Eine neue Mustang im beliebten Maßstab 1:72 – braucht die kleine Plastikmodellbaugemeinde wirklich noch eine Mustang? Gibt es nicht schon genügend P-51?
Nun, ich glaube, man sollte sich den neuen Bausatz von Kovazávody Prostèjov erst einmal genauer anschauen, bevor man urteilt …
Zwei mittelgraue Gussrahmen enthalten alle notwendigen Teile zum Bau der Mustang:
Der Spritzling für die beiden Rumpfhälften:
Und der Gussrahmen für die Tragflächen:
Hinzu kommt noch ein kleiner transparenter Spritzling mit der (leider nur einteilig-geschlossenen!) Haube sowie einer Abdeckung für den Lande-scheinwerfer:
Die Rumpfhälften sind ordentlich detailliert und graviert:
Der Cockpitboden weist eine sehr schöne Holzmaserung auf:Allerdings sollte man seine Referenzliteratur zu Rate ziehen: Im Bausatz ist der Cockpitboden leicht gebogen (er folgt sozusagen dem Tagflächenprofil) – dies wäre für die P-51A korrekt. Ab der P-51B/Mustang III fanden gerade Cockpitböden Verwendung! Kein Drama, aber erwähnenswert …
Der Sitz ist ganz ordentlich …
… und wird mit den beigefügten Abziehbildern für das Gurtzeug ergänzt:
Hier sollte man überlegen, ob man nicht Aluminiumfolie benutzt und darauf dann die Abziehbildergurte klebt – man erreicht damit gewiss wesentlich mehr Plastizität als nur mit den Nassschiebern!
Das Instrumentenbrett ist einteilig zusammen mit der Abdeckung und den beiden Ruderpedalen gegossen – somit hat man eine zusammenhängenende, stabile und einfach zu verklebende Baugruppe:
Und wer mag, wartet einfach auf photogeätzte Zurüstteile …
Wer nicht warten möchte (und zudem seine Mustang mit geschlossener Haube baut) der dekoriert sein Instrumentenbrett mit dem beigefügten Abziehbild:
Völlig ausreichend, wie ich finde!
OK: Bei geöffneter Haube wäre der Einsatz von weiteren Detailsets sinnvoll …
Die Gravur deer Tragflächen ist sehr schön gelungen:
Aber hier hätte ich eine kleine Anmerkung: Die beiden MG-Öffnungen sollte man unbedingt aufbohren und mit Messingröhrchen aus dem Programm von Albion Alloys (ich empfehle die Packung Slide Fit Brass Pack SFT2 mit 0.3/0.5/ 0.7 und 0.9mm Durchmesser) ausstatten – die wesentlich realistischere Optik ist dem Bausatzteil um Längen überlegen!
(Albion Alloys sind u.a. bei Uschi van der Rosten in verschiedenen Durchmessern erhältlich)
Der Hauptfahrwerkschacht ist einfach nur spitze:
Die Details wissen zu überzeugen und sind meines Erachtens mehr als ausreichend.
Die dazugehörige Fahrwerksgruppe ist ebenso überzeugend detailliert:
Im Folgenden noch einige DEtailaufnahmen:
Hamilton Standard „cuffed“ Propeller und Spinner:
Die beiden verschiedenen Auspuffanlagen – links für die Mustang I und rechts für die P-51B/C:
Wie bei allen neuen Bausätzen aus dem Hause KP/AZ Model ist auch die Bauanleitung ein Musterbeispiel für graphisch ansprechende Gestaltung:
Der Bogen mit den Nassschiebebildern erlaubt insgesamt drei verschiedene Dekorationen und insbesondere die Schachbrettmuster der 317th Squadron reizen doch sehr – auch wenn mir persönlich der Sinn eher nach etwas exotischeren Markierungen steht:
Auf der Schachtelrückseite finden sich zwei der drei Markierungsvarianten wieder:
Die dritte finden wir auf der Bauanleitung selbst …
Mein Fazit: Endlich eine wirklich akkurate frühe „Mustang“ – insbesondere die Tragflächenvorderkanten, bislang bei fast allen Modellen das Hauptproblem, sind hier perfekt wiedergegeben.
Auch die Maßhaltigkeit kann sich sehen lassen:
Länge über alles: 9,83 Meter (= 136,52 mm im Maßstab 1:72; KP: 137 mm)
Spannweite: 11,277 Meter (= 156,625 mm im Maßstab 1:72; KP: 157 mm)
Man sollte jedoch nie vergessen, dass diese Messungen mit einer gewissen Skepsis zu betrachten sind: Bei aller Genauigkeit schleichen sich doch immer Messfehler ein, sodass alle meine Angaben unter Vorbehalt wiedergegeben werden.
Aber: Der Bausatz kommt zu fast 100 % an die Originalmaße heran – was will man mehr?
Interessanterweise gibt die Bauanleitung selbst eine Länge von 7,42 Metern und eine Spannweite von 10,28 Metern an – ein Fehler?
Wie von AZ-Model/Kovazavody Prostejov nicht anders zu erwarten, werden wir in naher Zukunft mit einer Unmenge von Markierungsvarianten rechnen dürfen.
Die Bausätze sind u.a. bei TOM-Modellbau oder Modellbaier zu bekommen; man kann aber auch direkt im online-shop des Herstellers bestellen: PayPal macht´s möglich!