Wenn man ein bestimmtes Modell unbedingt haben will, geht man auch mal seinem favorisierten Maßstab fremd, und genau so ging es mir bei der AH-1G. Ich wollte unbedingt ein zeitgemäßes Modell dieses Typs, und da ist der Bausatz von Special Hobby wirklich eine gute Wahl, wie das folgende Review zeigt.
Zum Vorbild
Die 1967 in Dienst gestellte AH-1 mit dem Beinamen „Cobra“ war der erste Hubschrauber, der wirklich für den reinen Kampfeinsatz konzipiert war. Das Konzept mit der sehr schlanken Rumpfform und der hintereinander sitzenden Besatzung hat sich bewährt und ist heute auch bei vielen anderen Mustern zu finden. Ihre Feuertaufe erlebte die Cobra im Vietnam-Krieg.
Der Bausatz
Mich persönlich fasziniert dieser Kampfhubschrauber schon seit jungen Jahren, was sicher auch an dem guten alten Matchbox-Kit lag.
Der vorliegende Bausatz zeigt die „Ur“-Cobra in der von 1966 bis 1973 gebauten Version AH-1G, wie sie bei den Marines eingesetzt war.
Der Bausatz enthält sechs Gußrahmen in hellgrauem Kunststoff und einen mit den Klarsichtteilen.
Toll finde ich, daß auch die Teile für den Transportwagen beiliegen:
Dazu gesellt sich ein kleiner Resin-Zylinder, der bei der Variante der NAVY Test Pilot School als Dummy den Waffenturm im Bug ersetzt.
Für die gleiche Variante liegt auch ein Instrumententräger als seperates Spritzgußteil bei.
Wichtiger Hinweis: Das Teil 125, normalerweise im Rahmen „A“ enthalten, liegt bei einigen Kits offenbar seperat bei, so auch bei meinem Exemplar. Vorsicht, das geht sicher gerne verloren:
Die Klarsichtteile sind wirklich exzellent, die Haube läßt sich sogar geöffnet darstellen. Dem geschuldet ist dafür die etwas knifflige Montage, da die Haube aus fünf seperaten Teilen besteht, die vor allem bei geschlossener Haube passgenau montiert werden müssen:
Die Bauteile zeigen durchweg atemberaubend feine Details und blitzsaubere Strukturen, wirklich ein Genuß. Da ich das Modell inzwischen gebaut habe, kann ich auch eine exzellente Passgenauigkeit attestieren. Spachtel ist nur in winzigen Mengen nötig. Der leichte Grat an manchen Teilen ist leicht zu entfernen, insgesamt ist der Bau eine Freude, auch wenn ich den Bausatz keinem absoluten Einsteiger empfehlen würde.
Die Decals kommen auf zwei getrennten Bogen, einer mit den Markierungen und einer mit Wartungshinweisen und ähnlichem.
Sie sind fein und hauchdünn gedruckt und lassen vier Versionen zu. An dieser Stelle aber ein Hinweis aus eigener Erfahrung: Die Decals sind zickig. Sprich: Sie neigen dazu, sich sofort zusammen zu rollen oder zu falten, hier ist beim Aufbringen allerhöchste Vorsicht geboten. Zudem braucht man sie nur eine Sekunde in Wasser zu tauchen, sie lösen sich dann binnen weniger Sekunden vom Trägerfilm. Niemals im Wasser liegen lassen, das Decal schwimmt in kürzester Zeit alleine herum und ist dann praktisch nicht mehr zu verwenden!
Laut Anleitung müßte eigentlich noch ein Decal für die Instrumentenbretter beiliegen, aber entweder habe ich das verschlampt oder es fehlte in meinem Kit.
Die vier attraktiven Versionen sind in schönen Farbtafeln einzeln mit kurzer Erläuterung zum Vorbild dargestellt, klasse!!!
Die Anleitung ist klar und übersichtlich mit Farbangaben für das Gunze-Sortiment. Auf die Unterschiede der Versionen wird genau eingegangen:
Wie man sieht bietet MPM für diesen Bausatz ein von Eduard gefertiges PE-Set an, das vor allem bei offener Haube eine sehr sinnvolle Ergänzung ist.
Ich wollte aber die Hauben geschlossen, darum habe ich darauf verzichtet.
Enorm hilfreich hingegen ist in jedem Fall das Set mit den Maskierschablonen von Eduard. Die Passung ist perfekt, und die Zeitersparnis enorm. Sogar an Masken für die winzigen Räder am Transportwagen wurde gedacht.
Fazit:
1/72 ist normalerweise nicht mein Maßstab, ich bevorzuge 1/48. Aber der Bau dieses Modells hat einfach nur Spaß gemacht. Die feinen Details, die exzellente Passgenauigkeit, die gute Ausstattung – ein wirkliches Kleinod! Von der Short Run-Aura, die Special Hobby ja immer wieder mal umgibt, ist hier wahrlich nichts zu sehen, das ist Formenbau auf der Höhe der Zeit.
Von den beim Bau gemachten Erfahrungen kann ich noch folgendes ergänzen:
- Die Decals sind wie erwähnt mit viel Sorgfalt zu behandeln. Sie neigen zum Rollen und Falten, aber dafür sind sie hauchdünn, decken hervorragend und sprechen sehr gut auf Gunze Mr. Mark Softer als Weichmacher an.
- Die Raketenwerfer XM-158 (die mit den sieben Rohren) waren nach dem Versäubern nicht wirklich schön, weil es genau hier einen leichten Formversatz gab. Ich hatte sie deshalb durch einen Eigenbau ersetzt.
- Die fünfteilige Cockpithaube passt sehr gut, erfordert aber etwas Zuwendung bei der Montage. Dafür ist sie schön klar und schlierenfrei. Ich habe sie erst montiert und dann komplett in Future getaucht.
Insgesamt habe ich den Kauf nicht eine Sekunde bereut und ich kann zu dem Bausatz nur sagen:
Absolut empfehlenswert!!!
Ein Galeriebeitrag folgt hier bei kitreviewsonline.
Gekauft habe ich das Modell bei Modellbau König.
KlausH