Nachdem ein Hersteller extrem detaillierter und schon unter normale Marktbedingungen auch vergleichsweise hochpreisiger 32-er Modelle von Flugzeugen aus dem Ersten Weltkrieg aktuell vom Markt verschwunden ist, müssen sich die Freunde des Genres und Maßstabs wieder neu orientieren. Also Zeit, hier mal einen Bausatz von CopperStateModels aus Riga/Lettland vorzustellen…
Dieser Hersteller bietet ein breites Angebot von Flugzeugen, Figuren und Zurüstmaterial in den Maßstäben 1:18, 1:32, 1:48 (und demnächst wohl auch 1:72), ebenso gibt es Militärfahrzeuge und Figuren in 1:35. Der Zeitraum liegt immer beim Ersten Weltkrieg bzw. kurz davor oder danach.
Die Nieuport-Jäger waren die führenden französischen Flugzeuge in der Anfangsphase der Militärluftfahrt Frankreichs, bis sie von den SPAD-Typen überholt wurden und übertrumpften bei ihrem Erscheinen in den Flugleistungen die vorhandenen deutschen Flugzeuge bis die Albatros D.III erschien. Als Bausatz hat CopperStateModels z. Zt. vier verschiedene Versionen von Nieuport-Jägern im Angebot.
Der Bausatz liegt in einem sehr stabilen fein verschließbaren Innenkarton und enthält die Spitzgussteile, eine kleine Ätzplatine, eine Klarfolie, den Decalbogen und eine ganz hervorragende Bauanleitung. Die Spritzäste sind für mehr Versionen als nur für die hier vorgesehenen frühen Versionen vorgesehen, so dass einige Teile nicht benötigt werden:
Der Spritzast A enthält die Teile für den Rumpf und das Leitwerk, die Fahrwerkstreben und weitere Kleinteile. Die Spritzqualität ist sehr gut, es sind keine Fehler zu erkennen:
Die Rumpfteile sind außen recht glatt dargestellt, was durchaus passt, da hier eine Sperrholzbeplankung im Original vorlag:
Im Innenrumpf ist die Spantkonstruktion an den Seiten und im Rumpfrücken sowie die Verstärkungen für den Schleifsporn sehr schön nachgebildet:
Das gilt auch für die Leitwerkteile, die die Bespannung mit den Nähten fein wiedergeben:
Weitere Kleinteile wie das Schott zum Motor, Teile für die Steuerung und das MG sind ebenso fein detailliert:
Die Fahrwerk- und Tragflächenstreben erweisen sich ebenfalls als sehr ansehnlich:
Ast B hat dann die Querruder, verschiedene Motorraumabdeckungen die Räder und viele Teile für den Pilotenplatz:
Die Querruder habe eine feine Darstellung
Die Motorraumabdeckungen stellen den Übergang von der Sperrholzbeplankung zur Stoffbespannung schön dar. Die Öffnung für die Wartungslöcher sind ebenfalls mit feinen erhabenen Nietdarstellungen versehen. Auch von innen ist eine feine Detaillierung vorhanden:
Die inneren Rahmenkonstruktionen enthalten gleich die angespritzten Streben zur oberen Tragfläche. Das ist eine sehr stabile und passgenaue Konstruktion; gut überlegt:
Die Löcher im Sitz brauchen etwas Nacharbeit, das ist aber schnell erledigt.
Alle Innenteile wie das Bodenbrett und die Bedieneinheit für den Motor sind sehr gut gelungen:
Die gilt auch für die Räder mit Abdeckungen und den Propeller:
Ast C bringt dann die Teile für die Tragflächen, eine Motorraumabdeckung und die vordere Motorhaube:
Die schmale untere Tragfläche hat an Ober- und Unterseite eine schöne Rippenstruktur und eine Darstellung der Bespannungsnähte:
Die obere Tragfläche wird aus einem Mittelteil (zwei Alternativen je nach MG-Befestigung) …
und den beiden äußeren Tragflächenteilen hergestellt. Auch hier gibt es sehr gelungene Darstellungen und saubere Montageöffnungen für die Verstrebungen:
… und den beiden äußeren Tragflächenteilen hergestellt. Auch hier gibt es sehr gelungene Darstellungen und saubere Montageöffnungen für die Verstrebungen:
Alles das gilt auch wieder für die vordere und obere Motorabdeckung:
Nochmals alternative Bauteile gibt es am Spritzast D. Ebenfalls ist eine große Propellerhaube für eine Markierungsalternative vorhanden:
Auch hier wieder Motorraumabdeckungen, ein Schott und das MG innen und außen – wo vorhanden – mit feiner Detaillierung:
Spritzast E ist dann für die Nachbildung des Rotationsmotors und wird bestimmt bei künftigen Projekten wieder dabeisein:
Der Stern enthält Rippenstrukturen, an Kleinteilen ist auch einiges vorgesehen, unter anderem einzelne Deckel für die Zylinderköpfe. Der Verteiler an der Vorderseite ist auch gut detailliert. Insgesamt lässt sich daraus eine ansprechende Nachbildung herstellen:
Die kleine Ätzteilplatine enthält Teile für das Gurtzeug und den Windschutzrahmen:
Im Klarsichtfilm enthalten sind drei verschiedene Abdeckungen für die mittlere Obertragfläche, je nach Form der Befestigung des oberen MG’s:
Der Decalbogen erreicht ein ordentliches Ausmaß. Er enthält die großen Markierungen, wobei die Kokarden für die Ruderflächen schon geteilt sind. Es sind auch ein paar kleine Wartungshinweise und vor allem mehrere vollständige Zahlensätze vorhanden. Letztere ermöglicht dann auch die Markierung von gewöhnlichen Staffelmaschinen ohne besonderen Schmuck. Der Druck ist von Cartograf und daher von bester Qualität:
Die Bauanleitung in englischer Sprache ist eine Klasse für sich. Von außen erscheint sie wie eine zeitgenössische Betriebsvorschrift. Wichtig ist auf jeden Fall, sich vor Baubeginn für eine der Markierungsoptionen zu entscheiden, da unterschiedliche Teile zu verwenden sind:
Nach einer Einleitung zur Entwicklungsgeschichte folgen eine Übersicht über den Bausatzinhalt – leider sind die nicht benötigten Teile nicht markiert – , Farbangaben für 23 generisch beschriebene Farben und die Beschreibungen der verwendeten Symbole:
Die folgende Bauanleitung beschreibt jeden einzelnen Montageschritt mit einer eigenen Grafik und genauen, sehr fein differenzierten Farbangaben. Die Farben finden sich danach in den weiteren Grafiken wieder. Ebenso sind von Anfang an schon Angaben zu den Verspannungen sogar im Innenraum vorhanden. Es beginnt mit der Montage des „Käfigs“ für den Pilotenraum:
Dann folgt der Zusammenbau des hinteren Rumpfes der unteren Tragfläche und des Leitwerks:
Weiter geht es mit der Vervollständigung des vorderen Rumpfes und der Anbringung der oberen Tragfläche:
Fahrwerk und Motor mit Haube sind die nächsten Schritte:
Das MG auf der Tragfläche und der Propeller bilden die letzten Schritte:
Zur Lackierung und Decalanbringung gibt es eine generelle Übersicht für Ober- und Unterseite:
Es folgen die Einzeldarstellungen für vier verschiedene Markierungsalternativen mit je einer Seitenansicht auf dem immer gleichen Grundanstrich, natürlich auch für die bekannte Storchenstaffel. Es stehen sehr schöne Rumpfmarkierungen zur Auswahl, da fällt die Entscheidung schon schwer.
Insgesamt haben wir hier einen sehr sorgfältig zusammengestellten Bausatz, der auf gründlicher Recherchearbeit basiert. Auch kleine Unterschiede werden berücksichtigt und genau beschrieben. Die Ausführung ist sehr detailliert und kann als Museumsstandard gewertet werden. Der Bausatz ist daher sehr empfehlenswert. Da die Teileanzahl überschaubar ist, das Modell allerdings in großem Maßstab ausfällt, ist es auch für etwas erfahrene Modellbauer, die sich mit dem Bau eines Doppeldeckers mal erproben wollen, durchaus ein geeignetes Objekt. Absolute Anfänger sollten jedoch zunächst mit einem anderen Bausatz beginnen.
Erhältlich im Sockelshop.
Hermann Geers, Wietmarschen