Piaggio Pegna P.c. 7 in 1:48 von AMP #48011

Als ich die Ankündigung einer Piaggio Pegna P.c.7 von AMP im klassischen Quarterscale gesehen habe, musste ich erst einmal scharf überlegen – WAS ist das?
Nun, nachdem ich den Bausatz auf meiner Werkbank habe, weiß ich mehr …Und das nicht zuletzt Dank der Informationen zum Vorbild, die sich auf der ersten Seite der Bauanleitung finden! Gerade bei solchen Exoten und Einzelstücken wie der Piaggio P.c.7 sind solche vom Hersteller bereitgestellten Informationen unverzichtbar – und wenn sich sogar ukrainische Kleinserienhersteller diese Mühe machen, wieso dann nicht auch europäische Marktführer?
Also: Die Piaggio P.c.7 war als Mitbewerber für das Schneider Trophy Rennen des Jahres 1929 geplant und war in ihrer Auslegung revolutionär: Durch den Verzicht auf herkömmliche Schwimmer erhoffte man sich bei Piaggio eine nicht unerhebliche Geschwindigkeitserhöhung. Das komplette Flugzeug lag auf den Tragflächen im Wasser und wurde zunächst von einem am Heck angebrachten Schiffspropeller auf Startgeschwindigkeit gebracht, um sich dann mittels seitlich angebrachter „Hydrofoils“ (also einer Art Wasserski) aus dem Wasser zu erheben. Sobald der Propeller frei war, koppelte das Triebwerk automatisch die Schiffsschraube ab und den Propeller an, der dann herkömmlichen Vortrieb erzeugte – die Maschine startete aus dem Wasser und konnte „ganz normal“ geflogen werden.
Der Ingenieur Giovanni Pegna, technischer Direktor bei Piaggio, beschrieb das Prinzip 1932 in einem Zeitschriftenaufsatz folgendermaßen:
Die Versuche, für den Schneider Cup mit immer stärkeren Motoren den Widerstand u.a. auch der Schwimmer zu kompensieren, führte bald zu keinen nennenswerten Fortschritten mehr. Also war es an der Zeit, ein Flugzeug mit möglichst geringem Widerstand zu konstruieren. Und da er schon seit 1921 mit verschiedenen Rumpfformen experimentierte, kam er 1932 zu dem Schluss:. “Ich betone, dass Rumpf und Tragfläche der Pc.1 [seines ersten Versuchsmusters] sich gegenseitig im Wasser unterstützen und das Flugzeug stabil halten. Gleichzeitig können die Tragflächen einen hydrostatischen Schub erzeugen.”
Am 18. Dezember 1928, gerade einmal 8 Monate vor der Schneider Trophy, konnte Pegna seine Theorien testen und mit dem Bau der Pc.7 beginnen. Die Testreihe hatte allerdings eine sehr kurze Dauer, wie Pegna schreibt: „Das Flugzeug erhob sich, sobald der Propeller aktiviert wurde, mit dem Bug aus dem Wasser. Sofort jedoch stellte sich ein großes Problem ein: Die Kupplung des Wasserpropellers, die noch bei den Tests mit einem Motorboot funktioniert hatte, wurde plötzlich mit Öl überschwemmt und setzte aus und weil der Motor daraufhin langsamer wurde, fiel das Flugzeug zurück in´s Wasser, wenn auch ohne Schaden zu nehmen.“ Die Tests wurden daraufhin beendet und sowohl Piaggio als auch das Militär verloren das Interesse am Projekt.

Man kann jedoch zumindest behaupten, dass die Piaggio Pc.7 eine revolutionäre Abkehr der üblichen Konstruktionsprinzipien für Wasserflugzeuge war – eine optisch interessante Schönheit ist sie allemal!
(Übersetzte Zitate aus dem Beitrag von Giovanni Pegna in der Rivista Aeronautica, Juni 1932; eine englische Übersetzung findet sich hier)

Wie immer bei unseren Freunden aus der Ukraine haben wir es mit einer stabilen Kartonage zu tun …
AMP-48011-Piaggio-Pegna-P.c-7 Piaggio Pegna P.c. 7 in 1:48 von AMP #48011… die allerdings recht groß ausfällt – gemessen am Inhalt:
AMP-48011-Piaggio-Pegna-P.c-9 Piaggio Pegna P.c. 7 in 1:48 von AMP #48011Der Inhalt selbst kann sich durchaus sehen lassen:
AMP-48011-Piaggio-Pegna-P.c-17 Piaggio Pegna P.c. 7 in 1:48 von AMP #48011AMP-48011-Piaggio-Pegna-P.c-22 Piaggio Pegna P.c. 7 in 1:48 von AMP #48011Die Strukturen im Rumpfinneren finde ich recht gelungen, auch wenn davon beim fertiggestellten Modell später nicht mehr viel zu sehen sein wird.

Die beiden Kühlerteile für den Rumpfbug sind auf den ersten Blick „short-run“, passen jedoch leidlich gut (man muss etwas Material und Gussgrat entfernen:AMP-48011-Piaggio-Pegna-P.c-18 Piaggio Pegna P.c. 7 in 1:48 von AMP #48011Auch die separaten Auspufföffnungen bedürfen einer Überarbeitung mit dem Schleifklotz, passen dann aber recht ordentlich:AMP-48011-Piaggio-Pegna-P.c-19 Piaggio Pegna P.c. 7 in 1:48 von AMP #48011Der Gussrahmen für die Tragflächen und Höhenruder:AMP-48011-Piaggio-Pegna-P.c-15 Piaggio Pegna P.c. 7 in 1:48 von AMP #48011Auch hier sind die Kühlerflächen gut wiedergegeben:AMP-48011-Piaggio-Pegna-P.c-16 Piaggio Pegna P.c. 7 in 1:48 von AMP #48011Die Pasung der Ober- und Unterhälften ist nach Überschleifen aller Kontaktstellen gut.
Der Spritzling für die Motorteile:AMP-48011-Piaggio-Pegna-P.c-10 Piaggio Pegna P.c. 7 in 1:48 von AMP #48011Auch hier verraten die Details die „short-run“-Produktion:

Die (zugegeben ketzerische!) Frage sei erlaubt: Wozu den kompletten Motor bauen und lackieren? Man sieht beim gebauten Flieger nachher NICHTS mehr davon!
Der einteiligen Propeller in Segelstellung (damit die Piaggio Pegna später auf dem Wasser aufliegen kann) muss aufwändig entgratet werden:AMP-48011-Piaggio-Pegna-P.c-14 Piaggio Pegna P.c. 7 in 1:48 von AMP #48011Der letzte Gussrahmen beherbergt viele Steuerflächen, einige Rumpfstrukturen, das Cockpit und (interessanterweise!) zwei unterschiedliche „Fahrwerkbeine“:AMP-48011-Piaggio-Pegna-P.c-25 Piaggio Pegna P.c. 7 in 1:48 von AMP #48011

In einer separaten wiederverschließbaren Tüte …AMP-48011-Piaggio-Pegna-P.c-23 Piaggio Pegna P.c. 7 in 1:48 von AMP #48011… finden sich neben der kleinen Windschutzscheibe …‘
AMP-48011-Piaggio-Pegna-P.c-24 Piaggio Pegna P.c. 7 in 1:48 von AMP #48011… noch einige Photoätzteile, eine winzige selbstklebende Maske sowie die Decals:AMP-48011-Piaggio-Pegna-P.c-1 Piaggio Pegna P.c. 7 in 1:48 von AMP #48011Die Bauanleitung -ich hatte es schon eingangs erwähnt- glänzt mit einer gut geschriebenen Einführung auf Ukrainisch und Englisch:
AMP-48011-Piaggio-Pegna-P.c-2 Piaggio Pegna P.c. 7 in 1:48 von AMP #48011Die Montage selbst wird auf fünf Seiten wie ich finde ausreichend erläutert:

Dabei gibt es durchgehende Detail-Farbangaben – sehr lobenswert!

Mein Fazit?
Nun: Angesichts der Tatsache, dass es bislang von diesem Flugzeug in 1:48 „nur“ Resinbausätze gibt, ist dieser erste Spritzgusskit wirklich gelungen. Wir haben es zwar mit einem „Short-Run“-Produkt zu tun – aber bis auf fehlende Passstifte und dem leidigen Gussgrat finde ich absolut nichts zu Meckern!
Ich habe meine Piaggio Pegna Pc.7 im Rohbau fertig (und das innerhalb einer knappen Woche) und kann den Bausatz nur jedem Modellbauer (männlichen wie weiblichen Geschlechts) nur an´s Herz legen – er ist jeden Euro wert!

Erhältlich im Modellbau König online-shop.

Dr. Michael Brodhaecker, Lingen