„Ich bastel noch ein bißchen an meiner Laura weiter!“ DAS klingt in den Ohren der besten aller Ehefrauen schon ein wenig schräg!
Aber keine Angst: „Die Laura“ hat weder was mit „dem Wendler“ zu tun noch bin ich auf Abwegen …
Die Aichi E11A1 „Laura“ war ein dreisitziger Aufklärer in eigentlich schon völlig veralteter Doppeldeckerbauweise, angetrieben von einem gerade einmal 620 PS leistenden Triebwerk mit Druckpropeller.
17 Exemplare dieses „Typ 98 Aufklärungswasserflugzeuges“ wurden ab 1937 für die kaiserliche Marine gebaut.
Umso erstaunlicher, dass uns Fujimi 1998 ein Großserienmodell dieses Exoten auf die Basteltische gelegt hat – und das in einer sagenhaften Qualität!
Fangen wir mit der wunderschön illustrierten praktischen Deckelkartonage an:SO macht man Appetit auf mehr – wenn alleine schon die Verpackung von Qualität zeugt, dann freut man sich auch auf den Inhalt.
Und auf DEN darf man sich wirklich freuen – vier separat eingetütete graue Gussrahmen sowie ein transparenter Spritzling bilden die Grundlage unserer kleinen Laura:
Die beiden Rumpfhälften sind außen hervorragend strukturiert mit feinen, aber nicht allzu aufdringlichen Gravuren:
Innen dagegen sind sie, bis auf die Lokalisierung des Cockpitmoduls, gänzlich frei von Details:
Wer mag, kann hier nachdetaillieren – einziges Hindernis: Der Mangel an Unterlagen! Bei nur 17 gebauten Originalen ist es schon schwer, an Innenraumphotos heran zu kommen!
Solche Detailbilder wären auch für die Nacharbeiten im Cockpit, das sich sehr einfach strukturiert zeigt, von Vorteil:
Ich könnte mir denken, dass den Bausatzdesignern ebenfalls keine Unterlagen zur Verfügung standen!
Ein paar Sitzgurte und vielleicht Ruderpedale – das sollte dennoch drin sein!
Die nächsten beiden Spritzlinge mit den Tragflächenteilen – einfach nur superb!Sehr schöne und zurückhaltende Strukturen, äußerst positive Passstifte für die Verstrebungen und hervorragende Schwimmerdetails – so macht alleine schon das Anschauen Appetit auf den Zusammenbau:
Die Teile für das Triebwerk und den Propeller machen ebenfalls einen klasse Eindruck – die beiden Tragflächenkühler (in der Mitte) sind leider nur geschlossen dargestellt:
Recht umfangreich – die Tüte mit den Klarsichtteilen:Eigentlich nur eine (leider einteilige) Kanzel, vier Bullaugen und eine Beobachterabdeckung:Und was ist mit dem Rest?
Der Clou sind die „nicht-Kanzel“-Teile:
Diese werden später zusammengeklebt als Helling zur Montage der oberen Tragfläche benötigt – ziemlich clever!
Darauf geht die schnörkellose Bauanleitung detailliert ein:
Veeery thoughtful! Wirklich: Da hat offensichtlich ein Modellbauer für Modellbauer konstruiert!
Die beiden Bögen mit den Markierungen:
Auch hier hat jemand mitgedacht: Damit die roten Hinomarus später nicht von der Grundtarnfarbe der Aichi abgedunkelt werden, gibt es für alle roten und gelben Decals jeweils noch weiße „Unterlagen“ – sehr gut überlegt! Allerdings würde ich die gelben Tragflächenvorderkanten der Einfachheit halber lackieren!
Für das kaum einsehbare Instrumentenbrett gibt es noch ein gesondertes Decal – allerdings OHNE Skalen!
Bis auf den Planet-Resinkit der einzige 72er Bausatz der „Laura“ und noch dazu in exzellentem Spritzguss – da fällt die Wahl wohl nicht schwer.
Schwer dürfte allenfalls die Beschaffung werden: Dieser Fujimi-KIt taucht ab und an bei online-Händlern und bei Ebay auf. Und wenn er das tut: Zuschlagen!
Dr. Michael Brodhaecker, Lingen