Arado Ar 68 E in 1:48 von Roden # 427

Roden aus der Ukraine liefert schon seit langer Zeit aus seiner Kleinserienproduktion immer wieder Bausätze zu Vorbildern, die auf dem Modellbaumarkt nicht allzu verbreitet sind …
Aktuell hat Roden nun einen Bausatz der Arado 68 E herausgebracht und auch einen weiteren Kit der Version Ar 68 F angekündigt. Das Original stammt aus den mittleren 1930-er Jahren, als man in allen Luftwaffen der Welt allgemein noch glaubte, dass Jagdflugzeuge Doppeldecker mit offenem Cockpit und starrem Fahrwerk zu sein hatten und mit zwei leichten MGs völlig ausreichend bewaffnet sein würden. Gegenüber den Jägern des I.WK bestanden die Fortschritte lediglich in einer höheren Geschwindigkeit und Gipfelhöhe. Mit solchen Eigenschaften war die Ar 68 mit wohl leichten Vorteilen in den Flugeigenschaften, aber trotzdem geringer Produktionszahl, an der Seite der He 51 das Jagdflugzeug der Erstausstattung der Luftwaffe in der Zeit der Aufrüstung vor dem Zweiten Weltkrieg. Mit der Einführung der Bf-109 verschwand auch die Arados sehr schnell aus den Einsatzverbänden und wurde überwiegend in Flugschulen aufgebraucht. Letzteres ist wörtlich zu nehmen, da sie schließlich bis zur unvermeidlichen finalen Bruchlandung verwendet wurden.

Vor vielen Jahren gab es mal entsprechende Bausätze von Classic Airframes, die kaum noch zu bekommen sind und ohnehin nicht zu den besseren Ausgaben dieser Firma gehörten. Noch viel früher gab es auch noch einen Resin-Bausatz von Karo-As, der nur noch antiquarischen Wert hat. Was bringt uns nun Roden als aktuell einzige Ausgabe in diesem Maßstab auf den Basteltisch?

Im Karton (innen gut stabil) finden sich die Spritzgussäste in grau mit einem kleinen Klarsichtast, einem Decalbogen und der Bauanleitung:
Roden-427-Arado-Ar-68E-2 Arado Ar 68 E in 1:48 von Roden # 427Spritzast A bringt uns die Rumpfhälften und Teile für das Leitwerk und die Querruder:
Roden-427-Arado-Ar-68E-3 Arado Ar 68 E in 1:48 von Roden # 427Das Plastik ist kleinserientypisch. Etwas rau in den Oberflächen, in den großen Teilen ist Flash vorhanden, der allerdings nach Grundierung und Lackierung nicht mehr sichtbar sein sollte. Roden hat sich hier allerdings ein Vorbild ausgesucht, das zu großen Teilen stoffbespannt bzw. metallbeplankt war. Hier fallen die eingeschränkten Möglichkeiten der Kleinserienfertigung nicht so sehr ins Gewicht.

Die Rumpfhälften außen und innen hier mal etwas näher betrachtet. Innen sind Strukturen des Rohrrahmens nachgebildet. Außen sind der stoffbespannte Hinterrumpf und die metallbeplankten Bereiche vom Cockpit nach vorne gut dargestellt:

Die Leitwerksteile bilden die Stoffbespannung über der Rippenstruktur schön ab:

Spritzast B widmet sich der Cockpitinnenausstattung, dem Fahrwerk und den Querrudern der oberen Tragfläche:
Roden-427-Arado-Ar-68E-8 Arado Ar 68 E in 1:48 von Roden # 427Das Cockpitinnere wird aus Gitterrohrrahmen mit angespitzten Bedienelementen, dem Boden und dem Instrumentenbrett zusammengestellt, der Sitz muss etwas nachgearbeitet werden, da innen eine Auswerfermarke vorhanden ist. Insgesamt kann damit eine sehr feine Nachbildung entstehen. Das Instrumentenbrett (hierfür ist kein Decal vorhanden) muss allerdings komplett bemalt und am Sitz müssen Gurte ergänzt werden:

Das Hauptfahrwerk kann mit oder ohne Abdeckungen realisiert werden. An der Innenseite mit den Achsaufhängungen sind dazu Schnittlinien markiert. Die Vorbildmaschinen bei der Legion Condor hatten keine Abdeckungen, bei den Luftwaffenmaschinen waren überwiegend die Abdeckungen vorhanden, aber auch nicht immer. Wer also Wert auf Genauigkeit legt, sollte seine Nachbildung genau recherchieren:
Roden-427-Arado-Ar-68E-14 Arado Ar 68 E in 1:48 von Roden # 427Die Grenzen der Möglichkeiten für die Technik von Roden zeigen sich an der Nachbildung der MG-Rohre. Hier ist die richtige Struktur grundsätzlich durchaus zu erkennen, die Ausführung bedarf jedoch umfassender Nacharbeit, natürlich sind die Rohre vorne auch nicht geöffnet. Also nacharbeiten und bohren, oder aus einem anderen Bausatz ggf. nicht benötigte Rohre verwenden (ich habe da eine Idee…..) oder aber (Wortspiel?) für günstiges Geld Metallrohre der MG-17 verwenden:
Roden-427-Arado-Ar-68E-15 Arado Ar 68 E in 1:48 von Roden # 427Die großen Tragflächenteile sind am Ast C versammelt. Auch hier ist die Rippen- und Bespannungsstruktur schön dargestellt. In der großen oberen Tragfläche ist der eingangs schon erwähnte Flash stark vertreten. Auf den Fotos wirkt er wie Verformungen, tatsächlich sind die Tragflächen aber glatt:
Roden-427-Arado-Ar-68E-16 Arado Ar 68 E in 1:48 von Roden # 427Hier noch mal die Oberseiten der Tragflächen …

… und hier die Unterseiten, diese sind glatter als die Oberen. An beiden Tragflächen sind gute Befestigungslöcher für die Verklebung der Streben vorhanden:

Spritzast D enthält die Räder und die Verstrebungen:
Roden-427-Arado-Ar-68E-22 Arado Ar 68 E in 1:48 von Roden # 427Die Räder sind beinahe schon zu kräftig profiliert und sollten ggf. etwas heruntergeschliffen werden, wenn die Abdeckungen verwendet werden, verschwinden sie allerdings fast komplett in diesen. So lassen sich die Arbeiten auf den außen sichtbaren Bereich beschränken. Die markanten Streben sind allerdings sehr gut gelungen:

Schließlich bringt uns Ast E alle Teile für die Motorhaube und den Propeller. Die Version E hatte den Jumo-Motor der eine schlanke Bugpartie ermöglichte:
Roden-427-Arado-Ar-68E-26 Arado Ar 68 E in 1:48 von Roden # 427Die Detaillierung der Motorhaubenteile ist hier auf einem hohen Niveau gelungen:

Der Propeller hat zwei Sinkstellen, die verspachtelt werden müssen, ist aber kein großes Problem. Die Darstellung ist sehr massiv, entspricht aber im Vergleich mit Fotos wohl dem Original. Auch hier hat die Propellerhaube nur scheinbar einen Fehler, tatsächlich ist sie glatt:
Roden-427-Arado-Ar-68E-30 Arado Ar 68 E in 1:48 von Roden # 427Der kleine Klarsichtspritzast enthält zwei alternative Versionen des kleinen Windschutzes, die auch gut und klar sind:
Roden-427-Arado-Ar-68E-31 Arado Ar 68 E in 1:48 von Roden # 427Roden-427-Arado-Ar-68E-32 Arado Ar 68 E in 1:48 von Roden # 427Der Decalbogen enthält die großen Markierungen für die insgesamt vier Optionen, die aus dem Bausatz gebaut werden können. Weiterhin sind nur wenige Wartungshinweise enthalten. Der Druck macht einen fehlerfreien Eindruck:
Roden-427-Arado-Ar-68E-33 Arado Ar 68 E in 1:48 von Roden # 427Die Bauanleitung beginnt mit einer (sehr umfangreichen!) historisch-technischen Einleitung. Es folgen Hinweise zum Bau und die Farbangaben mit generischen Bezeichnungen sowie mit Vallejo- und RLM-Nummern. Die Farben lasse sich damit ohne Probleme auch in anderen Systemen finden. Weiterhin folgt eine Übersicht über die Spritzäste:

Das ist alles gut so und auf ordentlichem Niveau. Die folgende Montageanleitung erstreckt sich über vier Seiten und ist Old-Style in Schwarz-Weiß, teilweise mit Anlehnungen an Explosionszeichnungen, da wo die Übersicht dadurch nicht erschwert wird. Da die Bausatzkonstruktion nicht sehr kompliziert ist, kommt man damit schon ohne Probleme zum angestrebten Ergebnis:

Schließlich gibt es je eine Vier-Seiten-Ansicht für die Lackierung und Decalanbringung für jede der vier Markierungsalternativen. Dies sind drei Legion-Condor-Maschinen in grau, die sich nur in den Nummerierungen teilweise unterscheiden:

Die vierte Option ist eine Luftwaffeneinsatzmaschine im grünen Segmentanstrich mit hellblauen Unterseiten. Dies ist der Standardanstrich in der letzten Einsatzphase. Das hier angegebene Jagdgeschwader 141 war zu dem Zeitpunkt schon ein Zerstörergeschwader, dies hat aber keinen Einfluss auf die Lackierung und Markierung:
Roden-427-Arado-Ar-68E-44 Arado Ar 68 E in 1:48 von Roden # 427Im Einsatz bei der Luftwaffe gab es noch eine ganz Reihe von Lackierungsalternativen, die zur Verwendung kamen. Zum einen komplett in grau, dann der Werksanstrich in grau mit einem lindgrünen hinteren Oberrumpf mit einem gleichfarbigen abgesetzten Streifen und in grau mit Geschwaderkennfarben ggf. wiederum mit abgesetztem Streifen auf dem gesamten Oberrumpf bis zur Motorabdeckung mit gebogener Farbgrenze über den ganzen Motorbereich. Diese Kennfarben gab es z. B. in Schwarz, Rot, Gelb, Blau, Braun und sogar in Orange, also recht farbenfroh.

Abgeschlossen wird die Anleitung durch eine Übersicht zur Anbringung der Bespannung, die nicht allzu umfangreich ausfällt und für die gute Befestigungspunkte vorhanden sind. Hier kann man sich also auch erste Erfahrungen mit Verspannungen erarbeiten. Dies gilt auch für die Konstruktion der Doppeldeckerkonfiguration. Die Anforderungen an die sonstige Montage sind nicht zu hoch, so dass hier ein Bausatz vorliegt, der keine umfassenden Erfahrungen im Bau von verstrebten Doppeldeckern erfordert; ein paar andere Modelle sollte man allerdings schon mal zusammen bekommen haben:
Roden-427-Arado-Ar-68E-45 Arado Ar 68 E in 1:48 von Roden # 427Roden hat mit diesem Bausatz aus seinen technischen Möglichkeiten ein gutes Angebot für die einzige aktuelle Möglichkeit zur Realisierung nach dem Vorbild in 1:48 gemacht. Der Bausatz ist besser als die vorherigen für diesen Typ. Die Verkaufspreise liegen auf niedrigem Niveau und insoweit ist das Preis-Leistungs-Verhältnis sogar als sehr gut zu bewerten. Eduard hat eine Ätzteilplatine für diesen Bausatz angekündigt, der bestimmt die eine oder andere Stelle noch verbessern wird. Zu hoffen ist auch auf eventuell den einen oder anderen Decalsatz für die anderen Lackierungen im Luftwaffeneinsatz. Einzelne Arados wurden sogar noch in den ersten provisorischen Nachtjagdstaffeln verwendet.

Mit der demnächst erscheinenden Ar 68 mit dem BMW-Motor wird dann auf diesen Stand aufgebaut. Freuen wir uns darauf und darüber, dass ein Hersteller sich dieses Themas annimmt.

Erhältlich ist dieser Bausatz über GLOW2B im Fachhandel, zum Beispiel bei Dukmodell.

Hermann Geers, Wietmarschen