Typhoon Class Submarine (Revell 1:400)

Unlängst strich ich mal wieder durch die Regale meines Modellbauhändlers vor Ort (DAS gibt es noch!) und aus einem Regal vernahm ich ein „Nimm mich mit! Du wirst es nicht bereuen…“. Bei näherem Hinsehen stand ich unversehens vor einem länglichen Revell-Karton mit einem – U-Boot der „Typhoon“ Klasse.
Ein U-Boot!
Noch dazu in 1:400!
Was soll ich denn damit?
Aber wie das so mit dem Schicksal ist – es trifft einem meist unerwartet: Partnerschaft, Kinder, Modellbau – alles schicksalhafte Entscheidungen ohne rationellen Hintergrund.
Also hab ich das U-Boot mitgenommen … und Herr Wowereit aus Berlin hätte mir beigepflichtet: „Und das ist gut so!“

Revell-05138-Soviet-Submarine-Typhoon-Class-1 Typhoon Class Submarine (Revell 1:400)Warum das „gut so“ war, wurde mir beim Blick in mein eigenes Clubforum der Modellbaufreunde Lingen klar:
Einer von uns hatte die Idee zu einem Gruppenbau-Projekt „Filmmodelle“ und ich hatte bislang noch keine Idee – bis ich mich zur „Typhoon“-Klasse schlau gelesen habe!
Den Film „Jagd auf Roter Oktober“ von 1990 kennt fast Jede(r) und wer ist der Star des Filmes?
Richtig: Ein U-Boot der AKULA-Klasse namens „Roter Oktober“! Und was ist der vorliegende Bausatz von Revell anderes als … ein Boot der AKULA-Klasse!
Somit ist klar, mit welchem Modell ich mich an diesem Projekt beteiligen werde!

„Projekt 941“  – das war auch der offizielle Name für eine Reihe von atomgetriebenen U-Booten der „Akula“ (Russisch für Hai) – Klasse.

So passen „Projekt“ und „Projekt“ wunderbar zusammen – der Kreis schließt sich!

Bevor ich den Bausatz vorstelle, schnell einige Worte zum Vorbild:

Die AKULA-Boote (besser bekannt im Westen unter ihrem NATO-Namen „Typhoon“) zählen zu den weltweit größten U-Booten, die die Weltmeere unsicher machen.

Anfang der 1970er Jahre, auf dem Höhepunkt des nuklearen Wettrüstens zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten von Amerika entstand für die sowjetische Marine die Notwendigkeit, ihre U-Boote massiv zu vergrößern, um eine neue Interkontinentalrakete „an den Feind“ zu bringen. Die Konstrukteure einer neuen Generation von Atom-U-Booten standen jedoch vor dem Problem, dass man die herkömmliche Bauart hätte verlängern müssen, um die geforderte Anzahl an Raketen tragen zu können – und die derart verlängerten Boote hätten dann nicht mehr in die jeweiligen Docks und Hafenliegeplätze gepasst!
Was tun?
Nun, die Idee war bestechend einfach: Statt einer Verlängerung des Bootskörpers wurde selbiger verbreitert!

1976 konnte dann, nach einer etwa vierjährigen Planung, das erste „Projekt 941“ „auf Kiel“ gelegt werden;
Die erste Einsatzfahrt erfolgte dann durch die TK-208 (seit 2000: „Dimitrij Donskoi“) am 29. Dezember 1981.
Weitere Einheiten waren bzw. sind:
TK-202 (Stapellauf 23. September 1982, Außerdienststellung am 28. März 1995)
TK-12 „Simbirsk“ (Stapellauf am 17. Dezember 1983, Verschrottung am 21. November 2006)
TK-13 (Stapellauf am 30. April 1985, Verschrottung 2009)
TK-17 „Archangel´sk“ (Stapellauf am 12. September 1986, offiziell im Dienst, jedoch ohne Bewaffnung und ohne Besatzung; Verschrottung geplant)
TK-20 „Severstal“ (Stapellauf am 11. April 1989, offiziell im Dienst, jedoch ohne Bewaffnung und ohne Besatzung; Verschrottung geplant)

Es verbleiben also drei Einheiten dieses ambitionierten Projektes im Dienst der förderalen russischen Marine, wovon jedoch nur eines (die TK-208) noch im aktiven Denst steht.

Ein Vorschlag, die veralteten noch einsatzfähigen Einheiten in Transport-U-Boote für die Arktis umzubauen (bei einer geschätzten Nutzlast von 15.000 Tonnen, die unabhängig vom jeweiligen Eis-Zustand transportiert werden könnten) wurde jedoch als zu teuer verworfen.

Die Boote der AKULA-Klasse sind 172,8 Meter lang, besitzen neben den 20 Torpedos und Flugkörpern noch Minen, die alle durch die sechs Torpedorohre verschossen werden können noch zwanzig Startbehälter für Interkontinentalraketen R-39.

Das optisch Besondere der AKULA-Boote sind ihre auf dem gesamten Bootskörper angebrachten geräuschdämmenden Kacheln, die Revell auch wunderschön wiedergegeben hat!

Bei einer Besatzung von 160 Mann hat Projekt 941 eine Tauchzeit von ca. 120 Tagen – bedingt durch die Notwendigkeit, Nahrungsmitteln zu ergänzen. Die Boote könnten theoretisch unbegrenzt getaucht fahren, da sie ihr Nuklearantrieb unabhängig von Treibstoffnachschub macht.

Nach dieser kurzen historischen Einleitung zum Vorbild unserer „Akula Typhoon“ zurück zum Bausatz selbst:

Die Schachtelrückseite im neuen Revelldesign hält für den Modellbauer einige Informationen bereit:

Revell-05138-Soviet-Submarine-Typhoon-Class-2 Typhoon Class Submarine (Revell 1:400)
In der Schachtel selbst finden sich dann die beiden Bootshälften, horizontal geteilt, sowie ein Gussrahmen mit den restlichen Teilen – alles in schwarzem Kunststoff gespritzt:

Revell-05138-Soviet-Submarine-Typhoon-Klasse-6 Typhoon Class Submarine (Revell 1:400)
Die beiden Bootshälften (horizontal geteilt) sind absolut passgenau:

Revell-05138-Soviet-Submarine-Typhoon-Klasse-5 Typhoon Class Submarine (Revell 1:400)
Die geräuschdämmenden „Kacheln“ sind für den Maßstab sehr gut wiedergegeben:

Schön für eine etwas „belebteres“ Modell: Vier Raketensilos können offen dargestellt werden:

Die schwarze Einfärbung gefällt mir nicht wirklich (Grau wäre da wesentlich anwenderfreundlicher!), ist aber der anvisierten Käuferschicht des Level 3 „Gelegenheitsbastlers“ geschuldet: So kann man sein U-Boot zusammenbauen und braucht es nicht einmal zu lackieren!
Wir „Profis“ können dann ja zur Airbush greifen und uns so richtig austoben: Lackierung, Alterung, Gebrauchsspuren – die Farbgebung wird garantiert mehr Zeit in Anspruch nehmen als der eigentliche Bau des Bootes!

Und der wird mit dem neuen Bauplandesign recht einfach:

Der Bogen mit den Nassschiebebildern ist völlig ausreichend:

Revell-05138-Soviet-Submarine-Typhoon-Class-Decals Typhoon Class Submarine (Revell 1:400)
… zur Darstellung eines der „Typhoon“-Boote:

Revell-05138-Soviet-Submarine-Typhoon-Class-Bauanleitung-4 Typhoon Class Submarine (Revell 1:400)Sehr angenehm auch die Seite mit den Farbangaben nach dem hauseigenen System:

Revell-05138-Soviet-Submarine-Typhoon-Class-Bauanleitung-1 Typhoon Class Submarine (Revell 1:400)Perfekt auch, dass bei den einzelnen Bauabschnitten jeweils die Detailfarben mit angegeben sind – Unerfahrene wie ich können so „ihr“ Boot mit Sicherheit bemalen, ohne allzugroße Fehler zu begehen.

Bislang bin ich voll des Lobes für diese Wiederauflage eines 27 Jahre alten Bausatzes.
Störend mag für Schiffsmodellbauer vor allem der Maßstab 1:400 sein:
Man bevorzugt doch 1:350 bzw. 1:700; der 400er Maßstab ist eher ein Relikt der Vergangenheit, als viele Firmen (Heller voran!) mit dem 400er Maßstab herumexperimentierten.
Dennoch schreckt mich das überhaupt nicht ab!
Den Gelegenheitsbastler wird der mittlerweile aus der Mode gekommene Maßstab nicht wirklich stören: Man kauft sich ein Modell, baut es zusammen, verfeinert unter Umständen noch einige farbliche Details mit Pinsel und AquaColour und „fertig ist die Laube“ bzw. ein imposantes Modell für die Vitrine im Wohnzimmer oder wo auch immer.
Spaß beim absolut unkomplizierten Bau und ein hübscher Blickfang für den heimischen Basteltisch – was will man mehr?

Mein Fazit fällt durchweg positiv aus:
Der Bausatz hat schon einige Jahre „auf dem Buckel“, was man aber den einzelnen Bauteilen nicht ansieht: Da passt immer noch alles einwandfrei und irgendwelche hässlichen Gussgrate oder sonstigen Defekte sucht an vergeblich!
Zumal angesichts der wenigen zu verbauenden Teile und auch hinsichtlich des günstigen Preises sowie auch in Betracht der Verfügbarkeit „vor Ort“ ist dieses Modell gerade für Anfänger der ideale Einstieg in den (sub-)maritimen Modellbau!
Absolut empfehlenswert für jeden „Level 3“ – Modellbauer!
Die „Profis“ und „Experten“ werden sich vor allem an der nicht wirklich hundertprozentigen Maßhaltigkeit des Bausatzes stören, aber dennoch gebe ich hier eine uneingeschränkte Kaufempfehlung: Wer unbedingt ein „besseres“ Modell haben möchte, der wird gewiss zur 1:350er Konkurrenz aus China wechseln und dort das Passende finden.