Heute liegt auf dem Seziertisch ein 1957er Chevy Bel Air von Revell im Maßstab 1:25. Lasst uns mal zusammen schauen, was Revell uns da in die Stülpbox! gepackt hat und ob der Chevy eventuell ein alter Bekannter ist?
Auf der Schachtel sieht man einen schön gezeichneten 1957er Chevy Bel Air der Firma Chevrolet in der 2-Door Sedan Ausführung.
Als Sedan werden in der USA Fahrzeuge bezeichnet, die hier bei uns zu Lande gerne als Limousine unterwegs sind. Also Fahrzeuge mit 4 oder mehr Sitzplätzen und einem festen Dach und gerne mit einer B-Säule. Wie auch hier bei dem Modell. Revell hat so einige 57er Bel Air Modelle im Programm, doch die meisten sind Coupés oder Cabriolets. Von dem 2-Door Sedan mit B-Säule gibt es nur wenige Auflagen, so weit ich es weiß. 2009 erschien die Black-Widow Version und 2011 eine Version aus der California Wheels Serie mit modernen Felgen und neuen Decals.
Der 1957er Bel Air ist die zweite Generation von insgesamt Sieben! Generation Zwei wurde von 1955 bis 1957 gebaut, die Internetrecherche ergab eine Verkaufszahl von knapp 1,5 Millionen für diese Generation. Das 57er Modell war bei den Amerikanern sehr beliebt und ist heute ein sehr begehrtes Sammlerstück, das man gerne in der Garage stehen hat. Chevrolet hat insgesamt 6 Varianten gebaut, vom Zweitürer und Viertürer, über das Cabriolet bis hin zum Kombi wurde alle Modelle durchkombiniert. Eigenartiger weise, war der 2-Door Sedan das kostengünstigste Fahrzeug aus der Serie. Damals kostete es ungefähr 2.050 $, was nach heutigen Maßstäben etwa 23.000 $ entsprechen würde.
Es wurden 6 Zylinder Reihenmotoren und V8 Motoren verbaut. Der große V8 Motor wurden damals sogar in der Corvette verbaut und hatte eine Leistung von 287 PS bei fast 400 Nm und einer Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h. Schon beachtlich für die Zeit. Doch zurück zu dem Modell.
Seitlich sind auf dem Stülpkarton (vorbildlich!) die zwei baubaren Varianten abgebildet, denn der Bausatz ist ein „2 in 1“:
Es kann die klassische Stock-Variante gebaut werden oder man entscheidet sich für die Custom-Variante mit anderem Motor, Felgen und farbigen Decals.
Auf der anderen Seite der Schachtel finden wir Details zum Bausatz und die benötigten Farben:
Revell beziffert die Teileanzahl auf 186, ich habe nicht nachgezählt, aber der Karton ist schon arg voll. Fertig gebaut soll das Modell dann 20,6 cm lang sein, wenn es auf eurem Basteltisch steht.
Schüttelt man den Inhalt aus, dann sieht man erst, wie voll der Karton war:
Wenn ich mich nicht verzählt habe, dann sind in den vielen Tüten insgesamt 16 Spritzlinge, davon drei in Chrom und einer mit Klarsichtteilen. Hinzukommen die Karosserie, 8 Reifen, 4 kleine Stahlstifte, Decalbogen und Bauanleitung. Einmal alles aus dem Karton genommen, bekommt man das nie wieder so rein, dass der Deckel sich nicht mehr wölbt.
Die Karosserie ist stimmig und gut detailliert. Hier und da ist eine feine Trennnaht zu erkennen, die sich am Dach, Heckklappe und Kotflügeln entlangzieht. Die sollte vor dem Lackieren weggeschliffen werden:
Die markante Heckflosse mit dem Bel Air Schriftzug:
Der Unterboden mit Chassis:
Alles wichtige ist gut zu erkennen. Hier sieht man auch einen Aufdruck mit Datum – 1997. Wie eingangs erwähnt hat Revell den 2-Door Sedan als Black Widow 2009 und als California Wheels 2011 auf den Markt gebracht, woher der 1997 Unterboden stammt kann ich mir nicht erklären. Aber vielleicht kann man das auf einem Stammtisch klären:
Der Innenboden:
Teile für Motor und Getriebe. Die Qualität schwankt hier ein wenig, so dass ich das Gefühl bekomme, dass das ein Mix aus Gussrahmen ist, die von verschiedenen 57er Chevys stammen:
Der Motor, leicht verwaschen, könnte etwas „knackiger“ sein:
Der Chevrolet Schriftzug lässt sich gut lesen:
Türverkleidung mit Lenkrad und den Einlagen für die Weißwandreifen:
Hier passt alles:
Teile für das Fahrwerk und die Auspuffanlage der Custom-Variante:
Und hier die Auspuffanlage für die Stock-Variante mit den Stahlfelgen:
Man kann schön den Unterschied bei der Auspuffanlage sehen.
Motorhaube und weitere Teile für den Motorraum. Die Batterie ist ein eigenes Teil, das sehr gut detailliert ist. Bei der Motorhaube kann man an zwei Stellen durch den Kunststoff schauen. Da wirkt der Kunststoff doch schon sehr dünn. Hier muss man aufpassen, dass man bei dem fertig lackierten Modell die Stellen nicht sieht:
Die Sitze haben eine tolle Struktur:
Weitere Spritzlinge:
Fahrwerk vorne und hinten für die Custom-Variante – damit liegt das Auto merklich tiefer:
Armaturenbrett, meines war etwas „verwaschen“:
Die Klarsichtteile sind super – keine Schlieren, keine Bläschen sondern „Glas“klar:
Vier kleine Metallstifte, die für die Custom-Variante und die dazugehörigen Felgen benötigt werden. Die Stock-Variante benötigt diese nicht:
Die Gussäste mit den Chromteilen sind alle leicht verzogen, das scheint sich aber nicht auf die Bauteile auszuwirken. Die Chromschicht ist nicht zu dick, aber für mich wirkt das Chrom etwas zu „chromig“, es spiegelt schon sehr stark:
Die auffällige Frontstoßstange:
Mehr Chrom:
Eine der zwei Optionen für die Felgen der Stock-Variante, die andere sind Stahlfelgen mit kleinen Kappen:
Hier die Felgen für die Custom-Variante:
Der Decalbogen ist hervorragend und ohne Versatz gedruckt. Es sind viele Decals für die kleinen Details vorhanden, was ich mir aber gewünscht hätte, wären mehr Kennzeichenoptionen, speziell ganz normale aus der Zeit für 2-4 US-Bundesstaaten:
Es liegen 8 Reifen dem Bausatz bei. 4 für die Weißwandreifen und 4 für die großen Felgen der Custom-Variante:
Das Profil ist ausreichend:
Einzig die Weißwandreifen haben auf der Flanke eine Beschriftung, aber die ist eher schlecht lesbar. Ich denke das soll Firestone heißen – hier könnte man nachbessern. Auf den großen Pneus gibt es überhaupt keine Beschriftung:
Kommen wir zur Bauanleitung:
Die ist typisch amerikanisch in Schwarz/Weiß gehalten und hat 16 Seiten mit 36 Bauabschnitten. Das Farbsystem ist das hauseigene von Revell. Wer sein technisches Spanisch und Französisch aufbessern möchte, kann das gut mit der Anleitung tun, denn die ist neben Englisch noch in den zwei oben erwähnten Sprachen. Wer die Custom-Variante bauen möchte, der muss die Bauabschnitte mit dem großen A in einem Dreieck beachten. Die Stockvariante hat ein großes B im Dreieck. Alles sieht logisch aus und es sollte beim Bau keine Probleme mit der Bauanleitung geben.
Mein Fazit
Für mich hat Revell mit diesem Bausatz einen stimmigen 1957er Chevy Bel Air abgeliefert. Inwieweit er sich teiletechnisch von der 2009 und 2011er Variante unterscheidet, kann ich nicht beurteilen, da ich die anderen beiden Bausätze zum Vergleich nicht besitze. Klar, sind neue Decals dabei, aber was hat sich sonst geändert?
Wer einen 2011er Bausatz der California Wheels Serie hat, wird den hier nicht unbedingt brauchen, wer aber noch auf der Suche nach einem Klassiker der amerikanischen Automobil Geschichte ist, der sollte hier zugreifen.
Gregor Francikowski, Modellbaustammtisch Recklinghausen