Build Review: M47/G Takom #2070

Den Bausatz des M47 von Takom hatten wir ja bereits hier vorgestellt und schon beim Auspacken hinterließ der Bausatz einen sehr guten Eindruck. Dirk Fries hat den Bausatz mittlerweile auf Herz und Nieren geprüft. Warum er vollkommen begeistert von dem Bausatz ist können Sie im folgenden Artikel nachlesen.

Einstieg Build Review: M47/G Takom #2070

Box-4 Build Review: M47/G Takom #2070

Kennen Sie das auch? Sie bauen über die Jahre mit Liebe und nennenswertem finanziellem Aufwand ein ansehnliche Sammlung von Modellbausätzen auf, nur um irgendwann zu merken, dass die gesammelten Schätze in der Zwischenzeit von Neuentwicklungen anderer Hersteller fast schon deklassiert wurden. So ähnlich erging es mir mit dem M47 von Italeri, der seit einigen Jahren im Lager schlummerte und bei der Entscheidung zum nächsten Projekt immer wieder nur knapp auf dem zweiten Platz landete. Nachdem ich den brandneuen Bausatz des M47/G von Takom in den Händen hielt war schnell klar, dass dieser Bausatz nicht das gleiche Schicksal wie das Italeri Pendant erleiden sollte. Also wurden die laufenden Projekte unterbrochen, sicher in Schachteln verstaut und der Spaß konnte beginnen.

 

Wie bei Panzern oftmals üblich fing der Bau mit der Unterwanne und den Schwingarmen an. Um dem Modell einen sicheren Stand auf einer ebenen Fläche zu ermöglichen hat Takom Passstifte an den Schwingarmen vorgesehen. Wer das Laufwerk lieber an unebenes Terrain anpassen möchte hat natürlich die Möglichkeit diese Passstifte zu entfernen und die Schwingarme nach eigenen Vorstellungen auszurichten. Im zweiten Fall wird jedoch der Zukauf einer Einzelgliederkette notwendig, da Takom nicht wie die Konkurrenz aus Italien den Bausätzen aus dem im Jahre 1978 Vinylketten beilegt, sondern eine Segmentkette mit einem echten Clou : Einer Montagehilfe! Für jede Seite des Fahrzeugs liegt eine solche Montagehilfe bei. Auf diese werden die Antriebsrolle und Umlenkrolle locker aufgesteckt. Um die Montagehilfe werden dann gemäß Anleitung die verschiedenen Segmente aufgelegt und mit den beiden Rollen bzw. den anderen Segmenten verklebt. Dabei ist darauf zu achten, dass die Segmente nicht mit der Montagehilfe verklebt werden. Bei der Ausrichtung der größeren Segmente helfen Positionierungshilfen an der Montagehilfe. Insbesondere bei den engen Radien um die Antriebsrolle und die Umlenkrolle werden zum Teil auch einzelne Kettenglieder verwendet. Bei meinen ersten Versuchen neigte ich dazu die einzelnen Glieder zu eng in einander zu stecken, was dazu führte, dass diese Teile der Kette zu kurz waren. Da die Klebestellen recht klein sind konnte ich die Glieder aber zum Glück ausreichend strecken. Ist der Kleber ausgehärtet kann die fertige Kette inkl. Rollen von der Montagehilfe gelöst werden, und später an der Wanneseite montiert werden. Auch als bekennender Fan von Einzelgliederketten kann ich Takom zu dieser pfiffigen Idee nur gratulieren. Nachdem Unterwanne und Kette soweit fertig gestellt waren, ging es dran die Oberwanne durch diverse Anbauteile zu vervollständigen. Da Takom bei diesem Bausatz komplett auf eine PE Platine verzichtet werden auch die Schutzbügel der Scheinwerfer aus Spritzgussteilen dargestellt. Auch wenn diese recht dünn sind wären PE Teile doch noch einen Tick näher am Original gewesen. Bei dem Bug MG bohrte ich die Mündung noch vorsichtig von Hand mit einem dünnen Bohrer auf. Kurz vor dem Abschluss der Arbeiten an der Oberwanne durch die Montage der Kettenbleche und den darauf befindlichen Staukästen fiel mein Blick in der Anleitung noch auf ein optional zu verbauendes Teil – Ein Leitkreuz der Bundeswehr.

Neben verschiedenen Markierungsvarianten für normale M47 ist es auch möglich einen M47G der Bundeswehr aus den 60er Jahren zu bauen. Diese Markierungsvariante verfügt auch über spezielle Bauteile wie z.B. das bereits angesprochene Leitkreuz, Regenrinnen am Turm, die Nebelwerfer, sowie andere Griffe an den Seiten des Turms. In der Regel ziehen mich ja das Olive Drab und die weißen Sternen von US Fahrzeugen nahezu magisch an. In diesem Fall sollte es aber mal eine Bundeswehrversion werden. Dies bedeutet, dass zunächst verschiedene Bohrungen verspachtelt werden müssen, die für die langen Griffe der normalen M47 Version gedacht sind. Um die schöne Gussstruktur des Turms nicht zu gefährden habe ich versucht möglichst wenig zu schleifen und die Spachtelmasse auf einem anderen Weg an die Oberfläche anzupassen, den ich später noch genauer beschreibe werde. Ein sehr auffälliges Merkmal später deutscher M47 sind die Nebelkerzen die an jeder Seite des Turms angebracht werden. Mithilfe von PE Ketten des Herstellers Hauler habe ich die Kette dargestellt, die den Deckel mit den Nebelkerzen verbinden. War der Bau bislang ohne größere Komplikationen vonstatten gegangen stellte ich mir nun mit meiner eigenen motorischen Unfähigkeit ein Bein. Trotz größter Vorsicht schaffte ich es ein Exemplar des Bauteils A48 zu verlieren. An dieser Stelle hatte ich die Wahl –  Das Bastelzimmer hermetisch abriegeln und mich auf eine Spurensuche wie im Krimi einlassen, oder das Bauteile kurzerhand aus Draht nachbauen? Aus Zeitgründen entschied ich mich kurzerhand für den Ersatz aus Draht.

Den Abschluss der Rohbauphase bildete dann das 90mm Geschütz. Die Geschützblende kann entweder mit einer Stoffummantelung gebaut werden, oder ohne diese Ummantelung. Aus diesem Grund liegen auch 2 verschiedene Rohre bei. Interessanterweise liegt das Rohr mit Ummantelung leider in 2 Hälften bei, während das Pendant für die Version ohne Ummantelung als einteiliges Rohr beiliegt. Warum wissen wahrscheinlich nur die Ingenieure bei Takom. Da ich die Version mit Stoffmantel ansprechender fand und die Bundeswehr üblicherweise die Ummantelung auch montiert hatte, entschied ich mich also für den schwereren Weg. Insbesondere an der Nahtstelle zwischen Geschützrohr und Stoffmantel zeigt sich ein hässlicher Spalt. Diesen verfüllte ich zunächst mit Tamiya Putty. Danach tauchte ich ein Wattestäbchen in Revell Airbrush Clean und strich dann vorsichtig mit dem Wattestäbchen über die Oberfläche des Putty. Da das Putty durch Airbrush Clean angelöst wird erhält man so eine schöne, ebene Fläche ohne zu schleifen. Sollte man etwas zuviel Putty abtragen einfach trocknen lassen, eine erneute Lage auftragen und wieder vorsichtig mit einem Wattestäbchen abtragen. Statt Airbrush Clean kann auch Tamiya Lacquer Thinner verwendet werden.

Zu guter Letzt wollte ich dem Ungetüm aus Stahl noch etwas Filigranes verleihen. Hierzu verwendete ich ein Set von RB Model um das M2 Turm MG mit einem Metallrohr und verschiedenen PE Teilen deutlich auf zu werten.

Bevor es danach an die Lackierung ging bemalte ich noch die Optiken der Periskope und die Winklerspiegel der Kommandantenkuppel.

In meiner Farbsammlung findet sich Olive Drab in vielen verschiedenen Schattierungen und diversen Herstellern für US Fahrzeuge. Aber welche Farbe war bei der Bundeswehr in den 60’er Jahren En Vogue? Nach kurzer Recherche fand ich heraus, dass der Farbton RAL6014 bis Anfang der 70’er Jahre der Standardfarbton für Gerät der Bundeswehr war und Revell eben diesen Ton auch im Aqua Sortiment führt. Also wurde das Fahrzeug kurzerhand nach einem Preshading in RAL6014 lackiert. Nachdem diese Schicht gut durchgetrocknet war sprühte ich mir der Airbrush etwas Future auf die Bereiche des Modells, auf denen Decals aufgebracht werden sollten, damit dort eine möglichst glatte Oberfläche als Basis für die Decals entsteht. Danach wurden die Decals mithilfe von Micro Set & Sol aufgebracht und, ebenfalls wieder nach einer ausreichenden Trocknungsphase, mit einem Mattlack auf Acrylbasis versiegelt.

Um etwas Staub und ausgeblichene Farbe zu simulieren übernebelte ich die obere Hälfte des Fahrzeugs mit stark verdünntem XF-57 Buff von Tamiya. Hierbei achtete ich darauf, dass horizontale Flächen stärker aufgehellt wurden als senkrechte Flächen. Die Unterwanne wurde von diesem Vorgang komplett ausgespart, da sie ja sozusagen im Schatten liegt. Um die Oberfläche weiter zu beleben behandelte ich diese nacheinander mit einem braunen und einem grauen Filter von Mig (Sin Industries), wodurch eine deutlich abgedunkelte Fläche entstand. Eigentlich hätte nun das volle Programm an Chipping, Rost, Spuren von Betriebsmitteln etc. auf dem Plan gestanden. Aber würde das zu einem gut gepflegten Bundeswehrpanzer aus Friedenszeiten passen? Definitiv nicht! Lediglich bei den beiden Auspufftöpfen fand ich die Darstellung von Rost legitim und setzte diesen mit Enamelfarbe und Pigmenten um.

Einen interessanten Farbklecks auf dem Modell bieten noch die Holzstiele des Werkzeugs, die ich mit einer Acrylfarbe von Ammo by Mig grundbemalte und die Maserung mithilfe von Ölfarbe darstellte.

Da aber auch Panzer der Bundeswehr im Manöver schmutzig werden durfte ich mich wenigstens in dieser Disziplin am M47 etwas austoben. Hierzu sprühte ich stark verdünntes Ak Interactive „Earth Effects“ auf das komplette Modell, wobei bei diesem Arbeitsschritt diesmal die die Unterwanne mehr besprüht wurde als die Oberwanne. Des Weiteren mixte ich verschiedene Erdfarben von Ak Interactive mit Gips, nahm diese Masse auf einen breiten Pinsel auf und sprühte sie mit kurzen Stößen und viel Druck aus der Airbrush auf die Unterwanne des Modells um Dreckspritzer nachzuahmen. In die Ecken und Vertiefungen der Oberwanne lies ich noch in Wasser gelöste Pigmente einlaufen. Um den Panzer noch etwas zu beleben besorgte ich mir noch eine passende Besatzung aus dem Programm von Valkyrie Miniatures (Review siehe hier). Eigentlich war hiermit der Bau des M47 an sich abgeschlossen, aber abgesehen davon, dass meiner Meinung nach ein Fahrzeug auf einer Base authentischer wirkt als auf einem Sockel, wollte ich diesmal etwas Neues versuchen – Selbst gebaute Sträucher und eine Tarnung aus Blätter für den M47. Zunächst klebte ich mir aus 2 mm dickem Plastiksheet einen Rahmen und einen Boden zusammen, wobei ich die Kanten mit Spachtelmasse aus dem Kfz. Bedarf verschliff. In diesen Rahmen klebte ich sodann verschiedene Stücke Steckschaum und formte an einer Seite einen leichten Hang. Ein weiteres Stück Plastiksheet, welches als betonierte Strasse dienen sollte, strich ich satt mit Tamiya Extra Thin ein um die Oberfläche anzulösen und drückte dann mehrfach Schleifpapier mit einer Körnung von 80 auf die so vorbereitete Fläche um so eine raue Oberfläche zu erhalten. Den Rest der Base strich ich mit Ammo by Mig „Light Earth Ground“ ein. Hierbei handelt es sich um eine Acrylpaste mit schöner Erdstruktur. Während der Trocknungsphase drückte ich den Panzer mit seinen Ketten in die Masse, um das Eigengewicht des Originals nachzustellen. In die Wegstrecke, die der Panzer bereits hinter sich gelassen hatte drücke ich Reste einer Friulkette vom gleichen Kettentyp (T97E2). Nachdem dann noch ein dunkles Washing auf die getrocknete Acrylpaste aufgebracht war wirkte die Oberfläche schon recht realistisch. Von Mininatur folgten dann die Grasbüschel, die ich noch mit verdünntem Olive Drab XF-62 von Tamiya abdunkelte.

Durch eine Juxidee hatte ich mir vor ca. 2 Jahren Samen für Meerschaum bestellt, selbst angepflanzt und auch eine deutliche Ernte eingefahren. Nun war es an der Zeit sich mit diesen Pflanzen zu beschäftigen. Von Silhouette Mininatur besorgte ich mir noch Buchenlaub und Birkenlaub, welche in kleinen Matten geliefert wird, sowie Blätterflor von Heki. Mit diesen Hilfsmitteln baute ich mir dann einige Sträucher, die als eine Art Hintergrund für den M47 dienen sollten. Da ich den M47 aber mehr in diese Szene integrieren wollte, habe ich mehrere kleinere Meerschaumästen nach dem gleichen Schema bearbeitet und als Tarnung am M47 angebracht. Was sich hier recht einfach anhört war interessanterweise ein langwieriger Prozess bei dem immer wieder die Äste umdrapiert wurden und es reichlich Austausch im Bekanntenkreis gab bis die Tarnung nicht mehr aufgesetzt wirkte und das Ergebnis meinen Erwartungen entsprach.

Man merkt beim Bau des M47 deutlich, dass Takom das Ziel hatte einen Bausatz zu schaffen, der sich einfach zusammenbauen lässt, relativ wenig Teile hat und trotzdem mit einer feinen Detaillierung aufwarten kann – dies ist Takom auch tatsächlich geglückt. Meiner Meinung nach setzt Takom hier einen gesunden Kontrapunkt zu dem Hang zum Overengineering mancher anderer Hersteller. Dass dem Bausatz jegliche PE Teile fehlen hat mich beim Bau kaum gestört und die Segmentketten mit Montagehilfe sind ein Quantensprung verglichen mit den Vinylketten des Bausatzes von Italeri. Und was mache ich nun mit meinem alten Italeri M47 der noch im Lager vor sich hin schlummert ? Erstmal weiter schlummern lassen und irgendwann werde ich ihn mal bauen – Dann aber als US Version in Olive Drab und mit weißen Sternen. Bestimmt !