Nachdem ich den 1/8er Trans Am aus dem Hause Revell vorgestellt habe, musste ich mir diese Wiederauflage einfach besorgen. Nun wird es eine Nummer kleiner: in 1/16 vom amerikanischen Hersteller MPC …
Das Original habe ich in der Vorstellung des Revell ausgiebig angeleuchtet und gehe deswegen hier nicht noch einmal darauf ein. Sorry. Auch, wenn ich immer wieder gerne über den Pontiac schreiben möchte.
Die Historie des Bausatz ist ziemlich kurz und überschaubar:
Die Erstausgabe datiert auf 1979 (das ist übrigens das Jahr, als das Original zu den Händlern in die Schaufenster rollte) als 10th Anniversary Firebird mit der Bausatznummer #2858. Schon damals war er nicht als Trans Am benannt obwohl es faktisch einer ist. In 1980 kam der Turbo Trans Am (TTA) unter dem Label Airfix (#14404) und auch MPC (#3-3083) in den Handel. 1986 wurde der TTA erneut von MPC als „Trophy Series“ in den Handel gebracht mit zusätzlicher Beleuchtung, Teppich und Stellplattform (#6427). Hier hatten wir also den „wahren Bandit Trans Am“. Beim 1/8 habe ich den mal mit als Größenvergleich auf dessen Karton gelegt:
Zuletzt legte AMT/ERTL den 10th Anniversary in 1998 erneut in die Regale, was die letzte Ausgabe entsprach (#8393), bis eben 20 Jahre später diese „aktuelle“ Version des heißen 1979er Pontiac Firebird Trans Am nachgelegt wurde.
Schön, dass Round 2 dazu entschieden hat, diesen Klassiker von MPC wieder auf den Markt gebracht zu haben. Dadurch pendeln sich die mittlerweile irrsinnigen Preisvorstellungen ein wenig ein. Zumindest, was den Trans Am betrifft. Die Welt sieht beim TTA ganz anders aus. Vielleicht schiebt ihn MPC ja nach. Ich würde das begrüßen.
Obwohl es nicht auf dem Karton steht: verpackt ist im Grunde ein Trans Am. Anhand der Verspoilerung, der goldenen Felgen, der Entlüftungsöffnung im Kotflügel, der shaker hood mit dem 6.6 Liter V8 darunter, in Solar Gold mit passendem Adler auf der Haube sind es einfach diese Kleinigkeiten, die ihn zum Trans Am machen:
Was erwartet uns nun? Auf dem Seitenkarton wird er beschrieben mit: T-Top, welche abgenommen werden können, lenkbare Vorderräder, zu öffnende Motorhaube und Türen (was der 1/8 nicht hatte). Weiter erwarten uns optionale Custom Sitze, Auspuffkrümmer und Sidepipes, ein authentischer 6.6 Liter V8, ein detailiertes Chassis und Aufhängung, abgerundet durch Firebird Decals in drei Farben. Na, dass ließt sich ja nicht schlecht.
Im Maßstab 1/16 ist er fertig gebaut ca. 31,3 cm lang. Gezählt habe ich 190 Teile. Ein kleiner Rundgang um den Karton zeigt und ein fertiges Modell und auf der Unterseite auch gleich, was im Karton eingelegt auf uns wartet. Das schätze ich immer.
Ausgeschüttet oder besser: nach oben entnommen, sieht das dann folgendermaßen aus:
Die 190 Teile verteilen sich auf 10 weiße, 1 verchromten, 1 klaren, 1 klar roten Spritzling und der Karosserie. Dazu die 4 Reifen, die Decals und natürlich die Bauanleitung. Beigelegt sind hier noch ein paar Schraubenfedern für die Vorderachse. Ich verrate es gleich: in der Bauanleitung ist angegeben, dass der Modellbauende mit 10 Farben auskommt und wie immer gibt es bei den amerikanischen Herstellern kein Mischen.
Wie immer schauen wir uns die Details genauer an. Mir fällt sofort auf, dass die Teile keinerlei Fischhäute haben. Sehr gut. Die Detaillierung an sich gefällt mir auch ausgesprochen gut. Im Gegensatz zu anderen Herstellern habe ich hier nicht das Gefühl, „nur“ einen aufgeblasenen 1/25 vor mir zu haben. Bei dem Bausatz fällt dies eh unter den Tisch, da der 1/25 noch nie zu öffnende Türen hat. Der Motorblock ist ganz ok. Beim Getriebe ist die Struktur wenigstens ein wenig rauer:
Die Motorhaubeninnenseite zeigt leider zwei fette Auswerfermarken:
Da an dieser Stelle keine Oberflächenstruktur vorhanden ist, kann man diese einfacher weg schleifen.
Die Unterseite des Chassis hat ebenfalls eine schöne Oberflächenstruktur. Es fällt dieses große Loch auf, wo der Getriebetunnel sitzen sollte:
Diesen finden wir an der Innenraumbodenplatte. Bedacht ist hier auch, dass die Struktur angepasst sein muss. Schon clever gelöst. Die beim Zusammenbau entstehenden Lücken können aufgefüllt werden wenn man das mag:
Bei der Innenausstattung sind die kleinen Adler relativ gut zu erkennen. Wenn da Farbe drauf ist, könnte es schon schwieriger werden, sie zu erkennen. Es sind keine passenden Decals dabei. Also sparsam mit der Farbe heißt es hier:
Auf dem Karton steht geschrieben, dass wir Custom Sitze haben werden. In der Tat. Es sind zwei paar Gestühle dabei. Diese sind schön strukturiert:
Beim Armaturenbrett klafft eine große Fläche an der Stelle, wo die Instrumente sitzen. Da diese Fläche beim Original immer mit Aluminiumplatten versehen ist, hat sich der Hersteller zu einem verchromten Teil entschieden. Dieses kommt mir (wie die ganzen Chromteile) ziemlich dick aufgetragen vor:
Wenn wir jetzt schon einmal beim Chrom angekommen sind, schauen wir genauer hin: der Chrom am Innenspiegel weißt Pickel auf. Nicht so schön. Kann man vielleicht noch verschmerzen:
Was mir nicht gefällt, sind die Scheinwerfer und die Blinker vorne. Die Scheinwerfergläser sind glatt und weisen keinerlei Streuscheibe auf:
Die passenden Reflektoren haben alle in der Mitte ein Loch und zudem gesellen sich auf der Sichtseite jeweils zwei Auswerfermarken pro Reflektor dazu:
Dafür ist die Rückseite makellos. Nutzt uns aber nichts. Hier sehen wir auch gleich die verchromten Blinkereinsätze für vorne. Warum? Haben doch die „Bumper“ schon einen Blinker eingegossen? Hier sehe ich einfach die Wahl, das kompliziert (?) von Hand am Bauteil zu bemalen oder das Chromteil entsprechend zu behandeln und einzusetzen. So oder so muss man es schaffen, die Blinker als Glasteil darzustellen. Und die Rückleuchten? Diese sind schon rot und klar gegossen. Wer nun denkt, es fehlt hier auch die Struktur: nein. Diese werden hinter dem Gitter der Karosserie eingesetzt. Alles gut. Um diese noch besser zur Wirkung zu bringen, sollte man hinter den Rückleuchten mit hellen Farben oder Chromfolie arbeiten:
Als „Entschuldigung“ für vorne mag ich einfach behaupten: die Löcher und klaren Beleuchtungsteile sind dem geschuldet, dass die Ausgabe von 1986 mit Beleuchtung ausgestattet wurde. Bei klaren Teilen sieht es natürlich viel besser aus, als wenn diese Strukturen haben. Nein. Das denke ich nicht. Gerade dann sollten die Lampen strukturiert sein. Schade. Das ist ein Minuspunkt.
Die klaren Teile an sich sind hervorragend gegossen. Keine Frage. Nur eben die Strukturen in der Beleuchtung vermisse ich doch sehr:
Schauen wir uns noch die Karosserie an. Hier finden wir ein wenig Gießgrate. Die Stellen sind relativ leicht händelbar. Eben nur an der B-Säule sitzen sie ungewöhnlich mittig auf der Fläche und nicht im Übergang Dach – Säule. Was mir erst bei meinen 1/25er Modellen aufgefallen ist: auch hier fehlt die Trennnaht / Blechstöße zwischen den Seitenwänden und dem Blech zwischen Heckscheibe und Kofferraumdeckel. Eine Nacharbeit kann man machen. Stellt aus meiner Sicht kein Problem dar. Ist ja ein größeres Modell. Der Motorraum ist schön gestaltet und was mir gefällt: im Dachhimmel hinten und vorne sind Fixierhilfen zum Einsetzen der Scheiben. Begrüße ich.
Die Decals sind wie versprochen mit drei Farben. Haben sie. So hätte ich es mir beim 1/8er Revell Trans Am auch gewünscht. Dann hätte man dieses blaue Filmauto bauen können. Also habe ich bei dem Bausatz immens viele Möglichkeiten, welche Farbe ich wähle:
Der Bogen ist auf das Nötigste reduziert – finde ich. Für den Innenraum sind fast keine Decals dabei. Für den Schalthebel und das Lenkrad die Logos. Das war es auch schon. Die Schriftzüge sind nicht so scharf gedruckt, wie es zum Beispiel Revell hin bekommt. Gerade bei den roten Schriftzügen, ist eine Abgrenzung der verschiedenen Rottönen doch verschwommen. Das ist schade. Gerade auf einem weißen Firebird sehen die roten Decals phantastisch aus – kombiniert mit roter Innenausstattung? Phänomenal! Als Kennzeichen haben es drei verschiedene auf den Bogen geschafft. Für Florida und Michigan sind nur je eines aufgedruckt. Das ist auch korrekt so. Hier ist nur hinten Pflicht. Anders für Californien. Es sind zwar zwei Kennzeichen dabei, jedoch werden nur hinten die „Sticker“ in den Ecken geklebt.
Am Ende bleibt noch die Bauanleitung übrig. Diese ist (wie bei allen AMT/ERTL oder MPC Bausätzen!) schwarz/weiß gehalten.
Wenn sich jemand auskennt, erkennt man schon auf der ersten Seite, beziehungsweise dem Titelblatt, dass es sich hier um die Bauanleitung der 10th Anniversary – Ausgabe handelt:
Der größte Adler aller Zeiten (der auch die Frontscheibe umfasst) und die Felgen des TTA weisen deutlich darauf hin. Die falschen Felgen ziehen sich komplett durch die Bauanleitung. Dem Bausatz liegen schließlich die snowflake-Felgen bei und nicht die des TTA. Zur Verdeutlichung habe ich die Bauanleitung neben das Titelbild des Kartons gelegt.
In 36 Bauschritten plus zwei Grafiken für die Decals, steht der Pontiac auf den Rädern. Sie ist klar und lässt zum Bau nicht viele Fragen offen. Anders zur Bemalung. Die Farbangaben sind praktisch nicht vorhanden. Warum auf der letzten Seite dann auf 10 benötigten Farben hingewiesen wird, finde ich schon lustig. Auch soll ich erst dann bemalen :D? Aber mal ehrlich: ich bemale doch eh, wie es mir gefällt. Oder auch der Fakt, dass auf manchen Spritzlingen die Bauteilenummern einfach fehlen. Das ist einfach der Scharm der MPC-Bausätze.
Wie zur Karosserie geschrieben lassen sich die Türen öffnen. In den Schritten 19, 21 bis 23 und 29 kommt man da durch. Ich empfehle dringend, sich die Bauteile und die Schritte genau anzuschauen. Ich weiß von meinen 1/16er eben von MPC, dass es tricky ist und auch mal zu Frust führen kann. Die Lösung mit den Scharnieren ist vielleicht nicht die Beste aber wenn man sich darauf einlässt und konzentriert dabei bleibt, schafft man das. Definitiv ist es nichts für Anfänger. Als ich das erste Mal damit in Kontakt damit kam (vor über 25 Jahren mit der 1987 Corvette Cabrio), scheiterte ich daran. Ich hatte die Corvette nie fertig gebaut. Vor allem weil es ein Cario war, war die Karosserie recht instabil. Ich war damals einfach zu jung.
Beim Bauabschnitt 15 werden die optionalen Auspuffrohre gesetzt, die eigentlich nur bei den sidepipes notwendig sind. Dieser Hinweis fehlt hier. Was ich immer anders mache: die Räder am Schluss montieren. Ansonsten lässt die Bauanleitung doch keine Fragen offen, oder?
Was bleibt als Fazit?
Wem der 1/8 Firebird von Revell zu groß ist, kann zu diesem etwas kleineren Modell greifen. Der Aufbau sollte machbar sein. Man muss sich jedoch definitiv mit der Bauanleitung und den Bauteilen beschäftigen, um mindestens den Zusammenbau der zu öffnenden Türen bewerkstelligen zu können. Für eine schöne Bemalung sollte man sich im Internet informieren, da die Bauanleitung hier die größte Schwäche zeigt. Obwol: ist es eine Schwäche, wenn man es einfach weg lässt? Die Chromteile würde ich neu machen, da sie doch sehr dick erscheint und zumindest bei meinem Exemplar geringe Mängel vorhanden sind. Schade finde ich einfach die Darstellung der Scheinwerfer. Ohne Streuscheibe und die Löcher mittig in den Reflektoren mit den Auswerfermarken sind nicht gerade schnell korrigiert. Darüber hinweg tröstet die Tatsache, dass die Bauteile so gut wie keiner Nacharbeit bedürfen. Sie sind einfach gut gegossen. Die Decals mit drei verschiedenfarbigen Adlern lassen dem Modellbauenden ebenfalls die Freiheit der Farbwahl.
Unter dem Strich finde ich den Bausatz klasse und kann ihn gut empfehlen – aber nicht für Anfänger 😉
Christian Weitzer, Modellbaustammtisch Recklinghausen