Special Hobby liefert neben hochwertigsten Neuerscheinungen aus neuen Formen auch immer Wiederauflagen, unter anderem auch aus Formen, die noch nicht den aktuellen Qualitätsstandard erreicht hatten. Letzteres haben wir hier nun wieder einmal vorliegen.
Das Original war Ergebnis einer improvisierten Entwicklung, als man in Australien den aufkommenden Zweiten Weltkrieg vor Augen hatte und ohne eine leistungsfähige Luftwaffe und ohne die Aussicht ein modernes Jagdflugzeug zu erhalten, dastand. Die Boomerang wurde als Jagdflugzeug entwickelt und dazu aus der CAC Wirraway, die wiederum aus dem lizenzgefertigen NA-16 Harward Trainer entwickelt wurde, weiterentwickelt. Als sie dann Ende 1942 einsatzbereit wurde, hatten sich in Australien doch etliche P-40 Kittyhawks eingefunden die deutlich leistungsfähiger waren als die Boomerang; später kamen noch Spitfires und auch Corsairs dazu. In niedriger Quote mit rund 200 Exemplaren gebaut, fand die Boomerang dann nur noch vorzugsweise Verwendung als leichter Jagdbomber und Zielmarkierer. Zwei Staffeln der RAAF setzen sie intensiv z.B. in Neuguinea, über den Salomoneninseln und in Borneo sowie über Bougainville in dieser Rolle ein. Diesen Einsätzen ist der vorliegende Bausatz gewidmet und das Deckelbild mit geöffneter Haube und den schwer beladenen Corsairs im Hintergrund stellt das fein dar. Abschusserfolge über gegnerische Flugzeuge sind für die Boomerang übrigens nicht dokumentiert.
Dieser Bausatz ist die zweite Wiederauflage eines Bausatzes mit neuen Kennzeichen der erstmals 2008 ausgeliefert wurde. Im stabilen Karton haben wir die Bauanleitung und die weiteren Teile sicher in einem Beutel verpackt:
Im Beutel sind dann die grauen Plastikspritzäste, ein extra verpackter Klarsichtast, ein Beutel mit Resingussteilen und, ebenfalls sicher extra verpackt, ein Decalbogen, eine Ätzteilplatine und eine ganz kleine Folie für die „Glasteile“ der Visierung:
Aus dem Bausatz und insbesondere dem Decalbogen sind drei Lackierungs- und Markierungsmöglichkeiten gegeben, die auf der Kartonseite versammelt sind und sich tatsächlich auch im Lackierungsmuster deutlich unterscheiden:
Widmen wir uns mal den Spritzästen. Ast A bringt die beiden Rumpfhälften, das Höhenleitwerk und die Fahrwerkklappen:
Die Rumpfhälften sind ganz zufriedenstellend mit vertieften Gravuren sowie Darstellungen von Verstärkungen und der Vernietungen versehen. Große Teile des hinteren Rumpfes waren Holzbeplankt, so dass die glatte Darstellung ohne vernietete Metallpaneele auch richtig ist:
Im Innenrumpf sind die Wände ebenso dargestellt und werden noch mit weiteren Anbauteilen und einem „Käfig“ vervollständigt. Für den eingeschränkten Einblick ergibt sich damit ein durchaus guter Innenraum. Die sichtbaren kräftigen Auswerfermarken sind dabei nicht im Wege:
Die Höhenleitwerke werden aus insgesamt vier Teilen hergestellt:
Hier ist die Oberflächendarstellung mit den bespannten Rudern für die vorliegende Short-Run-Spritztechnik als gut gelungen zu bezeichnen:
Die Fahrwerkklappen sind innen auch ordentlich detailliert. Hier wird durch die Räder auch einiges abgedeckt:
Mit Spritzast B kommen die wesentlichen Teile für die Tragflächen auf den Basteltisch:
Die Tragflächenteile sind schön glatt mit vertieften Gravuren und ebenfalls wieder ansprechender Darstellung der bespannten Querruder. Die rauen Oberflächen, die bei den ersten Ausgaben öfter mal beklagt wurden, sind nicht mehr vorhanden. Offensichtlich ist die Form nochmals nachbearbeitet worden:
Hiier gibt es auch die beiden Teile für das Seitenruder, das auch eingeschlagen montiert werden kann:
Ebenfalls vorhanden sind hier Spante für den Innenraum (das Motorspant ist recht grob, aber man sieht von ihm nicht viel mehr) und für den Fahrwerkschacht:
Innen in den Tragflächen gibt es Montagehilfen für die Wände des Fahrwerkschachtes und die Fahrwerkbeine und jede Menge Auswerfermarken, die wohl für die Montage zu entfernen sind:
Ast C enthält dann kleinere Bauteile für den Innenausbau, den Propeller und einen alternativen Zusatztank. Die nicht mehr zeitgemäßen Räder aus diesem Ast werden nicht verwendet:
Hier gibt es ein schönes Instrumentenbrett, das auch auf der Rückseite die Abdeckungen für die Instrumente wiedergibt und Teile für die Seitenkonsolen:
Ebenso ist der für britische Flugzeuge so typische Steuerknüppel mit dem Ringgriff hier vorhanden …
… sowie die Rohrgerüste für den „Käfig“:
Ast D ist für die kleinsten Bauteile und aus einem anderen Material gefertigt:
Hier gibt es neben der seitlichen Bedienkullisse für den Piloten z. B. sehr filigrane Teile für die Abgasführungen aus den Zylindern zum Sammelrohr:
In einem Beutel liegen dem Bausatz etliche Teile aus Resinguss bei. Hier die großen Teile für den Motor mit dem Motorblock samt vorliegendem Kurbelgehäuse, den Zylindern und den Aggregaten an der Hinterseite:
Die Zylinder müssen noch ordentlich versäubert werden. Eine alte Zahnbürste bewährt sich dazu seit vielen Jahren bei mir:
Hier die weiteren Resinteile, unter anderem haben wir hier die Kühlerklappen, Öffnungen für die MG-Bewaffnung, die Einbauten für die Scheinwerfer und eine Antenne:
Weiterhin gibt es sehr gelungene Hauptfahrwerkräder mit tiefem Profil und ein neues Heckrad:
Ein Highlight ist der „Stachelschwein“-Auspuff in der Art, wie er z. B. von Beaufort und Beaufighter bekannt ist:
Ebenfalls haben wir hier den Sitz und die Kanonenbewaffnung (mit realistischer Darstellung der Manschetten als Staubschutz):
Die Klarsichtteile sind am Ast E versammelt. Hier sind auch Kleinteile für die Kennleuchten und Scheinwerferabdeckungen vorhanden:
Der Windschutz und die Schiebehaube sind von guter Qualität. Eine Behandlung mit Glanzflüssigkeiten ist nicht unbedingt erforderlich:
Auch der Münzentest kann überzeugen:
Der Decalbogen ist wie üblich bei Special Hobby von offensichtlich guter Qualität und auch hier wohl durch den Hersteller selbst gedruckt. Auch die kleinsten Aufschriften sind lesbar. Scheinbar lässt sich auch hier der obere Trägerfilm nach dem Trocknen der Decals abnehmen. Der unsaubere Druck von Decal 7 bezüglich der letzten Ziffer entspricht wohl dem Original:
Die Ätzteilplatine ist ebenfalls sauber ausgeführt und liefert das Gurtzeug, eine Strebe für den Hauptfahrwerkschacht und viele Kleinstteile für Anlenkungen, Griffe und Bedienhebel:
Fast übersehen könnte man die winzige Acetatfolie mit zwei „Gläsern“ für das Reflexvisier. Es trägt noch die Herstellernummer der Erstausgabe, ist aber hier auch richtig:
Die Bauanleitung ist an die aktuelle Form von Special Hobby angepasst. Das ist eine gute Nachricht, da damit sehr deutliche Farbhinweise in allen Baustufen vorhanden sind. Los geht es allerdings mit einem historisch-technischen Überblick und der Darstellung des Bausatzinhalts und den Farbhinweisen aus dem Gunze-Sortiment:
Los geht es dann mit den Baustufen, die die Herstellung des Cockpitinnenbereichs auch mit vielen kleinen und kleinsten Teilen beschreibt. Im Ergebnis sind dann die Cockpitseiten, der „Käfig“ zum Einbau dazwischen mit Sitz und Ätzteilgurtzeug fertig. Hier ist dann auch noch der Zusammenbau der Hauptfahrwerke mit eingeklinkt:
Als anspruchsvollste Aufgabe folgt dann der Zusammenbau des Motors mit seiner Aufhängung überwiegend aus den og. Resinteilen. Die Stösselstangen sollen aus Draht selbst beigesteuert werden. Der Lackierung sollte man sich ebenfalls mit Sorgfalt widmen, da der Motor nicht nur von vorn, sondern auch – zwar mit Einschränkungen – durch die geöffneten Kühlklappen von hinten eingesehen werden kann. Wer den Zusammenbau scheut, kann versuchen, einen anderen Motor aus einem anderen Bausatz oder einem Zurüstset einzubauen. Der benötigte Twin-Wasp R 1830 war ja als das weltweit meistgebaute Flugzeugtriebwerk aller Zeiten weit verbreitet. Der zusammengebaute und lackierte Motor wird dann mit zwei weiteren Baugruppen, einem Verbindungsteil und einigen Kleinteilen in die Rumpfhälften eingebaut, bevor diese zusammengeklebt werden können:
Es folgt dann der Zusammenbau der Tragflächen und der Leitwerke:
Der Zusammenbau von Rumpf, Tragflächen und Leitwerken vervollständigt dann die Gesamtkonstruktion. Einige Ergänzungen an der Unterseite sind allerdings noch erforderlich:
Auf der Oberseite vollenden dann die letzten Montagen den Bau (Cockpitverglasung, Propeller, Lüftungsklappen, Kanonenbewaffnung pp.):
Die Lackierungshinweise sind für alle drei Möglichkeiten in jeweils Vier-Seiten-Ansichten mit Farbhinweisen aus dem Gunze-Sortiment umfassend ausgeführt. Alle enthalten schöne und auffällige persönliche Kennzeichen. Die erste Möglichkeit ist grün über Alles mit weißen Kennmarkierungen an den Tragflächenvorderkanten und dem Heck (hier mit geschwungenen Farbgrenzen):
Die zweite Möglichkeit enthält die gleichen Farben, aber mit geraden Farbgrenzen am Heck:
Schließlich bleibt die dritte Möglichkeit komplett in grün, hier mit großen und farbigen persönlichen Markierungen. Ein Teil der oberen Motorverkleidung trägt noch die Grundierungsfarbe der Metallteile:
Zum Schluss gibt es noch eine umfangreiche Darstellung der kleinen Wartungsmarkierungen, die mit deutlich über 60 Decals überraschend umfangreich ausfallen:
Fazit
Wir haben hier den einzigen verfügbaren Bausatz der Boomerang im 1:48. Er hat die Jahre seit der Erstausgabe gut überstanden und präsentiert sich immer noch in einem angesichts der Herstellungstechnik respektablen Zustand. Wer diesen kleinen knuffeligen Gesellen auf die Räder stellen möchte, ist mit dem Angebot von Special Hobby gut bedient.
Erhältlich direkt im Special Hobby online-shop.
Hermann Geers, Wietmarschen