Revell liefert uns aktuell den Bausatz einer B-25D aus den Formen von ehemals Accurate Miniatures, die in ihren Grundzügen schon aus dem Jahre 1999 stammen. Ein Blick in den Faltkarton wird zeigen, was wir vorfinden …
Vorbild ist die frühe Hauptserienversion mit dem Rumpfturm weit hinten, ohne hintere Seitenstände und ggf. einer eingeschränkten Heckbewaffnung. Die hier gewählte Untervariante ist die extreme Ausrüstung als „Strafer“, also mit einer maximalen starren Rohrbewaffnung nach vorne für Tiefangriffe über Land und See. Hierzu gehört auch die Bewaffnung mit kleinkalibrigen Bomben unter den Tragflächen.
Im Revell-Schlabberkarton (eigentlich wirklich schade, dass man das immer wieder schreiben muss!) finden wir die sehr sauber verpackten Spritzäste (die größeren passen nur quer rein), den Decalsatz und die Bauanleitung:
Schon Spritzast A zeigt deutlich auf, dass Revell für diese Kooperation eine sehr gute Wahl getroffen hat, selbst wenn zuzugestehen ist, dass es für die Version D in 1:48 keine andere Alternative eines anderen Herstellers gegeben hätte. Enthalten sind hier die großen Rumpfteile und Etliches für die Innenausstattung sowie die Radfelgen. Viele Teile der Innenausstattung sind für andere Modelle vorgesehen und werden für unser Vorbild nicht benötigt:
Die Rumpfteile sind beispielhaft für die gesamte Ausführung. Sehr schöne saubere vertiefte Gravuren und auch Nietdarstellungen sind hier vorhanden:
Für den Innenbereich sind die Details sehr detailliert dreidimensional abgebildet. Hier z. B. die Funkgeräte, die Lafette für die Turm MGs mit den ausgebeulten Hülsenfangsäcken. Das letzte Teil ist das Pivot für die Lafette, nicht wie man meinen könnte, das Bugfahrwerk:
Die Sitze sind Durchschnitt und benötigen etwas Nacharbeit, leider gibt es im Bausatz hierfür keine Gurte. Die Radfelgen sind dagegen schön wiedergegeben und erleichtern durch die von der Reifen getrennte Ausführung die Bemalung dieser Teile enorm:
Ast B liefert dann das Heckleitwerk und die Motorgondeln mit den Motoren und Propellern. Hier wird alles vom Ast benötigt:
Die Teile für das Leitwerk absolute Spitzenprodukte der Detaillierung. Erhabenen Rippen mit sauberen Nietdarstellungen auf den Rippen, Verstärkungsbleche und Trimmruder, alles Toll gemacht; und das schon erstmals vor zwanzig Jahren!
In den Motorgondeln ist nur eine kleine Öffnung für die Fahrwerkbeine, die großen Klappen sind verschlossen. Auch hier prima Gravuren und Darstellungen:
Die Doppelsternmotoren sind auch als solche dreidimensional dargestellt und haben nach der Montage sehr feinteilige Frontansichten. Dazu tragen die etwas nachzuarbeitenden Teile für die Kurbelgehäuse und die Verkabelung ganz entscheidend bei:
Spritzast C bringt uns ergänzende Rumpfteile, Innenspante- und -böden, weitere Teile für die Innenausstattung und für das Fahrwerk und die Räder:
Die Rumpfspanten mit den Laschen für die Tragflächenbefestigung haben an beiden Seiten schöne Details und bilden so die Vor- und Rückwände im Funkraum, im Bombenschacht und dem hinteren Besatzungsraum mit dem Drehturm. Zusammen mit den ebenso fein ausfallenden Seiten, sind die Innenräume damit hervorragend wiedergegeben:
In unmittelbarer Nachbarschaft dazu befindet sich die brauchbar detaillierte Bewaffnung für die Rumpfspitze:
Die weiteren Rumpfinnenteile sind dann wieder auf feinem Niveau:
In den Gerüsten für den Bombenschacht müssen etliche Gussstege entfernt werden:
Die Innenseiten der Bombenschachtklappen haben schöne gelochte Detaillierungen. Die Auswerfermarken in der Mitte brauchen etwas Nacharbeit, wenn der Schacht offen bleiben soll:
An den Reifen finden sich die Herstelleraufschrift, die nach der Lackierung wieder sichtbar geschliffen werden kann und die Profilierung auf der Lauffläche. Die Hauptfahrwerkräder werden damit und mit den oben schon vorstellten Felgen eine schöne Wiedergabe des Originals:
Die Fahrwerkklappen und auch die Einstiegklappen haben auch innen schöne Details, aber leider auch diesmal recht ärgerliche Auswerfermarken, die bei den Einstiegen nur mit größerem Aufwand sauber zu korrigieren sind:
Die Äste D und E liefern spiegelbildlich jeweils eine Tragfläche mit Ober- und Unterschale. Wir bilden hier nur einen Ast ab, die Ausführung ist gleichartig:
Wie beim Leitwerk haben wir hier eine sehr schöne erhabene und eingeprägte Realisierung. Da wurde schon vor über zwanzig Jahren wirklich gute Arbeit geleistet:
Zusammen gespritzt sind die Äste G und H mit insbesondere den Motorhauben und noch einigen Bestandteilen der Bewaffnung:
Vom Ast G wird das Meiste benötigt. Die Motorhauben entstehen jeweils aus nur zwei Teilen, und zwar aus der vorderen Haube, in die der Motor eingesetzt wird, und dem hinteren Teil für die Kühlklappen. An der vorderen Haube scheinen ein paar Gravuren abhanden gekommen zu sein. An den Kühlklappen ist noch alles in Ordnung:
Die seitlichen Waffenpacks und die Abwehr-MGs sind jedenfalls bezüglich der Rohre nicht mehr so ganz überzeugend. Hier würde es sich doch wohl lohnen, nach Nachrüstteilen Ausschau zu halten:
Aus dem Ast H wird nur ein Teil für den Bombenschacht benötigt. Dies ist wieder sehr schön detailliert:
Zum Ende der grauen Äste haben wir noch eine ganze Reihe verschiedener Bomben als Ast I. Ganz links haben wir hier Wasserbomben, nach rechts rüber herkömmlichen Sprengbomben im Gewicht von 500, 1000 und 100 Ibs:
Die Detaillierung mit Front- und Heckzündern und den kleinen Propellern ist gut gelungen:‘
Klarsichtteile sind reichlich beigelegt. Gleich vier Spritzäste mit den Buchstaben J, K, L und M sind hier vorhanden. Benötigt werden hier neben Fensterscheiben und weiteren Kleinteilen zwei alternative Cockpitabdeckungen und ein Teil für den oberen Turm, die Klarsichtabdeckung am Bug wird bei den hier möglichen Markierungen überlackiert. In diesem Bausatz ist auch das Instrumentenbrett aus einem Klarsichtteil hergestellt. Das entspricht der ursprünglichen Philosophie mit hintergelegten Decals. Hier ist die Klebefläche des Instrumentenbrettes allerdings nicht dafür ausgelegt:
Von Nahem besehen sind die großen Teile mit den Rahmen und ihren Details sehr gut gelungen. Sie sind auch immer noch gut durchsichtig, könnten jedoch schon noch ein Bad in einem Glanzverbesserer vertragen:
Der Decalsatz ist bei den Revell-Kooperationsbausätzen als Wiederauflagen älterer Bausätze eigentlich immer als Zusatzwert zu buchen gewesen. Beste Druckqualität traf hierbei mit sehr interessanten, vielfältigen und häufig auch großformatigen und bisher nicht angebotenen Markierungen zusammen. So war ich doch etwas überrascht, hier nur ein recht kleines „Blättchen“ vorzufinden – im ersten Moment hatte ich gedacht, dass sei ggf. ein Korrekturbogen und hatte den „richtigen“ Bogen gesucht!
Hier gibt es nun leider doch (nur) diesen kleinen Bogen für zwei Alternativen aus der gleichen Staffel und Zeit. So ist alles bis auf die Seriennummer, die Nose-Art und Einsatzstatistik gleich. Es gibt also wenig Vielfalt. Beide Varianten sind darüber hinaus schon häufiger in Decalsätzen berücksichtigt worden:
Hier gibt es einige Hintergrundinformationen zur „Mexican Spitfire“ und ihrer Besatzung und hier zweimal ein schönes Foto der Nose-Art.
Für die „Pannell Job“ gibt es hier Hintergrundinformationen und auch mehrere Fotos. Sie ist mit anderen Decals in der vorherigen Lackierung mit einem großen Vogelkopf als „Red Wrath“ ebenfalls in Modellbauerkreisen sehr gut bekannt.
Es ist daher sehr schade, dass Revell hier die Möglichkeit etwas Größeres und Neueres anzubieten verpasst hat.
Die Bauanleitung macht den Eindruck der seit einiger Zeit üblichen sehr hochwertigen Revelltypischen Anleitungen. Sie ist differenzierter als die Anleitungen der vorherigen Anbieter, enthält jedoch nicht die farbigen Darstellungen für die Teile in den einzelnen Baustufen. Insoweit kommt sie nicht ganz auf den aktuellen Revellstandard bei anderen Bausätzen, ist aber immer noch ein sehr gutes Produkt und führt fehlerfrei durch den Bau:
Etwas herausfordernd ist die Montage der Bomben im Bombenschacht, die mit ihren kleinen Häkchen an die passende Stelle in der „Leiter“ der Halterungen geklebt werden müssen. Überhaupt ist die Bewaffnung sehr umfangreich mit vielen nach vorn gerichteten MGs, Bomben im Schacht und ebenfalls unter den Tragflächen. Alle Bomben sollte man abweichend von der Anleitung natürlich erst nach der Lackierung anbringen. Dies gilt ebenso für die Bomben- und Fahrwerkschächte, die Propeller und die Räder bzw. ggf. auch das gesamte Fahrwerk:
Die Lackierungs- und Markierungshinweise sind für jede Möglichkeit als Vierseitenansichten auf zwei großformatige Darstellungen verteilt. Da gibt es nichts zu meckern:
Wir haben hier also einen schon etwas älteren Grundbausatz, der sich allerdings mit kleinen Abstrichen durchaus noch auf der Höhe der Zeit befindet und das nicht nur mangels Alternativen in diesem Maßstab. Mein Fazit fällt also so aus, dass es sich auch in Anbetracht des vermutlich eher günstigen Preises im Handel um eine sehr nützliche Wiederauflage für uns handelt. Einen Minuspunkt gibt es allerdings von mir wegen der Markierungsauswahl / den Decals. Da war gerade Revell bisher innovativer bzw. wertiger. Hoffen wir daher, dass es ein einmaliger Ausrutscher bleiben wird.
Revell gibt hier das höchste Level für die Schwierigkeit beim Bau an. Dies folgt wohl aus der Menge der Teile und der Differenzierung des recht großen Modells. Hohe Spezialkenntnisse sind für die Realisierung dieses schönen Bausatzes allerdings nicht erforderlich. Insoweit ist es kein exklusiver Bausatz für ganz erfahrene Spezialisten, sondern auch einer für Modellbauer mit soliden Erfahrungen. Absolute Anfänger sollten den Bausatz ruhig kaufen, da es ein gutes Angebot ist, aber erst mal ein paar Erfahrungen sammeln bevor es an die Realisierung geht.
Erhältlich im online-shop von Modellbau König.
Hermann Geers, Wietmarschen