Als ich die Anzeige für diesen Bausatz sah, konnte ich nicht widerstehen und einige Tage später war ich zwar um einige Euro ärmer, aber hatte zwei wirklich eindrucksvolle Bausätze vor mir liegen …
Bevor ich jedoch die Bausätze im Detail vorstelle, kurz ein paar Sätze zum Vorbild:
Der britische Panzerwagen Austin hat seinen Ursprung in einer Anforderung des russischen Generalstabes nach gepanzerten Gefechtsfeldfahrzeugen. Da jedoch die russische Industrie nicht dazu in der Lage war, solche Fahrzeuge in ausreichender Menge zu produzieren, wandte sich die zaristische Regierung an Großbritannien und speziell an den Fahrzeughersteller Austin.
Die Austin Motor Co. Ltd. in Longbridge, Birmingham, produzierte dann im September 1914 einen Panzerwagen nach russischen Vorgaben:
Bewaffnet mit zwei Maschinengewehren in unabhängig voneinander rotierenden Türmen sowie eine komplette Panzerung (auch des Daches) von bis zu 4mm.
Der russische Generalstab bestellte insgesamt 48 dieser „Austin Mk. I“ Panzerwagen als „Brone-avtomobil (Panzerautomobil) Ostin“. Diese „Ostin“-Panzerwagen waren jedoch derart dünn gepanzert, dass sogar MG-Geschosse ihre Panzerung durchdringen konnten. Deswegen wurden in den russischen Izhorski-Fabriken 7mm dicke Panzerplatten verbaut.
Russland bestellte dann nochmals 60 Austin Mk. II, die ab August 1915 geliefert wurden. Unterschiede waren ein stärkerer Motor in Verbindung mit einem stärkeren Chassis, um das höhere Gewicht der 7mm Panzerung tragen zu können. Ausserdem wurde das Dach oberhalb des Fahrerplatzes geändert, um den MGs ein ungehindertes Schussfeld nach vorne zu geben. Ausserdem wurden seitliche Schutzschilde für die Maschinegewehre eingebaut.
In Russland baute man dann noch einen Erker am heck ein, um einen Rückwärtsfahrer dort unterzubringen – eine einsatztaktisch unverzichtbare Modifikation!
Im August 1916 wurden dann nochmals 60 Austin Mk. III geordert:
Ein wesentlich schmalerer Panzeraufbau sorgte für eine schlankere Silhouette des Panzerwagens; die großen Sichtklappen waren mit gepanzertem Glas versehen und ein Platz für den „Rückwärtsfahrer“ schon „ab Werk“ eingebaut.
Der Austin Mk. IV, das abschließende Modell, hatte dann eine geänderte Bewaffnung und auf der Hinterachse eine Zwillingsbereifung.
Beiden Bausätze unterscheiden sich eigentlich „nur“ durch die Bewaffnung und Bereifung – entsprechend liegen jeweils eigene Gussrahmen bei.
Die Bausatznummer 72007 stellt einen mit Maksim-MG bewaffneten Austin Mk. III dar:
Der Bausatz beinhaltet den Gussrahmen B mit zwei Maxim MGs:
Die Einfachbereifung dieser Variante ist sehr schön wiedergegeben:
Die Benietung des Panzerkastens – einfach superb:
Sogar der Unterboden des Chassis ist recht detailliert wiedergegeben:
Noch einmal das Panzerkastenoberteil:
Die Bauanleitung ist graphisch ansprechend gestaltet und hat sogar eine Mehrseitenansicht des Austin im Maßstab 1:72 zu bieten:
Mit den Abziehbildern lassen sich mehrere Austin in russischen, ukrainischen, finnischen, österreichisch-ungarischen und deutschen (Freikorps-) Diensten darstellen:
Die Bausatznummer 72008 stellt einen Mark IV Austin mit den 8mm Hotchkiss-MGs und geänderter Bereifung dar:
Der einzige Unterschied ist der Spritzling „C“ mit den beiden Hotchkiss-MGs und alternativen Reifen/Kotflügeln:
Gussrahmen C einzeln:
Die Kotflügel des Mk. IV:
Die geänderte Bereifung:
Und die beiden Hotchkiss-MG mit den MG-Blenden:
Die Bauanleitung weist wieder eine Mehrseitenansicht im Maßstab 1:72 sowie detaillierte Informationen zum Bau der einzelnen Fahrzeugvarianten auf:
Mit dem beigefügten kleinen Bogen …
… lassen sich insgesamt 4 britische, 1 australischer, 1 japanischer sowie 2 weissrussische Fahrzeuge aus dem Bürgerkrieg bauen:
Mein Fazit zu diesen hübschen kleinen Bausätzen fällt durchweg positiv aus:
Sehr gut gespritztes Plastik ohne Fehl und Tadel;
Hervorragende Passgenauigkeit (ich habe bereits einen Austin komplettiert und hatte keinerlei Probleme beim Bau!);
Eine wirklich exotische Vorbildauswahl und tolle Markierungsvarianten machen diese Bausätze zu einem absoluten „Muss“ für Fans früher Panzerfahrzeuge!