Arma Hobby als recht neuer Hersteller aus Polen mit einem wachsenden Angebot von 1:72-er Flugzeugbausätzen bietet bereits seit einige Zeit auch selbst kreierte Jet-Bausätze und zwar zum Anfang die TS-11 „Iskra“ (das bedeutet „Funke“) in verschiedenen Bausatzvarianten …
Das Original war ein von der polnischen Flugzeugbauindustrie selbst konstruierter und gebauter Doppelsitzer der überwiegend als Schulflugzeug zum Einsatz kam. Ab 1963 produziert und mit Verkäufen nur nach Indien alles andere als ein Exporterfolg wurde sie nur noch in Polen selbst verwendet. In potenziellen weiteren Luftwaffen konnte sie sich gegen die Aero L-29 „Delfin“ nicht durchsetzen. Kein besonders schönes Flugzeug, das eng um die hintereinanderliegenden Cockpits herum konstruiert erscheint. Die Version bis DF konnte als Trainer und als Aufklärungsflugzeug (mit drei Kameras in den Lufteinläufen) eingesetzt werden.
In einem schönen stabilen Karton findet sich im Deluxe-Set alles, was für den Bau von gleich zwei Modellen benötigt wird. Die Spritzäste, zwei Beutel mit Reinteilen, zwei Ätzteilplatinen , zwei Maskenbögen, ein Decalbogen und die Bauanleitung:
Der Bausatz besteht zentral aus zwei grauen Spritzästen, der erste enthält die großen Rumpfteile, die Cockpitwanne und Kleinteile:
Der äußere Rumpf entsteht im Wesentlichen aus zwei Schalen und dem Seitenleitwerk. Die Gravuren sind sehr sauber und für den Maßstab recht kräftig:
Die Rumpfteile werden durch ergänzende Flächen über und um die Fahrwerkschächte ergänzt. Die Cockpitwanne und das vordere Schott daran sind sehr fein gelungen:
Kleine Details wie die Steuerknüppel, die Fahrwerkbeine und -Abdeckungen sowie – mit Einschränkungen – das Bugrad sind ebenfalls gut gelungen:
Der zweite graue Spritzast bringt dann hauptsächlich die Tragflächenteile, das Höhenleitwerk und weitere kleine Teile:
Die Tragflächen und das Höhenleitwerk sind auch hier wieder kräftig, aber sehr sauber detailliert:
An den Kleinteilen machen die Landeklappen für die abgesenkte Ausführung (mit etwas Gussgrat) und die Pylone ebenfalls einen feinen Eindruck. Das sieht vielversprechend aus:
Die Klarsichtteile befinden sich an einem kleinen Ast, hier ist auch die Trennscheibe zwischen vorderem und hinterem Sitz vorhanden. Es sind recht kleine Teile, daher kann man sie wohl spritztechnisch nicht superdünn herstellen:
Sie sind gut, aber nicht Spitzenklasse und können ein Bad in einer der üblichen „Wunderflüssigkeiten“ sicherlich gebrauchen:
In den Beuteln mit Resinteilen sind jeweils zwei Sitze mit getrennten Kopfpolstern und die Hauptfahrwerkräder:
Die Ausführung bedarf etwas Nacharbeit, da noch Fischhäute vorhanden sind, dann werden es jedoch feine Nachbildungen. Die Räder sind an den Außenfelgen nicht so richtig überzeugend. In dem kleinen Maßstab kann man aber wohl damit leben:
Die beiden unterschiedlichen Ätzteilplatinen sind sehr gelungen. Wie zu erkennen, wurden sie von Attack hergestellt, das spricht für eine gute Qualität. Die Einzelteile finden Verwendung im Cockpit inklusive Sitzgurten, für die Grenzschichtzäune und Luftbremsen sowie in den Fahrwerkschächten und unter den Pylonen:
Die Folien für die Instrumentenbretter weisen feinste Skalen auf. Das ist Spitzenklasse!
Die Masken sind aus Vinyl. Diese sind etwas schwieriger in der Anwendung als die überwiegend verwendeten Papier/Kabuki-Masken. Hier bliebe abzuwarten, wie sich die Verwendung gestaltet:
Der Decalbogen ist dann wieder Spitze. Kräftige Farben, kein Versatz und eine umfangreiche Auswahl an großen Markierungen und Wartungshinweisen. Da gibt es nichts zu meckern. Wirklich gut gemacht, Arma-Hobby!!
Vor der Bauanleitung gibt es erst mal ein Blatt mit Hinweisen zu kleinen Fehlern, die zwischen Erstellung der Spritzform und der Herausgabe des Bausatzes noch aufgefallen sind. Hierzu gibt es Korrekturhinweise im Internet. Das ist mal ganz vorbildlich; andere Hersteller hätten hier den Mantel des Schweigens über die Sache gedeckt:
Die Bauanleitung in reinem schwarz-weiß-Druck in polnischer und englischer Sprache ist kleinformatig und enthält keine Nummerierungen. Das sollte demnächst etwas besser werden.
Einleitend gibt es eine historisch-technische Übersicht, es folgt die Darstellung des Bausatzinhalts und die Nennung der empfohlenen Farben mit FS-Schlüsseln und generischen Angaben. Auf ein bestimmtes Herstellersortiment wird nicht Bezug genommen. Mit den Angaben lassen sich die Farben aus den geläufigen Sortimenten aber finden:
Mit ausreichender Aufmerksamkeit ist der Bau jedoch kein Problem. Die Zeichnungen sind selbsterklärend und führen sicher durch den Bau:
Die Anleitung für die Ätzteile am Schleudersitz und an den Tragflächen folgt allerding noch einmal gesondert auf zwei Seiten. Hier muss entsprechend aufgepasst werden:
Die Anbringung der Wartungshinweise ist auf je einer Seite für die alufarbigen und die getarnten Versionen erläutert:
Abschließend gibt es dann sechs Vierseitenansichten für die entsprechenden Lackierungs- und Markierungsalternativen. Also ist reichlich Auswahl vorhanden. Es gibt eine komplette Haifischlackierung und eine graue Version mit Haifischmaul:
Weiterhin sind zwei verschiedene Ausführungen in Alu über Alles möglich:
Zum Schluss gibt es dann noch zwei Möglichkeiten für mehrfarbige Tarnungen – beide mit gleichem Grundmuster – und schönen Staffelmarkierungen. Die erste dieser Versionen ist von den polnischen Marinefliegern anlässlich des letzten Iskrafluges dort:
Insgesamt haben wir hier im Ergebnis einen schönen und gut detaillierten Bausatz eines seltenen Vorbildes. Es gibt einige andere Bausätze für die Iskra in 1:72, dieser ist jedoch auf jeden Fall vorzuziehen. Etwas abseits der üblichen Pfade von Vorbildern aus Großserien wird das gebaute Modell bestimmt auf besonderes Interesse stoßen.
Von Arma-Hobby gibt es verschiedene andere Angebote mit abgespecktem Bausatzinhalt, so nur ein Modell mit Ätz- und Resinteilen oder auch alles nur in Plastik. Auch in der einfachsten Ausstattung lässt sich auf jeden Fall ein schönes Modell bauen. Die Teile für die Schleudersitze sind z. B. auch in diesem Falle sehr brauchbar:
Erhältlich im online-shop von Modellbau König.
Hermann Geers, Wietmarschen