Den neuen Bausatz hatten wir vor einigen Tagen hier vorgestellt. Er ist für den heimischen Markt in einem sehr stark nachbefragten Maßstab so interessant, dass wir hiermit einen ausführlichen „Nachschlag“ folgen lassen wollen …
Zunächst wollen wir uns einmal der Trockenpassung widmen. Sie gibt wertvolle Hinweise für die spätere tatsächliche Passung, die üblicherweise noch besser ausfällt, als bei Trockenversuchen.
Hier sind schon mal alle wesentlichen Rumpfteile und auch die Haupt- und Bugfahrwerkschächte montiert, Vorflügel, Landeklappen und Querruder fehlen noch. Sieht schon mal sehr gut aus. Die Linien des Originals werden sehr passend wiedergegeben.
Jetzt näher ran an die Bugpartie. Cockpitwanne und Elektronikbucht machen schon so einen guten Eindruck. Das Instrumentenbrett ist noch nicht drin:
Nun ein kleiner Walkaround um den oberen Rumpf. Die feinen Gravuren und Nietdarstellungen sind sehr gelungen:
Die Rumpfunterseite ist ebenfalls mit den locker aufgelegten beiden größten Einbauteilen für den Bugfahrwerkschacht und über den Hauptfahrwerkschacht komplettiert:
Auch hier weitere Nahaufnahmen. Die Löcher für die Raketenträger sind hier schon gebohrt. Der Zusammenbau mit dünnflüssigem Kleber sollte ein sehr gutes Ergebnis erbringen:
Die Trockenpassungsprobe ergibt damit insgesamt ein sehr gutes Ergebnis. Fehler sind nicht zu erkennen. Die Passform scheint vielmehr sehr gut gelungen. Die Gravuren der verschiedenen Teile liegen passend aneinander.
Zum Vergleichstest mit dem Hasegawa-Bausatz legen wir nun mal die Rumpfhälften direkt nebeneinander. Zunächst erst mal zwei Rumpfhälften direkt so nah wie es geht aneinander geklebt. Näher geht es nicht, ohne die Passstifte abzuschneiden, das kommt aber nicht in Frage, da ich beide Bausätze bestimmt noch bauen werde. Das etwas hellere Plastik oben ist Hasegawa, unten ist Kinetic:
Die Rümpfe liegen in den Außenmaßen also fast komplett beisammen. Vergleiche mit Risszeichnungen ergeben für beide Bausätze sehr hohe Genauigkeit.
In der Nahansicht sind auch die Gravuren in den Grundsätzen gleich, gelegentlich aber auch etwas verschoben. Bei fertig gebauten Modellen sind diese Unterschiede bestimmt nicht mehr zu erkennen. Es lässt sich allerdings feststellen, dass die Gravuren und insbesondere die Nietdarstellungen bei Kinetic etwas feiner sind, die Abstände und die Punkte sind sichtbar kürzer bzw. kleiner. Wer hätte das bei der Bausatzankündigung gedacht??
Nun die Rumpfhälften übereinander. Oben wieder das etwas hellere Hasegawaplastik, unten und etwas dunkler Kinetic
Unterschiede in der generellen Konstruktion finden sich insbesondere bei den Lufteinläufen. Kinetic hat zusätzlich ein Einbauteil für den Bremsschirmbehälter im Unterrumpf im Bausatz.
Die Nahbetrachtung des Rumpfhecks im Triebwerkbereich zeigt einiges an interessanten Unterschieden:
Die schon angesprochenen Kennleuchten (Klarsichtteile im Bausatz) sind eingekreist. Hier erscheint mir die Lösung von Kinetic etwas modellbaufreundlicher (keine Bohrungen erforderlich, Montage erst am Ende des Baus), aber auch filigraner. Auch das Innere der Luftbremsenbehälter wirkt feiner. Die Gravuren sind auch hier bei Kinetic feiner und es ist eine große glatte Fläche ohne Gravuren vorhanden. Letztere ist nach belastbaren Erkenntnissen korrekter als die Ausführung bei Hasegawa mit den vielen Nietpunkten.
Weiter nach vorne im Tragflächenbereich ist die Situation gleichartig:
Weiter voran in den Bugbereich ist ebenfalls im Großen und Ganzen die gleiche Geometrie vorhanden; bei den Gravuren aber etwas mehr Feinheit bei Kinetic. Der untere Bereich bei Kinetic ist auf den Fotos nicht so gut zu sehen, das folgt gleich noch:
Also nun die Unterseiten noch einmal besonders. Links Hasegawa, rechts Kinetic. Die Bewertung fällt ebenso aus, wie vorher in den anderen Bereichen:
Jetzt insbesondere die Seitenleitwerke gespiegelt aneinander:
Wieder sind Kinetics Nietpunkte feiner. Nun sind aber auch einige Paneele unterschiedlich. Hasegawa hat drei Blöcke auf der Oberfläche und am Rumpf-/Leitwerkansatz richtige hervorstehende Verstärkungen dargestellt. Nach dem Vergleich mit Vorbildfotos sind diese als zu kräftig dargestellt zu bewerten. Im Paneel vorne unten hat Kinetic vier runde Deckel, Hasegawa keine. Hierzu ergibt sich als der Literatur und Vorbildfotos, dass beide Versionen vorgekommen sind.
Nach dem Erscheinen des Hasegawa-Bausatzes und der Kritik an der Nietdarstellung dort hat Daco einen sehr umfangreichen Update-Bausatz erstellt, der nahezu alle Flächen, Ruder und Klappen neu und mit mehr glatten Bereichen sowie sehr nützliche Zusatzteile für Ausrüstung und Bewaffnung lieferte.
Die Tragflächen aus den drei Bausätzen stellen wir hier einmal beispielhaft dar.
Die Hasegawa-Tragfläche mit Gravuren und den vielen Nieten auf der gesamten Tragfläche verteilt:
Die Tragfläche aus dem Daco-Set. Hier sind nur noch die mit Hasegawa identischen Gravuren rund um die häufig geöffneten Kontrollklappen für die Querrudersteuerung ohne Nietdarstellung und eine Kreisgravur um den Hauptbefestigungspunkt für den Tragflächenträger vorhanden, ansonsten ist alles glatt:
Nun die Tragfläche von Kinetic. Die gleichen Gravuren wie bei den beiden anderen Herstellern. Feinere Niet- bzw. Schraubendarstellungen als Hasegawa, aber nur an den Rändern der Tragfläche und der Paneele für die og. Kontrollklappen (das ist realistisch, da die Schrauben dort regelmäßig geöffnet wurden) sowie am Übergang zum Rumpf:
Hier alle drei Tragflächen nebeneinander. Die äußeren Abmaße sind alle gleich:
Eine Bewertung anhand der technischen Zwecke und vorliegender Close-Up-Fotos führt für mich zu dem Ergebnis, dass die Darstellung von Kinetic der Realität am Nächsten kommt. Insbesondere Hasegawas flächendeckende Nietdarstellungen sind (vielleicht von sehr seltenen Ausnahmen abgesehen) nicht vorbildgetreu, da der größte Teil der Niete vor der Lackierung verspachtelt wurde.
Dies gilt gleichermaßen für alle anderen Flächen, Klappen und Ruder, die bei allen Bausätzen die gleichen Außenmaße haben.
Insgesamt ist damit Kinetics neuer Bausatz als der aktuell Beste im Maßstab 1:48 zu bewerten. Dies gilt auch unter Preis-Leistungs-Gesichtspunkten. Erst recht, wenn bei dem anderen Bausatz für die Detaillierung und/oder die Ausstattung als „Viertanker“ noch nachgelegt werden soll. Andererseits besteht auch kein Grund dazu, die schon gekauften Bausätze aus Japan in die sprichwörtliche „Tonne zu treten“. Etwas Zusatzarbeit für‘s Verspachteln sollte man allerdings investieren.
Hermann Geers, Wietmarschen