Ich möchte heute einen Camaro der 2. Generation aus dem Hause Chevrolet vorstellen – so, wie ihn Revell als Bausatz konzipiert hat …
In meinem Regal liegen Camaro aus allen Generationen bis hin zum 2017er 50th Anniversary Modell. Diese 2. Generation jedoch bisher nicht. Verwunderlich, gibt es doch den 1979er von Revell in mehreren Ausgaben. Das ist richtig. Jedoch ist dieser in 1/24. Das mag kleinlich sein: ich baue immer in 1/25 und jemand, der die Modelle nebeneinander in die Vitrine stellen mag, wird den Unterschied definitiv sehen.
In 1/25 produzieren die amerikanischen Hersteller MPC oder AMT/ERTL den Camaro. Jedoch ist dieser mittlerweile kaum noch erschwinglich und hier in Deutschland im Grunde überhaupt nicht zu bekommen.
Also habe mir den spontan gekauft, weil im Angebot 1/25 geschrieben stand. Das wollte ich heraus finden ob das stimmt.
Ein kurzer Ritt durch die Bausatzgeschichte sei mir erlaubt.
Mich interessierte auch nebenbei, woher denn die Form kommt. Meine Modellbaukollegen verwiesen mich gleich auf den snapkit von 1979-1984. Nach einer doch intensiveren Recherche fand ich einen Bausatz aus 1979 (Bausatznummer 7203) sowie als Polizeiauto aus 1980 (Bausatznummer 7210).
Erstgenannter hat schon auf dem Kartonbild die selben herausnehmbaren Dachhälften (wir nennen das T-Tops) ist aber mit dicken Verbreiterungen ausgestattet. Mit einem virtuellen Blick in dessen Karton stellt sich heraus, dass diese an der Karosserie tatsächlich angegossen sind. Somit fällt dieser Bausatz als Vorlage schon einmal raus.
Der Zweitgenannte (7210) kam als Polizeiauto auf den Markt – ohne T-Top auf der Packung. Hier fand ich auch Bilder vom Inhalt des Kartons im Internet. Die Karosserie und Verglasung scheint identisch jedoch weicht das Chassis von diesem neuen Bausatz ab.
Es ließ mir keine Ruhe. Ich stieß auf einen Bausatz, der mit © 1980 angegeben war. Diesen im Internet zu finden war eine harte Nuss. Überhaupt: diese Bausätze des Camaros der 2. Generation von Revell in 1/25 sind superselten zu finden!
Jedenfalls fand ich zwei Tage später einen mit der Bausatznummer 6228 „“CHiPs“ Z-28 Chase car :D. Auch fand ich weitere Bilder vom Inhalt und tatsächlich hat sich hier ein Fehler eingeschlichen: der Bausatz 6228 datiert laut Karton von 1981! Mit dem weiteren virtuellen Blick in den Karton kann ich bestätigen: jep. Das ist er! Der ist die Basis des nun 2022 wieder aufgelegten Bausatz.
Mit einem Unterschied: der „Alte“ hat viel bessere Reifen beiliegen. Wie die oben erwähnten, Erstausgaben auch.
Doch nun endlich zum Bausatz von 2022 …
Ein schöner Karton. Ein schönes Deckelbild. Das ist aber Nebensache. Schauen wir uns den Inhalt an. Um das geht es ja.
Fangen wir mit der Karosserie an:
Das T-Top ist ausgeschnitten, der Front- und Heckbumper sind als Einzelteile beigelegt. Was mir missfällt sind nicht nur die fetten Gießastreste an der Front …
…und die unsaubere Ausarbeitung der Zapfen für die Befestigung des Frontbumpers, sondern auch dass hier an der Karosserie neben Gießgrate auch Sinkstellen im Heckbereich zu finden sind:
Das Heck sollte keine so harte Kante seitlich haben. Die Sinkstelle mittig kommt von dicken Auswerferkmarken im Inneren. Nicht so schön. Hier sollte man dann doch ein wenig Hand anlegen:
Ich greife den Gießast mit den restlichen Karosserieteilen vor:
Die Felgen sind darauf zu sehen sowie die Front- und Heckbumper. Der Ausführung als snapkit geschuldet, sind sowohl die Scheinwerfer wie auch Rückleuchten integriert. Extrateile für die Beleuchtung gibt es leider nicht:
Ein Augenmerk lenke ich auf die Kotflügelentlüftungen oben rechts im Bild:
Bei dem 1/24 Camaro sind sie nicht nur anders sondern auch an der Karosserie angegossen. Das finde ich interessant. Es könnte also eine Standardversion des Camaro gebaut werden, würde man die Befestigungen an der Karosserie verschließen:
Wäre zu einfach. Jedoch müsste man dann die Haube gegen eine ohne Hutze austauschen und: die angegossenen „Schmutzfänger“ / Spoilerteile an den Radläufen müssen dann entfernt werden. Also verwerfe ich diese Idee.
Die weiteren Spritzlinge im Überblick:
Tja. Der Bausatz ist einerseits sehr schön detailliert, wie es am Interieur oder dem Armaturenbrett zu sehen ist, andererseits „komisch“ konstruiert. Das Chassis hat ein Relief der Antriebseinheit. Das findet sich bei dem Polizeicamaro nicht so. Ich weiß wirklich nicht, worauf dieser Bausatz basiert:
So sind die Endrohre an den Blattfedern nur als Stummel angegossen. Da bin ich mal gespannt, was man davon wirklich sieht. Die Gießgrate sind ein weiteres Mal sehr präsent.
Was mich aber am Meisten stört sind die Reifen: zweiteilig und aus Kunststoff. Jeden weiteren Kommentar spare ich mir an dieser Stelle zumal in dem 1980er Polizeicamaro Gummireifen beiliegen. Wenigstens haben sie (endlich mal wieder!) eine Beschriftung auf den Seiten:
Auf dem Chassis schließlich finde ich ein Copyright: 1981. Es muss also 1981 einen Camaro als Bausatz gegeben haben, den ich wirklich nicht gefunden habe. Das Chassis stammt auf jeden Fall nicht aus dem Bausatz des Polizeicamaro:
Bleiben noch die Scheiben übrig. Tadellos:
Die Decals werde ich natürlich nicht vorenthalten. Sie geben die Möglichkeit, auf diversen Grundfarben, farblich abgestimmte Decals aufzubringen. Man muss also nicht zwingen die Farbangabe der Verpackung folgen. Die unteren Streifen sind silber und gold. Das passt dann doch so ziemlich zu jeder Farbe. Toll gemacht!
Weiter finden wir Decals für Scheinwerfer und Rückleuchten. Okay. Wenn es denn sein muss. Der normale Modellbauer wird die sicherlich bemalen:
Die Bauanleitung ist diesmal nicht der neue und bunte Druck. Was mir hier gefällt und was ich heraus heben möchte: es ist eine Kurzgeschichte zum Camaro aufgedruckt. Solche Informationen vermisse ich bei den neuen Bausätzen. Nach 11 Bauschritten und nur 37 Teilen steht der Camaro auf den Rädern. Mal ehrlich: lächelt der Camaro nicht nett auf der letzten Seite :)?
Bleibt als Fazit:
Snapkit im praktischen Stülpkarton. Bei meinem Bausatz sind die Jahre durchaus anzusehen. Nicht nur die Karosserie benötigt mehr Aufmerksamkeit. Viele Teile zeigen Gießgrate. Die größte Herausforderung stellen wahrscheinlich die Reifen dar. Ich dachte schon darüber nach, die Kunststoffreifen gegen welche aus der Grabbelbox zu ersetzen. Das ist wahrscheinlich nicht so einfach: sie sind zweiteilig und die Innenseite beinhaltet gleichzeitig die Befestigung auf den Achszapfen.
Ansonsten bin ich ja glücklich darüber, den Bausatz (endlich!) in 1/25 als Bausatz vor mir liegen zu haben, ohne einen irrsinnigen Preis bezahlt haben zu müssen.
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Christian Weitzer, Modellbaustammtisch Recklinghausen