Wer den Kanal „Coffeewalk“ von Dennis Collins auf youtube verfolgt, der kommt u.a. um den Jeep „CJ“ nicht vorbei. Dennis betreibt das Geschäft CollinsBros seit nunmehr als 40 Jahren mit den Jeep bis zur Folgegenerationen. Das der „Renegade“ einer der Holy Grales in der Geschichte der CJ-7 ist, hat es mich doch gefreut, dass Revell eben diesen wieder belebt …
Wieder belebt? Ja – denn sooo taufrisch ist der Bausatz nicht mehr. Dazu jedoch später. Ich möchte noch kurz einen Abriss der Geschichte des Originals vorneweg schicken.
Wem der Jeep so ähnlich vorkommt wie den Militärjeeps des 2.Weltkrieges, der liegt nicht ganz verkehrt. Der CJ („Civilian Jeep“!) hat seine Wurzeln bei Willys-Overland, der faktisch als CJ-2 1944 eingeführt wurde. Der CJ-7 wurde 1976 eingeführt und über seine 11-jährige Produktionszeit sind 379 299 Stück entstanden. Hardtop und Stahltüren Sonderausstattung, interessanterweise sind die CJ-7 durch Renault, Isuzu oder AMC-Motoren angetrieben worden. Vom 2,1-Liter-Diesel bis zum 5-Liter-V8-Benziner waren sechs Motoren eingepflanzt worden.
Sondermodelle wie Golden Eagle, Renegade, Levis oder Laredo wurden produziert.
Über sieben Generationen blieb die Konstruktion weitgehend dieselbe, der Konzern wechselt drei mal die Eltern und tatsächlich gibt es heute noch Lizenzbauten dafür. Die letzten CJ-7 und CJ-8 wurden schließlich 1987 durch den Wrangler ersetzt. Heute sind die CJ-5 und CJ-7 noch immer sehr beliebt.
Ach ja:
Geprägt hat der Jeep einen Begriff, den viele verwenden oder verwendeten, wenn ein Geländewagen (neudeutsch SUV) die Straße kreuzt. Wie auch ich oftmals „cooler Jeep“ ausrief, wenn mein Klassenkamerad seinen Pajero fuhr 😉 ….lange ist’s her und ich verstand, dass Jeep eine Marke ist und keine Fahrzeugklasse.
Endlich komme ich zum Bausatz
Der Bausatz erblickte schon 1977 unter monogram (#2223) das Licht der Welt und wurde sieben Mal, zuletzt 2007 unter Revell-monogram als Renegade (#85-7207) aufgelegt. Ich kann mich an die erste Ausgabe erinnern den ich nicht baute, weil das Kunststoff blau gespritzt war. Im Laufe der Wiederauflagen wechselten die Decals und das Schachtelbild, der Inhalt blieb weitgehend der selbe.
Die nun vorliegende Ausgabe aus 2024 zeigt wieder ein sehr schön gestaltetes Schachtelbild des CJ-7 Golden Eagle. Wie ich finde, eines der schönsten Farb-/ Decalvarianten, die es vom Jeep gab.
Auf den Seiten gibt’s einen kurzen Abriss des CJ-7 und die Features, die uns im Bausatz erwarten. Die benötigten Farben sind ebenfalls zu finden …
… und auf der anderen Seiten können wir ein gebautes Modell in zwei Varianten (Golden Eagle du Renegade) bestaunen:
Was erwartet uns, wenn wir den Bausatz ausschütteln?
Diesmal muß ich nicht ausschütteln – denn der Bausatz kommt in dem hervorragenden Stülpkarton! Danke Revell und ich hoffe nicht, dass der unpraktische Seitenöffner nachgeschoben wird! Er ist einfach praktischer. Da beißt die Maus keinen Faden ab.
Eine übersichtliche Menge an Bauteile, die gut verpackt sind!
Angegeben ist er mit 136 Bauteilen, was ich nicht gezählt habe. Verteilt sind sie auf fünf weißen, einem Chromfarbenen und je einem Gießast mit Klarteilen. Die Karosserie liegt als Einzelbauteil bei, dann noch die Bauanleitung, die Decals und die Reifen:
Die Spritzlinge machen mir einen guten Eindruck – vor allem, da sie wie erwähnt in weiß gespritzt sind und nicht wie die vorherigen Ausgaben in blau oder gelb. So ist man von der Farbwahl frei. Etwas ernüchternd jedoch Stand der damaligen Zeit sind die Achsteile mit den angegossenen Federpaketen, dennoch ist die detailtreue gut:
Die Karosserie ist sehr schön und verfügt über Struktur und Prägungen, am Unterboden sind deutliche Auswerfermarken zu sehen:
Ein Zubehörteil, das Bikini-Top glänzt wiederum mit sehr schöner Struktur und ich habe keine Auswerfermarken – weder an der Außen- noch Innenseite entdecken können! Gut gemacht:
Leider hat das bei den Türen und Heckklappe nicht so prächtig funktioniert. Hier sind wieder Auswerfermarken an den Innenseiten zu sehen:
Ansonsten sind die Details sauber ausgeprägt. Ein Lenkrad ohne Gießgrat und ideal um die Löcher auf zu bohren und ein exzellentes Amaturenbrett weiß zu gefallen:
Die fette Angußstelle am Hardtop eher weniger. Da muss Vorsicht walten beim Abschneiden:
Bei den Klarteilen kann man kaum etwas falsch machen, da sie plan und eben sind. Keine Schliefen, kein Lupeneffekt, nicht zu dick – also genau richtig:
Bei den Chromteilen scheiden sich nun bei mir die Geister. Die Chromschicht wirkt sehr fett, was ich bei Scheinwerfer, Ventildeckel oder den Außenspiegeln mag. Zumal die Spiegel relativ plan auf der „Sichtseite“ sind. Weil aber die Felgen beim Golden Eagle in Gold sind, hätte ich mir da eher die Felgen in neutral gewünscht. Es ist gehüpft wie gesprungen….die zweite nicht näher bezeichnete Customvariante auf dem Karton hat Chromfelgen…
Als letzte Bauteile warten die Reifen. Weicher Gummi, gutes Profil mit Trennaht und keine Aufschrift. Für die Reifen liegen leider keine Decals bei, wie es Revell oftmals macht. Also werden „No-Name“ Reifen montiert:
Die Decals sind sehr sauber und präzise gedruckt. Kein Versatz, nichts verschwommen – perfekt:
Er umfaßt drei Decalvarianten (Golden Eagle, Renegade und die Customstreifen), mehrfarbige Jeep-Schriftzüge, Instrumentencluster und weitere Gimmicks wie „ist a Jeep Thing“ oder Silhouetten von Männchen:
Zuletzt noch die Bauanleitung
Sie ist in Schwarzweiß und eher schlicht gehalten, was in Kombination mit dem praktischen Stülpkarton zusammen hängt. Jeder, der mit den US-Kartons von Revell groß geworden ist, kann die Bauanleitung lesen – auch wenn die deutsche Schrift nicht zu finden ist.
Das Deckblatt erwähnt etwas zur Geschichte (wie auf der Kartonseite), gibt noch Warnhinweise zum Besten. Die nächsten drei Seiten handeln die benötigten Farben, Symbolik und Arbeitshinweise mit Decals ab, sowie die Bauteilnummern und die technische Bezeichnung davon. Farben werden 15 an der Zahl benötigt, meine Lieblingsmischungsverhältnisse von 30-50-20 für die GolenEagle-Karosseriefarbe…naja…die Bestelle ich lieber vom Hersteller:
Auf Seite 4 beginnt dann der Bau mit dem Motor du ich muss mich schon da für die Serie oder Custom Variante entscheiden. Nach unkomplizierten 28 Baustufen kann mit den Decals begonnen werden und am Ende steht er Fertig auf den Rädern:
Mein Fazit und abschließende Worte
Der Bausatz ist nicht in die Jahre gekommen und ich bin froh, dass er in neutralem weiß gespritzt ist.
Der Bausatz hat Licht und Schattenseiten. Die Bauteile haben nichts von ihrer Schärfe eingebüßt, sie sind durchweg sehr sauber und detailliert gespritzt. Gießgrate sind minimal. So minimal, dass mir keine auf Anhieb aufgefallen sind. Jedoch sind da die Auswerfermarken an den Innenseiten der Türen (und wer es entfernen will am Unterboden) und teilweise starke Angußstellen wie am Hardtop oder an den Türunterkanten. Da sind die fetten Chromteile, die ich mir ohne die Felgen gewünscht hätte, da der Golden Eagle nun mal goldene Felgen hat. Neutraler Kunststoff ist immer einfacher zu lackieren – also heißt es für mich, den Chrom zu entfernen und für den Golden Eagle gold zu lackieren. Das sind die No-Name-Reifen, bei denen ich mir in mittlerweile Revell‘scher manier Decals für Reifenaufschriften gewünscht hätte. Ich kann mich täuschen, aber ich denke, dass die älteren Auflagen erhabene Good Year Eagle – Schriftzüge draufhatten.
Grundsätzlich kann ich den Bausatz empfehlen. Er hat zudem noch viel Potenzial, um ihn individuell zu gestallten.
Was mir noch Rätsel aufgibt ist, warum sich Revell zumindest in der US-Stülpkarton-Auflage für „nur“ zwei Varianten in der Bauanleitung entschieden hat:
Golden Eagle oder Custom. Revell hat dabei den Renegade als dritte Variante komplett aus den Augen gelassen – und das finde ich schade!
Erhältlich bei Modellbau König.
Dominik Weitzer, Modellbaustammtisch Recklinghausen