B-24D Liberator in 1:48 von Revell # 03831

Eigentlich ein Automodellbauer, nehme ich trotzdem zwischendurch immer wieder einmal ein Flugzeug aus dem Regal. Diesmal liegt uns die B-24D Liberator in 1/48 von Revell vor. Mit „Vornamen“ hieße sie eigentlich nach dem Hersteller noch „Consolidated“ …
Ein brandneuer Bausatz, so suggeriert es die Aufschrift „NEW“ aus dem Jahre 2023. Sie ist mit Level 5 gekennzeichnet, hat laut Angabe des Herstellers 197 Teile und misst fertig gebaut eine Länge von 44,3 cm und eine Spannweite von 44,3 cm. Ich habe weder gezählt noch gemessen. Sie ist ja noch nicht gebaut.

Bevor ich zum Bausatz selbst komme, möchte ich kurz die Geschichte des Bausatzes Revue passieren lassen – sie ist nicht minder aufregend als die Geschichte des Orginals!
Die B-24 hatten mehrere Hersteller im Programm wie Bandai, Pro Modeler, Monogram oder Hasegawa. Dadurch schaffte es die B-24 mit über 15 Ausgaben über nun fast 50 Jahren immer wieder in die Regale. Konzentriert man sich auf den Hersteller Revell / Monogram, hatte sie den längsten Weg.

Die Erstausgabe von Monogram (#5601) datiert auf 1976 als B-24J (mit verändertem Bug MG). Die B-24D kam erstmals 1983 (#5604) und 1990 als „Monogram Classics“ mit Patch erneut in den Handel (#85-5604). Die letzte Ausgabe kam 2011 (#85-5629) in den Handel.

Zwischendurch schob Revell-Monogram die B-24J 1990 in Produktion (#5068).

Unter dem Label Revell schaffte es die B-24D erstmals 2003 in den Handel (#04529) und hatte damals schon den selben Decalbogen, wie er in dieser Ausgabe beigelegt ist. Lediglich die Armaturentafel kam neu dazu. 2010 folgte eine weitere Auflage (#85-5625), die jedoch kaum Decals vorwies und die Armaturentafel wirklich grob gestaltet wurde.

Also so richtig „NEW“ ist der Bausatz nicht – immerhin hat er schon 47 Jahre auf dem Buckel!

Was erwartet uns, wenn wir den Karton an der Seite aufmachen und den Inhalt auf den Tisch schütten? Vier weiße Spritzrahmen, ein Rahmen mit klaren Teilen, dazu die Bauanleitung und ein schöner Decalbogen:
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Die Rahmen sind durch die Bank gut gespritzt. Ich habe keine großartigen Trennlinien oder Fischhäute sehen können. Die Klarteile sind klar und zeigen selbst die kleinsten Niete. Gefällt mir schon mal sehr gut! Hier und da finden wir Hinweise auf verschiedene, eingangs erwähnten Ausgaben, derer Bausatznummern wir auf den Spritzlingen verteilt finden. Selbst von Pro Modeler finden wir eine Nummer. Zusammen mit einer Nummer von Revell-Monogram oder ein Copyright von 1983. Alles dabei. Ein Überblick über die Spritzlinge? Bitteschön:
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Schauen wir uns ein paar Details an. Was sofort auffällt: es sind 5 Figuren mit eingegossen! Die Bauanleitung lässt sich leider nur bei dem Fahrer des (ebenfalls beigelegten) Bodendienstgeräts aus, wo diese Figur hin gehört. Die Anderen sind augenscheinlich Mechaniker. Also können die gerne ihrem Job um das Flugzeug herum nachgehen.

Apropos Bodendienstgerät. Es ist ein Schlepper. Das Kettenfahrgestell ist ein wenig vereinfacht dargestellt. Aber ehrlich: das ist doch nur Beiwerk 😉

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Meine Lieblingsfigur ist der, der nach oben zeigt. „Was zum Geier ist das!?“ scheint er zu rufen und zeigt eben auf etwas. Der sitzende Mechaniker springt auf den Zug auf und schaut verdutzt nach hinten. Lediglich der (wohl) Pilot mit der Kippe in der Hand lässt sich nicht irritieren und dem Mechaniker ist eh alles egal …

Also gut. Die Teile zeigen ziemlich überall sehr schöne Detaillierungen. So finden wir an den Wänden zig Schlauchleitungen, Kabel oder Rahmenteile. Die Seitenruder und Tragflächen haben eine schöne Struktur.  In den Fahrwerksschächten erkennt man schön die Rahmenstruktur. Auch die Triebwerke machen von unten eine gute Figur. Die Sternmotoren sind ganz ok. Mit Masse sieht man diese doch sowieso nicht, wenn die Triebwerkgondeln vorne verschlossen sind. Die Maschinengewehre sind meiner Meinung nach gut genug dargestellt. Man erkennt Kühlungsbohrungen an den Rohren oder auch Munitionszuführer mit Munition darin. Für das Alter der Ursprungsform doch recht gut! Steuerräder, Bomben – alles gut gemacht. Der V-2-Motor gehört übrigens zum Schlepper. Bestimmt ein Harley-Motor :D. Ein wenig komisch sehen die abgeflachten Reifen aus. Damals machte man das wohl so. Heute wäre da noch ein seitlicher Wulst am Reifen. Wenigstens sind sie überhaupt abgeflacht. War damals sicher nicht selbstverständlich.

Die Decals sind – wie eigentlich schon immer wieder bei den neueren Ausgaben erwähnt: ein Sahnestück. Sehr scharf und ohne Versatz. Die Armaturentafel ist hier definitiv das Highlight! Hier wurde augenscheinlich ein Originalfoto im richtigen Maßstab aufgedruckt. Super! Nicht nur daran sieht man den scharfen Druck besonders gut. Auch die „Orden“ oder die „Decleration“ (of Independence – wenn auch falsch dargestellt) stehen dem guten Druck in nichts nach.

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Warum falsch dargestellte Unabhängigkeitserklärung? Ich habe sie selbst gesehen in der Independence Hall in Virgina / USA. Entweder fängt sie an mit „We the people“ oder als Überschrift muss „In Congress“ groß darüber und darunter gleich „A Decleration“ stehen. Aber das ist ja was für Nietenzähler. Jeder, der dieses Decal sieht denkt sofort an die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika. Punkt.

Am Schluss zur Bauanleitung.

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Gewohnt bunt gedruckt führt sie in rund 65 Schritten zum Ziel. Das sind 24 Seiten. Ich muss noch immer lachen: es werden schlappe 19 Grund(!)farben benötig. Dazu werde 4 Farben lustig zusammen gemischt: 60:40 , 75:25 , 80:20. Zum Mischen selbst wird eine weitere Farbe benötigt, die man sonst überhaupt nicht benötigt.

Der Modellbauende hat die Wahl zwischen ein- und ausgefahrenem Fahrgestell oder am Heck eine Leiter mit offener Luke oder auch nicht. Die Bombenschächte können ebenfalls offen oder geschlossen dargestellt werden. Meine Wahl wäre sicherlich: auf dem Fahrgestell stehend, Leiter aufgestellt und Bombenschächte offen. Schon deswegen, weil es die Detaillierung gut hergibt aber auch, weil man dann die Figuren stellen kann.

Es werden zwei beklebbare Varianten angeboten:

Consolidated B-24D Liberator „Flak Alley“, 44th Bomber Group, 68th Bomber Squadron Shipdham, England: Oktober1943

Consolidated B-24-10-CO 98th Bomber Group, 34 Bomber Squadron; Brindisi, Italien auf „Bond Tour“ in den USA, Winter 1943. Die „Bond Tour“ war der Einsatz als Werbung für die Zeichnung von Kriegsanleihen. Diese Variante ist auf dem Deckelbild des Kartons zu sehen.

Fazit
Also dem Bausatz sieht man das Alter überhaupt nicht an und das sind immerhin seit Erstausgabe schon über 45 Jahre! Die Detaillierung ist klasse, der Guss einwandfrei. Die Form hat sich anscheinend sehr gut gehalten. Ich habe sicherlich nicht viele Flugzeuge gebaut aber schon in einige reingeschaut. Dieser Bausatz aber hat mich schon überrascht. Alleine innen gibt es doch nichts zu bemängeln und die außergewöhnliche Gestaltung außen birgt doch sicherlich auch einen Hingucker. Aus dem Kasten heraus lässt sich nach meiner Bewertung ein tolles Modell bauen. Einzig ein wenig mehr Platz zum Stellen wird benötigt. Wer diesen Flieger geschlossen baut und an die Decke hängen mag, dem kann nicht mehr geholfen werden. Man muss in seine Öffnungen rein schauen können!

Erhältlich bei Modellbau König.

Christian Weitzer, Modellbaustammtisch Recklinghausen