„Der kleine Prinz“ – ganz ehrlich: Wer hat dieses Buch nicht schon einmal gelesen? Und sich mit seinem Autor in eine wunderschöne Traumwelt begeben…
Nun, wir wollen nicht in eine Traumwelt abtauchen sondern schon ganz konkret bei einem Bausatz bleiben und den hier vorstellen.
Aber was hat das nun mit Antoine de St. Exupéry zu tun? Achtet einmal auf die Kennung der Simoun: F-ANRY. Der Legende nach ANtoine de St. ExupéRY. Denn es war diese Maschine, mit der der Autor, zusammen mit seinem Mechaniker, einen Fernflug nach Saigon unternahm, der jedoch in der ägyptischen Wüste ein jähes Ende fand. Fast verdurstet, wurden die beiden Abenteurer von einer Karawane entdeckt und gerettet. Und St. Ex wäre nicht der Pilot und Autor gewesen, wenn er aus dieser Erfahrung nicht ein Buch gemacht hätte – Wind, Sand und Sterne! (Terre des hommes).
Doch zurück zum Bausatz … wir werden auf die Geschichte dieses gescheiterten Fluges anlässlich unseres Bauberichtes noch etwas intensiver eingehen – versprochen!
DoraWings hat sich nicht nur einen Namen gemacht, weil gerade die weniger bekannten Vorbilder in die stabilen Schachteln gelegt werden – auch mit selbigen Schachteln weiß der ukrainische Hersteller unsere Herzen zu erobern: KEINE labberigen Faltschachteln, sondern eine professionelle Kartonage.
Das erste „Daumen hoch!“ dieser Besprechung:
Das zweite „Daumen hoch!“ gilt dann dem Inhalt.
Der erste Spritzling mit den beiden Rumnpfhälften, zwei unterschiedlichen Bugunterseiten (mit und ohne Lufteinlass) sowie den internen Schotts ist wirklich weit davon entfernt, als „short-run“ zu firmieren – das ist hochwertiger Spritzguss:
Die dreiteilige Tragfläche steht dem in Nichts nach:
Ein typisches Konstruktionsmerkmal bei Dora Wings-Bausätzen: Die am Oberteil angegossene Tragflächenhinterkante mit dem dadurch notwendigen Verspachteln der entstehenden Klebenaht:
Warum man diesen Weg gewählt hat? Eugen Evtushenko hat es mir damit erklärt, dass man auf diese Weise eine scharfe Tragflächenhinterkante erreicht und dass das Verspachteln der Klebenaht das kleinere Übel im Vergleich zu dicken Hinterkanten ist – Recht hat er, wie sein Galeriebeitrag der P-43 belegt!
Der nächste Gussrahmen mit zwei der immerhin VIER (!) Instrumentenbretter, dem Cockpitboden sowie den Steuerflächen:
Auch hier (rechtes Bild) die gleiche Aufteilung für scharfe Hinterkanten:
Der durchgehende Boden mit ganz wenigen sichtbaren Details:
Und am nächsten Rahmen finden sich dann die anderen beiden Instrumentenbretter, das Fahrwerk sowie der Motor der Simoun:Hier findet sich dann der eine oder andere Gussgrat – nix Dramatisches, aber der Fairnes halber sei es erwähnt:
Die Zylinder des Renault-Triebwerks – schade nur, dass man am fertigen Modell nichts mehr davon sieht:
Und die Instrumentenbretter in der Übersicht:
Der letzte Spritzgussrahmen mit einer Unmenge von Kleinteilen:Hier ist dann doch Einiges an Gussgrat zu entfernen – gerade an den Ruderpedalen wird das zum Geduldspiel! Ob man die kleinen Stützen (für die Sitze) nicht lieber gleich selbst anfertigt, bleibt dem Modellbauer überlassen:
Etwas störend bei meiner Caudron war der Gussgrat an einigen Kleinteilen:
Ein loses Teil fand sich dann noch in der Tüte:
Und apropos „Tüte“: In einer selbigen findet sich dann ein Seitenruder als Resinersatz:
Die Klarsichtteile befinden sich, zusammen mit den Masken, in der letzten zu öffnenden Tüte:
Die Teile sind ausreichend transparent und brauchen sich vor der Konkurrenz nicht zu verstecken:
Eine kleine Ätzteilplatine rundet den Teilemix unserer Caudron ab:Zusammen mit den Skalendecals gibt das ein überzeugendes Instrumentenbrett:
Und die Gurte sowie die Trittflächen (Teile 4) für die Seitenruderpedale werten das Innenleben noch ein wenig auf.
Hier die bereits erwähnten Masken:Inwieweit sie 100%ig passen, wird der Bau zeigen.
Der Montage selbst widemet die DIN A5 große (oder „kleine“?) Bauanleitung dann 5 Seiten:
Es gibt einige Farbangaben für das Innenleben der Simoun – gerade ausreichend für den Modellbauer. Wer es etwas detaillierter mag, muss sich umsehen – im Internet oder, die Älteren unter unseren Lesern wissen, was gemeint ist: In der Literatur.
Der recht große Bogen mit den Nassschiebebildern …… ermöglicht uns die Realisierung von vier Farbschemen:
Ich denke, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich dreist behaupte: Die Cremeweiß/Rote F-ANRY wird das meistgebaute Farbschem auf Ausstellungen sein!
Auf der letzten Seite finden sich dann Farbangaben für fünf verschiedene Hersteller:Da sollte dann für jeden Anwender das „richtige“ Farbsystem dabei sein. Vielleicht nicht unbedingt für unsere Brexiteers von der Insel – hier ist Humbrol noch immer stark in Mode. Aber für Kontinentaleuropa ist alles dabei!
Fazit: Ein klasse Bausatz und in 1:48 ein absolutes Alleinstellungsmerkmal in Spritzguss!
Kaufen! Bauen! Spaß haben!
Noch eine kleine Auflösung: Die eingangs erwähnte legende, die Kennung F-ANRY entspreche den Anfangs- und Endbuchstaben St. Exupérys, vermag ich nicht 100% zu widerlegen, aber die tatsache, dass es viele Simoun mit der Kennung F-AN… gab, legt nahe, dass wir es mit einem reinen Zufall zu tun haben! Aber man darf ja weiter träumen und manche Legenden sind einfach zu schön, um sie durch schnöde „Faktenchecks“ zu widerlegen!
Erhältlich … ja, da haben wir ein Problem: In Europa ausserhalb der Ukraine sind die aktuellen DoraWings-Kits immer schwer zu bekommen! Mein Bausatz kam deswegen direkt aus der Ukraine, aber wer mag, sollte mal im Aviationmegastore nachschauen – manchmal sind die aktuellen DoraWings-Bausätze dort verfügbar!
Dr. Michael Brodhaecker, Lingen