Horten Ho229A-1 Flying Wing 1:48 Dragon (#5505)

Mittlerweile liegt die Messlatte bei der Horten 229 in 1:48 eher bei dem Bausatz von Zoukei-Mura. Zum ungefähr halben Preis kann man aber mit etwas Glück die Ausgabe von Dragon von 1992 erhaschen – Wie schlägt sich der Bausatz 25 Jahre nach der Erstauflage ?

Box-800-1 Horten Ho229A-1 Flying Wing 1:48 Dragon (#5505)

Vorbild

Die Gebrüder Horten (Reimar und Walter) experimentierten bereits sehr früh mit flugfähigen Nurflügelmodellen, wobei ab 1933 mit der H I dann Segelflugzeuge folgten. Als ab 1943 die ersten Strahltriebwerke verfügbar waren befassten sich die beiden Brüder mit einem Entwurf, der nach Wünschen von Hermann Göring eine Last von 1000kg Bomben bei einer Geschwindigkeit von 1000 km/h über eine Reichweite von 1000 km zum Ziel bringen sollte.
Das Ergebnis war die zum größten Teil aus Holz gebaute Horten H IX. Während die V1 noch ein unmotorisiertes Segelflugzeug war, war die V2 mit 2 Jumo-004-B2-Strahltriebwerk mit jeweils 8,7 kN Schub ausgestattet. Der Erstflug der V2 war am 02.02.1945. Bei einem erneuten Testflug am 18.02.1945 stürzte der Pilot Erwin Ziller jedoch mit der V2 ab und starb. Am 14.04.45 erbeuteten US Truppen in der Fertigungsstätte in Friedrichroda den fast fertiggestellten dritten Prototypen. Dieser wird zur Zeit im Steven F. Udvar-Hazy Center (Smithsonian National Air and Space Museum) in Virginia restauriert. Somit kam die Horten Ho 229, geschweige denn eine Horten Ho  229A-1, nie zum Einsatz. Während die Bezeichnung Horten H IX noch für die Versuchsmuster verwendet wurde, wäre die Bezeichnung „Horten Ho 229“ für die Serienmuster zur Verwendung gekommen. Teilweise findet sich in der Literatur auch die Bezeichnung „Gotha Go 229“, da die Serienproduktion bei der Gothaer Waggonfabrik ablaufen sollte.

Bausatz

Dragon betitelt den Bausatz als Horten Ho 229A-1. Da es nie eine einsatzfähige Horten Ho 229, geschweige den eine A-1 Variante gegeben hat, positioniert Dragon den Bausatz deutlich in den „What If“ bzw. „Luft ’46“ Bereich. Ursprünglich stammt der Bausatz aus dem Jahre 1992, wurde aber 2016 neu aufgelegt. Wir wollen aber nicht verschweigen, dass viele Händler den Bausatz zwar gelistet, aber nicht vorrätig haben. So mussten wir ca. 1 Jahr warten bis wir ein Exemplar erhielten.

An der Seite der Box finden wir 3 Photos eines gebauten Modells:
Box Horten Ho229A-1 Flying Wing 1:48 Dragon (#5505)

Gussast A

Bei einem Nurflügler von einem Rumpf zu sprechen mag zwar etwas paradox klingen, trotzdem wollen wir diesen Begriff hier für den mittleren Teil des Flugzeuges verwenden.

A Horten Ho229A-1 Flying Wing 1:48 Dragon (#5505)
Die Gravuren wirken im Vergleich zu aktuellen Bausätzen zum Teil etwas verwaschen und recht breit.

Gussast B

Weiter geht es mit Gussast „B“ an dem wir einen Teil der Gitterrohrkonstruktion finden, die bei der Ho 229 die Basis für den Rumpf bildete.

B-1 Horten Ho229A-1 Flying Wing 1:48 Dragon (#5505)
Hier und da findet sich etwas Grat an den Teilen, wobei sich dieser recht einfach entfernen lassen sollte.

Gussast C

Weitere Teile des Gitterrohrrahmens sowie das Fahrwerk finden wir am Gussast „C“. In der Regel verfügten deutsche Flugzeuge über ein klassisches Spornradfahrwerk, auch wenn bereits am 08.06.1939 eine Focke Wulf Fw 58 testweise mit einem Bugradfahrwerk ausgestattet wurde.  Die Ho 229 wurde, wie z.B. auch die Me 262 oder Ar 234 mit einem „modernen“ Bugradfahrwerk ausgestattet. Hierbei fällt besonders das Bugrad auf, dass bei der Horten weitaus größer als die hinteren Räder ist.

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Die Räder hat Dragon durch schön dargestellt und fein detailliert. Für das Instrumentenbrett liegt leider nur ein Plastikteil dabei. PE Teile oder wenigsten ein Decal um die feinen Instrumente darzustellen gibt es leider nicht.
Unter der Artikelnummer 48159 gab es ab 1995 ein PE Zurüstset von Eduard, dass unter anderem über bedruckten Film zur Darstellung der Instrumente verfügte. Leider ist dieses Set aber nicht mehr in Produktion.

Gussast D

Was macht einen Nurflügler aus ? Natürlich die Flügel bzw. Tragflächen. Diese finden wir nun am (durchgebrochenen) Gussast „D“. Auch hier wirken die Gravuren recht breit und weich.

Die Steuerflächen sind einzeln ausgeführt und können somit, aus der Schachtel gebaut, nicht eingelenkt dargestellt werden.

Gussast F

Der doppelt beiliegende Gussast „F“ wartet, neben der Bewaffnung, nun mit den Junkers Jumo 004 Strahltriebwerken auf.
Nebenbei : Dieses Strahltriebwerk war das erste, dass es zur Serienreife schaffte. Insgesamt wurden 6010 Triebwerke hergestellt,  von denen 4752 ausgeliefert wurden.

F-1 Horten Ho229A-1 Flying Wing 1:48 Dragon (#5505)
Vergleicht man die Detaillierung der Triebwerke zwischen Dragon (1992) und Zoukei Mura (2015) fallen die 23 Jahre zwischen den beiden Bausätzen doch deutlich auf. Die verschiedenen Leitungen und Kabel werden bei Dragon lediglich rudimentär angedeutet. Von einer Wartungsszene sollte also eher Abstand genommen werden.

Klarsichtteile

Die wenigen Klarsichtteile sind schlierenfrei gegossen. Da die Kanzel zweiteilig ausgeführt ist, kann diese auch offen dargestellt werden.

 

PE Teile

Immerhin liegt dem Bausatz eine kleine PE Platine bei. Der Großteil Bauteile dient zur Darstellung von Schnallen der Gurte. Die Gurte an sich sollen, laut Anleitung, aus Papier zurecht geschnitten werden.
Eine mögliche Alternative wären hier z.B. das Gurtsets „Seatbelts Luftwaffe Fighters“ oder „Seatbelts Luftwaffe WWII fighters STEEL“ von Eduard.

PE-1 Horten Ho229A-1 Flying Wing 1:48 Dragon (#5505)

Decals

Die Decals, die von Cartograf gedruckt wurden, enthalten die Markierungen für zwei (fiktive) Maschinen. Ebenso enthalten sind entsprechende Wartungshinweise.

Decals-1 Horten Ho229A-1 Flying Wing 1:48 Dragon (#5505)
Wer wirklich ganz genau hinschaut wird sich dabei über die Anweisung „Ver dem Aafbacken Rumpfende mit 500 kg belasten“ wundern.

Bauanleitung

„Kurz“ – Dieses Adjektiv drängt sich förmlich beim ersten Blick auf die Anleitung auf. Auf 3 Seiten bzw. 9 Bauschritten werden der eigentliche Bau beschrieben, 2 weitere Seiten zeigen die beiden Markierungsvarianten. Die restlichen 3 Seiten zeigen einen Einführungstext in 6 verschiedenen Sprachen (darunter Englisch, Deutsch, Französisch,Italienisch und zwei asiatische Sprachen), Farbangaben ( Gunze Aqueous Hobby Color, Mr. Color, sowie Klarnamen in 5 Sprachen, sowie einen Übersichtsplan der Gussäste.

Die Markierungsvarianten sind wie folgt betitelt :

  • Ho 229 A-1 Berlin 1945
  • Ho 229 A-0 Friedrichsrooe 1945 (vermutlich ist „Friedrichroda“ in Thüringen gemeint)

Natürlich sind sowohl die Tarnung als auch die Markierungen rein fiktiv. Somit ergibt sich für den Modellbauer auch die Möglichkeit die Tarnung nach eigenen Spekulationen zu lackieren bzw. mit Markierungen aus der Restekiste zu versehen – „What if“ eben.

Fazit:

Zugegeben, der Vergleich zwischen dem Dragon Bausatz von 1992 und dem Zoukei Mura von 2015 ist schon unfair. Andererseits drängt er sich nun mal auf, da es die Horten 229 nur von diesem beiden Herstellern gab. Natürlich ist die Variante von Zoukai Mura dem 23 Jahre älteren Konkurrenzprodukt in fast allen Belangen überlegen. Es gibt aber 2 Punkte in denen Dragon ganz klar die Nase vorn hat :

  • Preis
  • Einfacherer Bau mit wenig Teilen und einem schnellen Endergebnis

Kurzum: Wer einfach mal ohne viel Aufwand und Recherche ein schnelles „What if“ Projekt mit selbst entworfenem Tarnschema umsetzen möchte, oder einfach mal neue Lackierung- und Alterungstechniken erproben möchte ist bei der Offerte von Dragon richtig. Wer von Details nicht genug bekommen kann und auch einen aufwendigeren Bau nicht scheut ist dagegen bei Zoukei Mura richtig aufgehoben.

Kurzum: Alt, aber definitiv noch empfehlenswert !

Und wem die Horten 229 noch nicht genug „What if“ ist :
Dragon bietet unter der Artikelnummer „5511“ eine doppelsitzige Horten Ho 229B Nachtjäger an.

Erhältlich bei Der Sockelshop:


Zwar können wir leider nicht mit einem Walkaround einer Ho 229 aufwarten, dafür haben wir aber ein paar Photos eines Junkers Jumo 004 Triebwerkes aus der Flugausstellung Hermeskeil für Sie beigefügt. Falls Sie den Ehrgeiz haben die Triebwerke des Dragon Bausatzes vorbildgerecht mit Leitungen und Kabel zu bestücken, sollten diese Photos Ihnen gute Dienste leisten.

Weitere Photos der Flugausstellung Hermeskeil finden Sie hier.