß doch bei einem Bausatz dieser Güte wirklich nicht sein.
Positiv hingegen ist die Farbangabe aus dem Sortiment verschiedenster Hersteller (Vallejo, Mig, Italeri, Gunze, Humbrol, Tamiya und Akan). Die Detailbemalung folgt allerdings ausschließlich Vallejo, andere Sortimente muß man ggf. auf Seite zwei nachblättern.
Fazit:
Die Su-33 von Kinetic ist für mich sehr nah am perfekten Bausatz. Von der Konstruktion und den Details her ist das aus meiner Sicht definitiv der Fall.
Allerdings wird der exzellente Eindruck vor allem durch die wenigen, aber nur mit viel Aufwand zu behebenden heftigen Sinkstellen massiv getrübt, für mich der ganz große Minuspunkt. Ob ich ein Montagsexemplar des betreffenden Spritzlings erwischt habe, vermag ich nicht zu sagen. Aber andere Bilder im Web zeigen zumindest auch die Sinkstellen am Sockel der Seitenruder. Ich werde einfach mal eine Mail an den Hersteller schicken und bin gespannt auf die Reaktion.
ERGÄNZUNG: Ich habe wenigen Wochen nach meiner Anfrage kostenlosen Ersatz in Form eines kompletten Spritzlings erhalten. Auch dort sind noch leichte Sinkstellen enthalten, aber deutlich weniger als bei den Bausatzteilen. Ein großes Kompliment an diesen exzellenten Service von KINETIC!!!
Die Anleitung finde ich auch nicht wirklich einfach zu deuten, was die genaue Platzierung einiger Teile angeht. Da zeigen Eduard, Revell, Tamiya, Hobby Boss, Trumpeter etc., wie es besser geht. Schade auch das Fehlen der bei anderen Bausätzen so schön gemachten, farbig gedruckten Farbtafeln zur Lackierung. Gerade bei einem doch recht farbenfrohen Vorbild käme das sicher gut an.
Aber zugegeben: Das ist Jammern auf sehr hohem Niveau. Der Bausatz zeigt einen Detailreichtum, der einfach nur fasziniert. Die Konstruktion ist sehr durchdacht, und die Aufteilung der Teile sehr sinnvoll. Die Verpackung ist prima, so daß die Teile auch bei einem (wie bei meinem Kit) leicht vom Transport lädierten Karton komplett unbeschädigt bleiben.
Die PE-Teile sind von allerhöchster Güte und Feinheit, das gleiche gilt für die wunderbaren Decals. Nicht zuletzt sei auch erwähnt, daß ich die Gestaltung des Kartons sehr schön finde.
Essenz: Sehr viel Licht und ganz wenig Schatten.
Mein Fazit:
+ Exzellente Details in allen Bereichen
+ praktisch gratfreier Guß ohne Formversatz und störende Auswerfermarken
+ großer PE-Bogen in sehr feiner Qualität und Materialstärke
+ Decals in perfekter Druckqualität mit Nummerierung für diverse Vorbildmaschinen
+ durchdachte Konstruktion
+ gewichtsbelastete Räder
+ einteilige, hochdetailierte Außenlasten
+ Top Details bei Cockpit und Schleudersitz
+ Sehr gut gestaltete Triebwerksauslässe
+ glasklare Klarsichtteile ohne Kratzer oder Schlieren
– bei zwei Gußrahmen wenige, aber sehr massive Sinkstellen insbesondere im Bereich des Leitwerks und an Pylonen, die mit einigem Aufwand verspachtelt und nachgraviert werden müssen. Siehe dazu Ergänzung im FAZIT!
– Anleitung zeigt teilweise nicht die exakte Positionierung und ist von nicht optimaler Druckqualität; keine Farbtafeln
Kein Beinbruch, aber der Vollständigkeit halber:
– fehlende Gurte für den Pilotensitz (Eduard-Set erscheint in Kürze und wird hier vorgestellt!)
– fehlende Decals für die Instrumententafel (Eduard-Set erscheint in Kürze und wird hier vorgestellt!)
Trotz der genannten Punkte ist die Qualität und die Ausstattung des Bausatzes so gut, daß ich klar sage:
Absolut empfehlenswert! Ein Bausatz, der zeigt, was heute an Detailreichtum auch bei Großserien-Kits möglich ist!
KlausH