Als Wiederauflage erfreut uns Revell mit dem ´39 Chevy Sedan Delivery, der mich sofort an meine Anfangszeit im Modellbau erinnert…
Nun erscheint er unter dem Revell Logo mit neuen Teilen, die schon auf der Schachtel zu erkennen sind:
Holzfässer ? . Das wäre vielleicht dem ein oder andern den Kauf wert, aber wie sieht es mit der neusten Auflage des Bausatzes aus?
Bevor ich dazu komme, möchte ich kurz zur Geschichte des Bausatzes zurückgreifen – den ich damals schon in der zweiten Auflage gebaut habe (# 2773 von 1987).
Das Licht der Welt erblickter der Bausatz als Sedan Delivery(!) schon im Jahr 1978 (#2240), in grün gegossen und mit denselben Decals des „Dr. Feelgood“, wie ich ihn hatte. Nur meiner war in Rot gegossen.…
Alsbald wurde die Basis des Bausatz verwendet und auch unter monogram kam schon 1979 der ´39 Chevy als Coupe auf den Markt und nun wechselten die Auflagen hin und her. Mal Coupe, mal Delivery. Möchte ich das differenzieren, ist die Basis jetzt schon in der 12ten Auflage, in Wiederauflagen steht es 7:5 für den Delivery. Unter dem Revell Label erschienen die letzten fünf Auflagen erst ab den 2000ern. Dazwischen wurden immer mal neue Decals und Teile ergänzt, u.a. auch Lowrider Räder für Coupe und Delivery.
Jetzt aber zum Bausatz
Das Schachtelbild weiß zu gefallen, ich mag diese Farbkombination sehr. Sie ist sehr schön gezeichnet und auf den Seiten sind „wie immer“ das gebaute Modell, die benötigten Farben zu sehen und ein bisschen was zum Modell zu lesen.
Was erwartet uns, wenn wir den Bausatz ausschütteln?
Nein – nicht ausschütteln! Die überaus praktischen US-Kartons kannman sehr schön den Deckel abnehmen und bei Bedarf das Modell wieder sauber einpacken. Eine Menge Bauteile die ordentlich in verschiedenen Tüten verpackt sind. Verteilt sind sie an nur drei weißen Gießästen, ein Klarer- und ein Chrom-Gießast, sowie Gummireifen, Bauanleitung und Decals. Natürlich auch die Karosserie mit Haube und die Fässer in braun gegossen.
Die Qualität der Bauteile hinterlässt auf den ersten Blick ein positiven Eindruck. Es ist etwas schwer, der recht günstig wirkende Kunststoff (ich nenne das immer Chinaqualität) genauer zu betrachten – denn er ist sehr hell und wirkt dadurch verwaschen.
Die Bauteile sind anders als erwartet nicht ausgewaschen, sondern eher scharf gezeichnet und das deutet auf eine gute Pflege der Spritzformen hin. Ich habe keine verwaschenen Linien gesehen oder Fischhäute und Grate gesehen.
Genauer betrachtet:
Die Karosserie ist wie oben zu sehen schon zusammengesteckt verpackt und die macht einen ausgezeichneten Eindruck. Keine Grate, die Oberfläche sehr glatt und fast schon könnte man den Delivery in weiß so zusammen bauen. Glänzt super!
Etwas wird der Schein getrügt, da auf der Innenseite die Andeutung für ein Glasdach sehr ausgeprägt ist. Das könnte sich beim Lackieren auf der Dachhaut abzeichnen:
Die Reifen sind Massiv ausgelegt, weisen ein schönes Profil auf und haben keine Reifenaufschrift – wie immer halt. Reifenbeschriftungen liegen jedoch als Decal bei. Ist zwar nicht jedermanns Sache, Decals auf Reifen auf zu bringen, aber hat man den Kniff raus, schätzt man das:
Was ich oben als „Chinaqualität“ bezeichne, kann vielleicht auf den Bildern nachvollzogen werden. Die Details an Amaturenbrett oder die Kleinteile, oder die Vergaser sind sehr gut detailliert, verlieren aber durch das durchscheinende Licht jeder Bauteile an optischer Qualität. Das ist an sich schade, betrachtet man die Details der Holzfässer. In kräftigen Kunststoffen gegossen, wirkt ein Bausatz gleich hochwertiger ?
Die Klarteile waren in der Tüte nochmals separat verpackt und das macht sich bezahlt. Ohne Kratzer und Schlieren, ich finde sie tadellos. Die Gießansätze an den Bauteilen sind erfreulich dünn, was das Risiko einer Beschädigung der Bauteile beim Abknipsen verringert.
Der Decalbogen ist ausgezeichnet! Bei vielen letzten Wiederauflagen macht da Revell einen sehr guten Job. Sie legen uns hier drei oder sogar vier(!) Varianten bei und so hat man die Möglichkeit, die nicht genommenen Decals für andere Modelle zu verwenden. So Beschriftungen für Lieferwagen sind immer gerne gesehen. Sehr gut! Auch gefallen mir insbesondere die BFGoodrich-Reifendecals. Es muss nicht immer Good Year sein. Gute so!
Letztendlich komme ich zur Bauanleitung:
Da es sich hier um Revell USA-Karton (Top-Opener und nicht der unpraktische Faltkarton) handelt, ist die Bauanleitung in schwarz weiß gedruckt. Und genau weil es Revell USA ist, finde ich keine deutsche Übersetzung der Beschreibung, die man auf der ersten Seite lesen kann. Auf den weiteren Seiten folgen die Farbangaben – mal wieder mit Mischung 10:90 und 75:25, eine Arbeitsanweisung für die Decals und eine Doppelseite Auflistung der Teile mit Bezeichnung. Na, ich nenne das „lernen von technischen Begriffen in anderer Sprache“ ?.
In 28 Baustufen sind wir damit „durch“ und zuletzt werden die Decals aufgebracht:
Bauanleitung? Unkompliziert, ohne Rätsel.
Auf eines möchte ich kurz noch eingehen. Scrollt nochmal ganz hoch zum Deckelbild und schaut das an. Und jetzt in die Bauanleitung:
In Baustufe 24 werden die Zusatzscheinwerfer an die Stoßstange montiert.
Aber auf der Schachtel hat der Modellbauer für einen cleaneren look die Teile am Fotomodell weg gelassen ? . Ich kanns verstehen! Hätte ich vermutlich auch gemacht.
Mein Fazit und abschließende Worte
Der Bausatz hat schon einige Auflagen auf dem Buckel und ist nach meiner Durchsicht definitiv nicht schlechter geworden. Er ist erstaunlich gut! Die Decals mit ihrer Vielzahl an Firmenbeschriftungen und die Holzfässer „reißen“ den Bausatz in der Attraktivität deutlich hoch.
Aus eigener Erfahrung hat sich der Bausatz sehr gut bauen lassen, denn im Gegensatz zu anderen aus meiner Vergangenheit (Italeri Countach, Revell Enzo oder andere) bin ich an dem nicht verzweifelt, habe nichts improvisieren müssen – er ist mir in sehr guter Erinnerung.
Was ich etwas bemängele ist, dass leider noch immer keine Standardräder mit Stahlfelgen und entsprechende Sitze beiliegen…oder noch schöner dazu ein Reihen-6er, um einen mausgrauen 39er Lieferwagen bauen zu können. Das wäre für mich die Krönung: einen 2in1 Bausatz. Irgendwann vielleicht…Träumen darf man ja.
Solange kann man sich durchaus mit diesem zu empfehlenden Bausatz begnügen ?
Dominik Weitzer, Modellbaustammtisch Recklinghausen