Fly Jet-Provost T 4 in 1:48 von FLY # 48019

Also ordentlicher Modellbauer habe ich natürlich immer eine Reihe von Projekten die „bald“ begonnen werden sollen oder auch schon angefangen sind und der Vollendung harren. Dazu gehören bei mir auch die RAF-Trainer Hawk und Gnat mit attraktiven Lackierungen. Was liegt da näher, als bei der diesjährigen Euro-Modell-Expo gleich noch mal beim durch die Gänge schlendern in den Karton von Fly für deren Vorgänger Jet-Provost zu schauen? Ein Händler bot ihn zu einem günstigen Kurs mit noch 10% Rabatt an; der der Inhalt dann auf den ersten Blick gefallen konnte, habe ich mal zugeschlagen und es auch auf den weiteren genauen Blick nicht bereut …
Das Original wurde als Anfangstrainingsflugzeug und in einer Ableitung als leichtes Bodenangriffsflugzeug unter der Bezeichnung Strikemaster ab Mitte der 1950-er Jahre in mehreren hundert Exemplaren hergestellt und stand bis Anfang der 1990-er Jahre im Dienst.

Die Firma Fly hat ein recht umfangreiches Angebot an durchaus auch seltenen Bausätzen und Zubehör in den gängigen Maßstäben, die im Short-Run-Verfahren hergestellt werden. Der schon seit einigen Jahren erhältliche Bausatz der Jet-Provost („Provost“ hat die Bedeutung von „Hoch-/Schulrektor“ und steht so etwa in der Tradition der britischen Bezeichnungen von Schulflugzeugen wie z. B. auch der „Magister“) ist immer noch die einzige Möglichkeit zur Realisierung eines Modells in Spritzguss in diesem Maßstab.

Im Faltkarton finden sich zwei Spritzäste mit bräunlich-grauen Plastikteilen und einer mit Klarsichtteilen, ein Beutel mit Resinteilen, der Decalsatz und die Bauanleitung:
FLY-48019-Jet-Provost-2 Fly Jet-Provost T 4 in 1:48 von FLY # 48019Die Teileanzahl ist also übersichtlich, der Kunststoff lässt sich gut mit landläufigem Plastikkleber verkleben.

Der erste Spritzast enthält die beiden Rumpfhälften:
FLY-48019-Jet-Provost-3 Fly Jet-Provost T 4 in 1:48 von FLY # 48019Der Guss ist für Short-Run gut gelungen. Typischerweise sind keine Passstifte vorhanden und die Gravuren sind an einigen Stellen nicht ganz vollständig durchgezogen. Nachdem ich den Bau schon angefangen habe, kann ich aber sagen, dass dies nicht so problematisch ist bzw. mit einer Graviernadel schnell behoben werden kann. Dafür gibt es aber schön glatte Oberflächen, versenkte Gravuren und einige erhabene Oberflächen:

Am zweiten Spritzast sind die Teile für die Tragflächen mit den Tiptanks, die Höhenleitwerke, Cockpit und Fahrwerk:
FLY-48019-Jet-Provost-6 Fly Jet-Provost T 4 in 1:48 von FLY # 48019Die Spritzqualität ist wie bei den Rumpfteilen:

Das Instrumentenbrett hat sehr feine Strukturen, für die Instrumente ist auch ein Decal vorhanden:
FLY-48019-Jet-Provost-10 Fly Jet-Provost T 4 in 1:48 von FLY # 48019Im Zipbeutel finden sich dann Resinteile für die Lufteinläufe, das Cockpit mit Schleudersitzen, die Räder (kommen auf dem Foto schlecht rüber, bitte weiter unten lesen) und einige Kleinteile:
FLY-48019-Jet-Provost-11 Fly Jet-Provost T 4 in 1:48 von FLY # 48019Die Teile für die Lufteinläufe haben ebenfalls vertiefte Gravuren:
FLY-48019-Jet-Provost-12 Fly Jet-Provost T 4 in 1:48 von FLY # 48019Die Cockpitwände und die sonstige Ausstattung fürs Cockpit verfügen über einige Details, bei einem Steuerknüppel war das Oberteil abgebrochen, das lässt sich aber ersetzen:

Die Räder sind tatsächlich schön rund und habe eine feine Darstellung der Felgen:
FLY-48019-Jet-Provost-15 Fly Jet-Provost T 4 in 1:48 von FLY # 48019Die beiden Schleudersitze sind sehr detailreich. Mit ein wenig Nachputzarbeit und einer schönen Farbgebung können sie zum Highlight im Cockpit, das insgesamt einen wirklich guten Eindruck vermittelt, werden:
FLY-48019-Jet-Provost-16 Fly Jet-Provost T 4 in 1:48 von FLY # 48019Die Klarsichtteile sind ebenfalls von guter Qualität und schön klar, zumal die zweiteilige Cockpithaube etwas dick ausgefallen ist. Aber die ist auch der Short-Run-Technik geschuldet und dafür ist die Ausführung ausgesprochen gelungen:
FLY-48019-Jet-Provost-17 Fly Jet-Provost T 4 in 1:48 von FLY # 48019Der umfangreiche Decalsatz macht einen sehr guten Eindruck, Fehler sind nicht zu erkennen. Der Druck z. B. bei den Wappendarstellungen ist sehr fein. Es sind auch etliche Stencils vorhanden. Ob die Wellenlinien für die Tiptanks tatsächlich auf rotem Grund decken kann ich noch nicht sagen, da ich mit dem Bau noch nicht so weit bin. Zur Sicherheit werde ich eine Kopie machen und diese Flächen als Vorlage für Abklebestreifen nehmen:
FLY-48019-Jet-Provost-18 Fly Jet-Provost T 4 in 1:48 von FLY # 48019Die vier teilweise sehr farbenfrohen Markierungsalternativen aus dem Bausatz sind auf der Rückseite des Kartons abgebildet. Mir persönlich hat es die rot-weiße Version mit dem Ara-Papagei, der der Kunstflugstaffel den Namen gab, ganz besonders angetan. Die Farben werden an der Seite des Kartons unter Angabe von Humbrol oder Tamiya Farbnummern weiter beschrieben. Die Farben von anderen Herstellern können daraus abgeleitet werden:
FLY-48019-Jet-Provost-19 Fly Jet-Provost T 4 in 1:48 von FLY # 48019Für die Aufbringung der Stencils enthält die Bauanleitung eine feinteilige Beschreibung:
FLY-48019-Jet-Provost-20 Fly Jet-Provost T 4 in 1:48 von FLY # 48019Die eigentliche Bauanleitung ist eine alter Art, also in schwarz-weiß ohne besondere Markierungen der Klebestellen usw. . Nach einer Übersicht über die Bausatzteile und einer allgemeinen Benennung der Farben für die Innenbereich folgen Hinweise für die Farbgebung der Schleudersitze und danach in 16 weiteren Schritten der eigentliche Zusammenbau. Zum Schluss folgt noch einmal eine Übersicht über die Anbringungspunkte der verschiedenen Kleinteile am Rumpf mit Hinweisen auf einige Drahtantennen, die dem Bausatz nicht beiliegen:

Die Anleitung ist damit sehr vollständig und allemal ausreichend, trotz „Old-Style“.

Insgesamt ein sehr feiner Bausatz, auch mal so für zwischendurch, mit dem ein schneller Bauerfolg eines nicht alltäglichen Vorbilds möglich ist. Auch für Anfänger sehr geeignet. Nicht auf Super-Duper-Spitzen-Top-Niveau, aber das soll er ja auch gar nicht sein und der Hersteller behauptet das auch nicht. Modellbauspaß pur lässt sich aus ihm jedoch gewinnen und das ist ja der eigentliche Kern unseres schönen Hobbys.

Hermann Geers, Wietmarschen