Vor einiger Zeit hat der ungarische Hersteller SBS model ein 1/48er Modell der Caudron C.450 in Aussicht gestellt, sofern sich genügend interessierte Modellbauer dafür melden. Ich hatte mich spontan gemeldet, und offenbar war ich nicht der einzige. Denn heute kam der Bausatz bei mir an, termingerecht wie in der Vorankündigung besprochen. Und eines schon vorweg: Es hat sich gelohnt!!!
Vorbild
Die Caudron C.450 flog erstmals 1934 und ist eine Variante der C.460 mit festem Fahrwerk. Angetrieben von einem wettbewerbs-konformen 6-Zylinder-Motor von Renault (Renault hat 1933 die Firma Caudron übernommen) mit 370 PS war das Flugzeug in internationalen Wettbewerben sehr erfolgreich und stellte darüber hinaus auch mehrere Rekorde auf. So flog die junge französische Pilotin Hélène Boucher in ihrer Klasse einen Geschwindigkeits-Weltrekord von 455 km/h über die 100 km-Distanz mit einer Spitzengeschwindigkeit von 485 km/h. Kurz darauf starb sie erst 26-jährig bei einem Übungsflug.
Die C.450 ist ein kleines Flugzeug mit gerade mal 6,75 m Spannweite und 7,12 m Länge (also etwa 14 cm Spannweite und knapp unter 15 cm Länge).
Modell
In dem recht kleinen, aber sehr stabilen Karton finden sich sehr, sehr gut verpackt 35 Resin- und 14 Fotoätzteile sowie die Anleitung und ein Decal-Bogen.
Die Verpackung erfolgt wirklich sorgfältig, als Lohn gibt es keinerlei Bruch oder sonstige Schäden!
Eine kurze Gesamtübersicht, zuerst Rumpf und Tragflächen:
Und die restlichen Teile.
Beginnen wir einfach mal mit der Cockpithaube. Diese ist aus transparentem Resin gegossen, und das sehr sauber und ohne Schlieren. Die Streben sind scharf abgegrenzt und dennoch fein, der Durchblick ins sehr kleine Cockpit wird also in keinster Weise getrübt.
Die Haube läßt sich übrigens offen und geschlossen darstellen!
Die Tragflächen zeigen schon, was für alle noch folgenden Teile gilt: Der Guß ist erstklassig! Perfekt, absolut fehlerfrei, ohne Blasen oder Verzug, mit sauberen Oberflächen und feinen, scharfen Details.
Die Querruder und Landeklappen sind fest angegossen, aber das ist kein Beinbruch, weil auch abgestellte Maschinen auf Originalfotos die Ruder und Klappen meist in Neutralstellung hatten, möglicherweise, weil man gerade bei diesen Maschinen viel Wert auf eine saubere Linie gelegt hatte.
Wer mag, kann aber die Ruder auch einfach heraustrennen und leicht angelenkt darstellen, auch das ist durchaus realistisch.
Der Übergang zum Rumpf sieht ebenso sauber aus wie die Aufnahme des Fahrwerks und die angedeuteten Landeklappen.
Auch die beiden Rumpfhälften sind einfach toll detailiert.
Die kleine Luftblase an der Wurzel des Leitwerks ist unter der Oberfläche und wird beim Lackieren einfach verdeckt.
DIe Gravuren sind blitzsauber und für meinen Geschmack genau richtig. Man sieht hier auch die Führung für die Haube, die man wie gesagt auch nach vorne geschoben geöffnet darstellen kann.
Auch die Innenstruktur des später kaum noch sichtbaren Cockpits überzeugt mit feinen Streben und Details.
Man beachte die Pass-Stifte zur Ausrichtung der Teile!
Die Front ist einwandfrei geformt, wie man zum Beispiel am winzigen Lufteinlass an der Oberseite sieht (hier links im Bild).
Das feste Fahrwerk mit der wunderschönen Stromlinienverkleidung ist einteilig perfekt geformt und weist sogar präzise Radaufnahmen an der Innenseite auf.
Das Seitenruder, Rumpf-Innenleben und die als seperates Teil gefertigte (!) Einstiegstür. Somit kann man auch diese geöffnet bauen. Ein lobenswertes Feature!
Auch das Seitenruder ließe sich bei Bedarf einfach heraustrennen. Die Bespannung ist sehr schön wiedergegeben.
Der Spinner mit seiner charakteristischen, spitzen Form, angedeutete Triebwerksteile und der Sitz:
Der Motor wird sich später durch die winzige Frontöffnung bestenfalls erahnen lassen. Gerade deswegen Hut ab vor der feinen Nachbildung!
Man muß sich ab und an die Kleinheit dieses Fliegers vor Augen halten, um die Qualität wirklich einzuschätzen.
Höhenruder, Propellerblätter und Räder:
Auch hier gibt sich der Bausatz keinerlei Blößen. Respekt!
Der Größenvergleich ließe eher 1/72 als 1/48 vermuten.
Ein Sahnestück sind die Auspuffkrümmer!
Geöffnet dargestellt mit sehr feiner Wandstärke, dazu 2 Reserveteile! Einfach super!
Pitot, Pedale, Steuerknüppel und Hecksporn:
Das Bild sagt wohl alles.
Die wirklich winzige Kappe für den Spinner, auch hier ein Ersatzteil vorhanden!
Die einteilige Motorhaube mit den Montageöffnungen für die Auspuffrohre:
Feine scharf ausgeformte Details, blitzsauber gegossen. Ich wiederhole mich, ich weiß, aber man kann es nicht oft genug loben.
Der Oberflächenkühler:
Der Übergang zum Rumpf. Da erwarte ich keine Passprobleme.
Ein kleiner Kunststoffbeutel enthält weitere Kleinteile.
Da wäre zuerst der PE-Bogen mit feinen Gurten und einem wunderschönen Instrumentenbrett.
Für letztgenanntes liegt zudem ein sehr fein gedruckter Instrumentenfilm bei:
Eine wirklich nützliche Beigabe sind die offenbar per Laser vorgeschnittenen Lackiermasken.
Der gar nicht mal so kleine Decalbogen läßt zwei Varianten der Maschine zu.
Der Druck ist knackscharf und sehr fein.
Selbst mit starker Vergrößerung kein Versatz und keine Raster!
Die Anleitung ist einfach, aber mehr als ausreichend und klar und sorgfältig gestaltet.
Die Übersicht über die Teile erleichtert die Kontrolle der Vollständigkeit. Hatte ich schon erwähnt, dass alle Teile vorbildlich durchnummeriert sind?
Die Montage ist recht einfach, ein Trockenanpassen wird trotz der hohen Qualität der Teile ausdrücklich empfohlen.
Eine zusätzliche Farbtafel zeigt die Lackierung und die Position der Decals. Auch die Rekordmaschine von Hélène Boucher ist darstellbar! Die Farbangaben sind sehr pauschal gehalten, aber es gibt dazu genügend Fotos im Web, die anhand von einem aktuellem Nachbau die passende Farbwahl erlauben.
Fazit
Der Bausatz der kleinen Rennmaschine hat mich direkt vom Hersteller 60 Euro inklusive Versand gekostet, und er ist jeden einzelnen Cent wert!!!
Hier spürt man, dass jemand am Werk war, der Modellbau und Flugzeuge liebt und der mit viel Sorgfalt das optimale Ergebnis anstrebt.
Die Qualität ist exzellent. Feine, stimmige Detailierung, absolut fehlerfreier Guß, liebevolle Ausstattung mit PE-Teilen und Lackiermasken, eine klare, übersichtliche Bauanleitung und eine sichere, sorgfältige Verpackung. Besser geht es wirklich praktisch nicht mehr. Ich bin sicher, dass der Bau dieses Resin-Schätzchens vom Aufwand her nicht über den eines herkömmlichen ( und guten!) Plastikmodells hinausgeht.
Wer wie ich diese klassischen Air Racer liebt und ein Rundum-Sorglos-Paket einer solchen Maschine sucht, der ist hier genau richtig. Sicher kein Einsteigermodell, aber bei der Qualität sehe ich auch keine modellbauerischen Hürden.
Ich bin begeistert, und mein Fazit kann nur lauten:
Absolut empfehlenswert!!!
Ich habe den Bausatz über die Vorbestellung direkt beim Hersteller gekauft, er wird aber sicher auch im gut sortierten Fachhandel erhältlich sein. Im Moment ist er so brandneu, dass er nicht mal bei SBS selbst gelistet ist, aber eine Mail an contact@sbsmodel.com wird sicher helfen, denn auch die Kommunikation im Rahmen der Vorbestellung war freundlich und Verbindlich.
KlausH