Für uns eine DER Überraschungen des Sommers – eine ganze Serie von Cierva C.30 Autogiros im Militärmaßstab 1:35 von MiniArt!
Hier nun die erste Variante – eine Avro 671 Rota der Royal Air Force …
Zu Beginn „a bisserl was Historisches“ über dieses weitgehend unbekannte Fluggerät:
Die Avro Type 671 „Rota“ war ein direkter Lizenzbau der Cierva C.19 – ein Autogiro von Juan de la Cierva, der 1933 zum ersten Mal flog.
Die Idee hinter dem Autogiro-Prinzip war bestechend einfach:
Ein konventioneller Rumpf, ein ebenso gewöhnliches Triebwerk und ein Propeller – bislang nichts Ungewöhnliches. Was jedoch fehlt, um zu einem „richtigen“ Flugzeug zu werden: Die Tragflächen! Fehlanzeige!
Stattdessen verfügt der Autogyro über drei Rotorblätter – quasi eine bewegliche und noch dazu steuerbare Tragfläche!
Und dank dieser „rotierenden Tragfläche“ kann der Autogiro ganz konventionell wie ein Flugzeug aber auch senkrecht starten und landen.
Der bekannteste Autogiro von Juan de la Cierva, der C.30, wurde ab 1934 in Großbritannien von A.V. Roe & Co., Ltd. hergestellt und in viele europäische Länder verkauft. Insgesamt 143 Exemplare aller Versionen wurden hergestellt. Mit seinem 7-Zylinder Armstrong Siddeley Genet Major IA Triebwerk von 140 PS erreichthe der C.30 Autogiro eine Höchstgeschwindigkeit von immerhin 176 km/H.
Neben Avro als Hauptproduzenten wurden auch noch 25 Lioré et Olivier LeO C.301 in Frankreich sowie 40 Focke Wulf C.30 „Heuschrecke“ hergestellt.
Die Avro Rota, mit der wir es bei diesem ersten Bausatz zu tun haben, geht auf einen Auftrag des britischen Air Ministry vom Februar 1934 zurück: 12 Exemplare (K4230 bis K4239 sowie K4296 & K4775) wurden zur Erprobung des Typs zur Heeresunterstützung geordert.
Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die verblieben Rota zusammen mit eingezogenen zivilen C.30 zu Radar-Kalibrierungsflügen verwendet. Im Oktober 945 endete die militärische Karriere der Rota – die verbliebenen Apparate wurden verkauft.
Doch jetzt zum Bausatz selbst – und was für ein Bausatz!
In der praktischen Stülpbox …
… finden sich insgesamt 7 graue Spritzlinge, ein transparenter Gussrahmen, eine Platine mit photogeätzten Details sowie ein Decalbogen und die Bauanleitung.
Fangen wir mit den drei Rotorblättern an:
Sogar der vorhandene Durchhang wurde nachgebildet:
Und die Rotorkopfbefestifungen sind auch nicht ohne:
Am nächsten Gussast finden sich Teile des Fahrwerks, die beiden Pilotensitze, Cockpitteile sowie die zweiteilige Aufnahme des Rotorkopfes:
Auch hier – perfekt gemachte Details:
Der Spritzling mit einer Rumpfhälfte, weiteren Innendetails sowie der Anlenkung für den Rotorkopf:
Und hier die zweite Rumpfhälfte samt der Teile für das Triebwerk:
Die Strukturen sowohl innen als auch außen können sich wirklich sehen lassen:
Und hier noch einmal ein Blick auf die äußerst filigran gespritzten Details:
Man sollte beim Abtrennen der Teile vom Rahmen Vorsicht walten lassen und einen scharfen Cutter verwenden!
Spritzling Ca mit dem Höhenleitwerk und dem Gestänge für den Rotorkopf:
Hier ein klärendes Wort: Zunächst verwundert, dass ein Höhenleitwerk offensichtlich falsch herum gespritzt wurde – das MUSS ABER SO SEIN: Beim Vorbild wollte man so ein seitliches Trudeln unterbinden! Also nicht korrigieren – die Jungs von MiniArt haben hier wirklich exzellente Recherchearbeit geleistet!
Hier noch
Das auf den ersten Blick extrem fragile Fahrwerk – nach dem Verkleben aller Bauteile ist es jedoch überraschend stabil! Toll gemacht MiniArt!
Und hier nochmals die beiden Träger des Rotorkopfgehäuses:
Der kleine Gussrahmen mit den beiden Windschutzscheiben:
Wie man sehen kann sind die Teile von vorzüglicher Transparenz:
In diesem quadratischen Briefchen aus stabiler Pappe…
… befindet sich eine Platine mit Ätzteilen:
Und diese lasen sich wirklich ALLE ohne Probleme verwenden – sogar von mir! Und ich bin wirklich ein bekennender Schussel im Umgang mit solchen winzigen Teilen!
Die Bauanleitung ist ebenso komplex, aber einfach zu verfolgen wie der gesamte Bausatz selbst:
Es ist schon beachtlich, wie man es bei MiniArt immer wieder schafft, einerseits sehr filigrane und komplexe Bausätze zu produzieren, die aber andererseits perfekt passen und sogar von mittelmäßigen Modellbauern wie mir zu beherrschen sind! Und das liegt u.a. eben auch an den wirklich gut gemachten Bauanleitungen!
Hut ab!
Der kleine Decalbogen …
… ermöglicht die Realisierung von unterschiedlichen Maschinen der RAF:
Farbangaben wie immer nach den unterschiedlichsten Systemen:
Nach einem Fazit gefragt, kann ich nur den Hut vor unseren Freunden aus Kiev ziehen:
Ein wirklich exotisches Vorbild, ein hervoragender Bausatz mit unglaublicher Passgenauigkeit, exzellent und filigran wiedergegebene Details und alles passt hervorragend zusammen! Unser kleiner Werkstattbericht wird es zeigen!
Erhältlich ist dieser exzellente Bausatz im online-shop von Modellbau König.
Dr. Michael Brodhaecker, Lingen