Schlachtschiff POLTAVA in 1:350 von Zvezda 9060

Unser Schiffsexperte Mathias Carl hat in den Kasten geschaut … Zvezda-9060-Poltava-Boxart Schlachtschiff POLTAVA in 1:350 von Zvezda 9060

Das Original:

Bei der 1909 auf Kiel gelegten Poltawa handelt es sich um das letzte Schiff der vier Schwesterschiffe der Gangut-Klasse. Sie lief 1911 vom Stapel und wurde nach der Schlacht bei Poltawa (Ukraine) benannt. Nach weiteren 3 Jahren wurde sie in Dienst gestellt. Diese langen Bauzeiten resultieren aus der Tatsache, dass das Parlament, die Duma, die Gelder für den Bau der Schiffe nur unter der Bedingung bewilligte, dass sie komplett in Russland gefertigt werden. Da sowohl russische Werften als auch die Industrie als Ganzes mit dem Bau solcher Schiffe bisher noch keinerlei Erfahrungen hatte kam es z.B. gerade beim Stahl zu zeitweiligen Engpässen, denn parallel zur Gangut-Klasse wurde im Schwarzen Meer die ebenfalls vier Schiffe umfassende Imperatrizija-Maria-Klasse gebaut.

Da man sich beim Bau auf Entwürfe aus dem Ausland stützte erinnert die Klasse nicht von ungefähr an die italienische Dante-Allighieri.

Als Besonderheit wies die Poltawa, wie auch ihre Schwestern, einen Eisbrecherbug auf, der aus Rücksicht auf die besonderen Verhältnisse im Baltikum eingeplant worden war.

Im Ersten Weltkrieg diente die Poltawa in der russisch-baltischen Flotte ohne allerdings in größere Kampfhandlungen verwickelt zu werden. Hauptsächlich sollte einen Einbruch deutscher Einheiten in den Finnischen Meerbusen verhindern. Bei Manövern im Jahr 1916 erlitt sie durch eine Grundberührung leichte  Schäden, die allerdings keine Werftliegezeit erforderlich machten. Nach den Wirren der Oktoberrevolution wurde die Poltawa in die nunmehrige sowjetische Flotte eingegliedert und aufgrund eines Besatzungsmangels direkt in die Reserve überführt. 1919 erfasste sie ein schweres Feuer. Die dabei erlittenen Schäden waren so schwerwiegend, dass sich ein Instandsetzung nicht mehr lohnte und auch viele der Pläne für einen Umbau wurden verworfen, da sie sich als nicht praktikabel erwiesen. Somit wurde sie zur Ausschlachtung freigegeben und die verbleibende Hulk 1925 in Michael Frunse umbenannt. Sie blieb weiterhin in St. Petersburg liegen.

Mit Beginn der deutschen Invasion im Rahmen des zweiten Weltkrieges wurde die Hulk, deren Abbruch bereits in Teilen begonnen hatte, nach Kronstadt geschleppt. Hier wurde sie noch eine gewisse Zeit als schwimmende Basis genutzt bevor sie nach Kriegsende nach Leningrad geschleppt und ab 1949 verschrottet wurde.

Nach Ende des Krieges wurden desweitern zwei ihrer Türme für den Wiederaufbau der Batterie Maxim Gorki II verwendet, wenn auch mit Geschütze verschiedenster Schiffe bestückt.

Der Bausatz:

Bei dem vorliegenden Bausatz handelt es sich um eine erneute Wiederauflage der Sevastopol von Zvezda, wenn auch mit angepassten Decals. Allerdings ist bei dem vorliegenden Exemplar der Name für die Ständerplakette nicht angepasst worden – so lesen wir immer noch SEVASTOPOL!

Die ca. 420 Bauteile sind auf insgesamt 9 Spritzlinge verteilt, von denen einer  die Klarsichteile enthält. Der Karton ist prall gefüllt und die einzelnen Teile stramm verpackt. Die Verpackung an sich ist gut und praktisch aufgemacht. Die Boxart ist über den eigentlichen Bausatzkarton gestülpt, der sehr stabil und auch wiederverschließbar ist.

Zvezda-9060-Poltava-Inhalt Schlachtschiff POLTAVA in 1:350 von Zvezda 9060
Die Details der einzelnen Gussäste sind gut und klar ausgeführt. Zwar vermag die Konkurrenz aus Fernost da sicherlich Besseres auf die Beine zustellen, dass dann aber zu entsprechend hohen Kosten.

 

Spritzling A

Dieser Spritzling umfasst die beiden Rumpfhälften.

Zvezda-9060-Poltava-Spritzling-A Schlachtschiff POLTAVA in 1:350 von Zvezda 9060
Der Rumpf ist entlang der Mittschiffsachse senkrecht geteilt und ist nur als Vollrumpf zu bauen, außer man setzt die Säge an. Hierfür gibt es auf der Innenseite eine passende Vertiefung entlang derer man den notwendigen Schnitt machen kann.

Der Rumpf soll zusätzlich noch mit weiteren Streben versteift werden, so dass auch nach dem Abtrennen des Unterwasserschiffes die Stabilität gewährleistet bleiben dürfte.

Zvezda-9060-Poltava-Spritzling-A-Details Schlachtschiff POLTAVA in 1:350 von Zvezda 9060

Spritzling B

Die Teile des Oberdecks, Ruder, Schornsteine sowie Teile der Aufbauten und der Rumpfseitenwände sind hier zu finden.

Zvezda-9060-Poltava-Spritzling-B Schlachtschiff POLTAVA in 1:350 von Zvezda 9060
Die Teile sind sauber gespritzt und weisen keine unschönen Auswerfermarken oder Sinkstellen an den sichtbaren Stellen auf. Die Details, gerade im Decksbereich, sind randscharf gespritzt. Auch weisen die Teile keinerlei Fischhaut oder ähnlich unschöne Hindernisse auf.

Spritzling C

An diesem zweimal vorhandenen Spritzling befinden sich die Boote, Teile der schweren und mittleren Artillerie sowie der Aufbauten. Auch finden sich hier die separat ausgeführten Poller, Klampen und Klüsen.

Zvezda-9060-Poltava-Spritzling-C Schlachtschiff POLTAVA in 1:350 von Zvezda 9060
Dies ist in meinen Augen ein deutliches Plus dieses Bausatzes und erinnert angenehm an ICM´s König-Klasse, denn so ist deren entsprechende Lackierung, unabhängig vom Rest des Modells, wesentlich einfacher.

Zvezda-9060-Poltava-Spritzling-C-Details Schlachtschiff POLTAVA in 1:350 von Zvezda 9060
Sehr schön sind auch die Teile für die Darstellung der mit Persenning überzogenen Reling. Sie tatsächlich eine entsprechende Struktur auf, um die Reling darstellen zu können, wodurch sie angenehm von den sonst üblichen, platten Bauteilen abweichen.

 

Spritzling D

Dieser Spritzling umfasst die restlichen Teile der Aufbauten, Masten, Wellen und Schornsteine sowie die Ketten. Auch diese Teile sind gut detailliert ausgeführt und weisen keinerlei Fischhaut oder Formenversatz auf.

Zvezda-9060-Poltava-Spritzling-D Schlachtschiff POLTAVA in 1:350 von Zvezda 9060
Die gespritzte Ankerkette ist separat ausgeführt, was eine angenehme Lösung im Vergleich zu den sonst stets angespritzten Ankerketten darstellt.

Zvezda-9060-Spritzling-D-Details-01 Schlachtschiff POLTAVA in 1:350 von Zvezda 9060

Spritzling E

Dieser ist der kleinste Spritzling und enthält, wie oben angesprochen, die Klarsichteile für die Aufbauten. Er ist mit den Decals zusammen in einer Tüte verpackt um  so Kratzer zu vermeiden.

Zvezda-9060-Poltava-Spritzling-E Schlachtschiff POLTAVA in 1:350 von Zvezda 9060

Spritzling F

Dieser Spritzling ist ebenfalls zweimal vorhanden. Hier sind weitere Teile für die Türme der schweren Artillerie sowie die zahlreichen Oberlichter vorhanden. Auch finden sich hier die Oberdecksgeschütze. Desweiteren befinden sich hier auch sämtliche Teile der Torpedonetzeinrichtung.

Zvezda-9060-Poltava-Spritzling-F Schlachtschiff POLTAVA in 1:350 von Zvezda 9060

Als letztes Teil bleibt noch der Ständer über, welche die bei Zvezda übliche Felsoptik zu vermitteln versucht.

Zvezda-9060-Poltava-Sockel Schlachtschiff POLTAVA in 1:350 von Zvezda 9060

Decals:

Dem Bausatz liegt ein kleiner sauber und versatzfrei gedruckter Decalbogen bei.

Dargestellt sind die Bugwappen, Namenszüge sowie die Ahminge und die Markierungen für die Schornsteine.

Zvezda-9060-Poltava-Decals Schlachtschiff POLTAVA in 1:350 von Zvezda 9060

Die Flaggen sind separat auf Papier ausgeführt.

Zvezda-9060-Poltava-Flaggen Schlachtschiff POLTAVA in 1:350 von Zvezda 9060

Der Namenszug des Decals weicht korrekterweise von dem auf der Verpackung ab: Er ist hier korrekt in Altrussisch gedruckt.

 

Anleitung:

Die Anleitung des Bausatzes umfasst gerade einmal 8 Seiten, von denen eine das Deckblatt und eine andere die Teileübersicht beinhaltet.

Somit verbleiben für die eigentliche Bauanleitung gerade einmal 6 Seiten. Diese sind dementsprechend vollgequetscht und dadurch teils recht unübersichtlich. Dies erfordert ein genaues Studium der gesamten Anleitung um den Überblick nicht zu verlieren. Leider fehlt ein Takelplan, so dass entsprechende Recherche erforderlich ist.

Die Farbangaben beziehen sich auf die Palette von Humbrol.

 

Fazit:

Mit diesem Bausatz ist ein weiteres Schiff der Gangut-Klasse am Markt erhältlich, sowohl von Zvezda (Sewastopol & Poltawa) als auch von Revell (Gangut). Leider ist in allen 3 Ausführungen der identische Bausatz enthalten, so dass man sich im Endeffekt einfach einen beliebigen der Bausätze holen könnte.

 

Bewertung:

Der Bausatz an sich ist gut gearbeitet, lediglich die Abweichungen bei den Decals und die schwache Anleitung schlagen negativ zu Buche, wie auch die nicht abgeänderte Namenstafel. Da der Bausatz in allen Ausführungen identisch ist, erscheint mit allerdings der Preis insgesamt nicht gerechtfertigt. Somit lässt sich nur bedingt ein Kaufempfehlung aussprechen.

 

Mathias Carl

 

Quellen:

– Siegfried Breyer: „Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905–1970“

– Bernard Ireland: „Jane´s Kriegsschiffe des 20. Jahrhunderts“

– Robert Gardinier: „Conway’s All the World’s Fighting Ships: 1906-1922“