Lange Jahre war der M60A2 „Starship“ von Tamiya die einzige Möglichkeit in 1:35 den wenig rühmlichen Ableger der M60 Reihe zu bauen, abgesehen von verschiedenen Conversion Sets aus Resin. Relativ unbemerkt hat Academy nun einen neuen M60A2 Bausatz auf den Markt gebracht. Mal schauen wie neu der „Neue“ wirklich ist.
1959 entwickelten die USA eine neue Panzerabwehrwaffe. Hierbei handelte es sich um die MGM-51 Shillelagh Feststoffrakete. Als Trägersysteme wurden, neben dem M551 Sheridan, 1961 ein Fahrzeug auf Basis des M60 geplant – der M60A2. Genau wie die MGM-51 Shillelagh an sich kämpfte auch der M60A2 lange Zeit mit Kinderkrankheiten. Erst 1971 wurde die Serienproduktion aufgenommen und 1975 auch schon wieder eingestellt. Insgesamt wurden 526 Exemplare gebaut. Wer denkt, dass der Spitzname „Starship“ ein Hinweis auf ein modernes Waffensystem sein sollte liegt leider falsch. Die Besatzungen gaben dem M60A2 diesen Beinamen aufgrund seiner komplexen und fehleranfälligen Systeme. Bis 1981 waren dann auch sämtliche M60A2 aus dem aktiven Dienst entfernt. Die Wannen wurden dann entweder zu M60A3 oder M60 AVLB umgebaut.
Beim ersten Blick in die Schachtel beschlich mich dann doch dieses Gefühl, wenn man einen entfernen Bekannten nach Jahren noch mal trifft. „Den kennst Du doch irgendwo her?“. Academy hat offenbar zum Teil auf die Formen von älteren M60 Bausätze aus dem eigenen Haus zurückgegriffen und um die notwendigen Teile des charakteristischen Turms erweitert.
Im Innenbereich der Wanne finden sich noch“+“ und „-„ Zeichen. Offenbar ein Relikt aus einer Zeit in der Modelle noch mit Batterien betrieben wurden.
Im Prinzip sehen die Teile aber für ihr Alter noch recht gut aus, bis auf Beschädigungen im vorderen Bereich der Kettenbleche. Diese Beschädigungen sehen als wie verursacht durch ein Skalpell und waren auf beiden Seiten der Kettenbleche jeweils im vorderen Bereich zu finden. Mit etwas Spachtelmasse und Schleifpapier sollten diese aber schnell zu Korrigieren sein.
Nachtrag der Redaktion: Soeben erreichte uns eine Korrektur durch die Fa. Academy bzgl. der „Beschädigungen“ an den Kettenblechen, die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen:
„Die `Kerben´ auf den Schutzblechen sind Klebestellen für Teile, welche beim MAGACH 6B GAL BATASH benötigt werden. Es wird empfohlen, diese beim M60 abzuschleifen.“
Wir finden: Klasse Reaktion durch den Hersteller! Danke für die Klarstellung!
Im Gegensatz zu älteren Versionen hat Academy die ungeliebten Vinylkette gestrichen und die Kette vom Typ T97E2 als schön detaillierte Segmentketten beigelegt. Zu einem Vergleich der Kette mit Alternativen kommen wir später noch.
Hier und da finden sich auch Teile an Gussästen an denen man erkennt, dass sich in den letzten 2 Jahrzehnten doch einiges getan hat im Spritzgussbereich. Dem gezeigten Kommandanten sollte man vielleicht doch den verdienten Ruhestand gönnen und gegen Nachwuchs von z.B. Bravo6 oder Alpine austauschen.
Bei den neuen Spritzlingen für den Turm finden sich sehr schöne Darstellungen der Gussstruktur. Für die Laufrollen liegen die bekannten Polycaps bei.
Bei den Antriebsrädern gilt es sich genau an die Anleitung zu halten, da auch Räder für andere Versionen beiliegen.
Academy hat auch daran gedacht den neuen Spritzligen ein korrektes Bauteil für das Heck zu gönnen.
Abgerundet wird der Bausatz durch ein kleines Decalsheet, PE Teile für die Staukörbe und Klarsichtmaterial für den Suchscheinwerfer.
Wie bereits angekündigt haben wir uns bei den Ketten vom Typ T97E2 noch Alternativen angeschaut und mit den Segmentketten des Bausatzes verglichen.
Bei den schwarzen Einzelgliederketten handelt es sich um Ketten von AFV Club (Artikelnummer AF35005), bei den silbernen Einzelgliederketten um die Version von Friul (Artikelnummer ATL-142). Sowohl die Ketten von AFV Club als auch die Ketten von Friul passen optimal auf die Antriebsräder von Academy. Somit stünde einem Austausch nichts im Wege. Beim Betrachten der verschiedenen Optionen kamen wir aber zum Schluß, dass die Tiefe des Profil bei der Segmentkette von Academy am stimmigsten wirkte. Zusätzlich sollte man beachten, dass bei M60 die Ketten extrem straff gespannt waren. Durchhang wie bei vielen Panzern des 2. Weltkriegs sind hier fehl am Platz. Gerade hier wird der Segen zum Fluch. Die schweren Ketten von Friul korrekt zu spannen dürfte ein schwieriges Unterfangen werden. Ein Tip noch zu den Ketten von AFV Club : Das Plastik reagiert extrem empfindlich auf Enamelfarben bzw. Alterungsprodukte die auf Enamelfarben basieren.
Kurzum : Ausnahmsweise hat hier die Aftermarket nicht unbedingt die besseren Produkte und wir hoffen, dass Academy die Segmentketten vielleicht sogar als Einzelkit auf den Markt bringt.
Die Anleitung lässt zum eigentliche Bau keine Fragen offen. Lediglich bei der Zeichnung die erklären soll wohin welche Decals kommen legt sich die Stirn leicht in Falten. Sowohl für die Registration ID als auch die Einheitscodes lässt und Academy die Wahl zwischen 2 Optionen. Leider gibt Academy nicht eindeutig an welche Registration ID zu welcher Einheit gehört bzw. umgekehrt (die Markierungen gehören zur 2nd und 3rd Armored Division). Weitere Infos zu Einheit/Ort/Jahr sucht man leider vergebens. Leider eine Unart die sich durch Trumpeter/Hobby Boss immer weiter verbreitet. Beide Fahrzeuge sind in im MERDC Schema lackiert.
Stichwort MERDC : Wer sich für das Thema interessiert wird folgendes Links hilfreich finden :
http://gurth.home.xs4all.nl/afv/merdc.html
http://gallery.kitmaker.net/showgallery.php/cat/14775
http://sites.google.com/site/merdccamo/home
http://www.cybermodeler.com/armor/m60/m60_all.shtml
Fazit : Auch wenn der Bausatz nicht komplett taufrisch ist überholt er doch das Pendant von Tamiya aus dem Jahre 1972. Der Zusammenbau scheint auf den ersten Blick recht zügig von der Hand zu gehen. Somit stellt der M60A2 von Academy das optimale Modell für jemand dar, der sich schon immer an MERDC trauen wollte, sich aber nach einer langwierigen Bauphase eines komplexen Modells dann doch nicht getraut hat.
Wielange Academy den M60A2 Thron beanspruchen kann ist im Moment noch unklar. Sowohl AFV Club als auch Dragon stehen bereits in den Startlöchern mit entsprechenden Eigenentwicklungen.
Bis dahin gilt aber auf jeden Fall : Empfehlenswert
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