Centurion ? Vietnam ? Wie passt ein britischer Panzer zum Vietnamkrieg ? Diese Frage und die Frage was sich im Karton von AFV Club verbirgt wollen wir mit dem heutigen Review klären.
Das Vorbild
„Geboren im zweiten Weltkrieg, aufgewachsen im kalten Krieg.“ Ungefähr so könnte man die Geschichte des Centurion beschreiben. Tatsächlich geht der Centurion auf eine britische Ausschreibung zurück, für einen Panzer, der es mit den deutschen Panthern und Tigern aufnehmen konnte. Bis Kriegsende waren lediglich 6 Prototypen gefertigt worden, die zwar noch nach Deutschland geschickt wurden, aber nicht mehr bei Kampfhandlungen eingesetzt wurden.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Centurion weiter entwickelt und wurde letztendlich zu einem der Besten Kampfpanzer des kalten Krieges. Kein Wunder also, dass sich die Liste der Nutzerstaaten so lange ist. Unter anderem wurde der Centurion von folgenden Staaten verwendet: Australien, Kanada, Dänemark, Indien, Irak, Israel (als verbesserte Version „Scho’t“), Kuwait, Jordanien, Niederlande, Neuseeland, Österreich, Singapur, Somalia, Südafrika (Prototyp Skokiaan, Semel, Olifant), Schweden, Schweiz und natürlich dass Vereinigte Königreich. Auf Basis des Centurion wurden auch Abarten wie z.B. ein AVRE, ARV, BARV sowie ein Brückenleger entwickelt. Bei der MK 5/1 Variante handelte es sich im Prinzip MK 3 mit 20 Pounder 83,4-mm-Bordkanone, mit einem 7.62 Browning MG und verstärkter Panzerung.
Ab 1965 schickte Australien, als SEATO Partner der USA, Kampftruppen nach Vietnam. Ab 1967 folgten dann auch die ersten australischen Centurion Panzer. So kam der britische Kampfpanzer in den Vietnamkrieg.
Das Modell
Die Unterwanne liegt als einzelnes Teil bei. Besonders feine Details sind hier naturgemäß nicht zu erwarten. Verzug oder Unsauberkeiten konnten wir keine feststellen.
Gussast B
Diverse Kleinteile finden wir an Gussast „B“. Hier und da ist der Guss zwar nicht zu 100% sauber, aber die Unsauberkeiten halten sich definitiv im Rahmen und sind leicht zu verschmerzen.
Positiv fallen die fein ausgeführten Seilkauschen ins Auge. An den Schäkeln findet sich zwar etwas Fischhaut, die aber zügig zu entfernen ist.
Gussast C
Weiter geht es mit verschiedenen Elementen der Wanne.
Auch finden wir recht schöne Details, wie z.B. die Verschlüsse der Staukästen, die so mancher Hersteller selbst heute nicht so filigran hinbekommt.
Gussast E
Was wäre ein Panzer ohne Laufwerk.
Sämtliche Laufrollen hinterlassen einen wunderschönen Eindruck. Beachtenswert ist die detailverliebte Darstellung der Schraubenköpfe. Leider finden wir hier auch ein paar Bauteile mit kleinere Sinkstelle.
Gussast F
Langsam kommen wir dann auch zu den ersten Teilen des Turms.
Besonders ins Auge fällt hier natürlich der Staukorb für das Heck des Turms. Die Angüsse hat AFV zum Glück hier sehr dünn gestaltet. Trotzdem sollte man beim Abtrennen des Bauteils darauf achten keine Spannung zu erzeugen, da die dünnen Streben ansonsten brechen könnten. An den Streben selbst finden wir kleine Spuren von Fischhaut, aber in einem wirklich sehr leicht zu verschmerzenden Rahmen.
Gussast H
Am Gussast „H“ finden sich vor allem die beiden Kettenabdeckungen, sowie ein paar Kleinteile. Darunter auch die Luken für den Arbeitsplatz des Fahrers, die entweder offen oder geschlossen dargestellt werden können.
Beachten Sie die Gussstruktur an der Aufnahme für die Antriebsrollen.
Gussast I
Den eigentlichen Turm finden wir endlich am Gussast „I“.
Wie bei Panzern oftmals üblich können die Luken für Kommandant und Ladeschütze auch beim Centurion entweder offen oder geschlossen dargestellt werden. Ebenfalls ist es möglich das Geschütz zu heben oder zu senken. Beachten Sie auch die schöne Gussstruktur an der Geschützblende.
Klarsichtteile
Normalerweise finden wir recht wenige Klarsichtteile beim einem Panzer. AFV Club hat löblicherweise alle Sichtblöcke in klarem Polystyrol gegossen. Hinzu kommt noch der recht auffällige Suchscheinwerfer.
Vinylketten
Leider liegen dem Bausatz nur Vinylketten bei. Unter der Artikelnummer 35103 bietet AFV Club aber passende Einzelgliederketten an.
Auch wenn Vinylketten heute nicht mehr „State-of-the-Art“ sind sind die beiliegenden Ketten immerhin schön detailliert.
Einzelkettenglieder
Ersatzkettenglieder zur Montage an der Wanne liegen dem Bausatz ebenfalls bei. Hier fanden wir kleinere Auswerfermarker an einer Seite.
Metallfedern
Ja tätsächlich – Bei korrekter Montage kann das Laufwerk des Centurions mithilfe mitgelieferter Federn einfedern – Wenn das kein Grund ist den Centurion in einem Diorama mit unebenem Untergrund darzustellen. Vielen Dank dafür, AFV Club !
Netz
Aus diesem Stück Netz sollen laut Anleitung 3 Teilstücke geschnitten werden mit denen die Streben des Staukorbes detailliert werden. In der Anleitung finden sich entsprechende Schnittmuster. Wir empfehlen trotzdem zunächst ein paar Testschnitte mit Papier durchzuführen. Bei aktuellen Bausätzen würde man heute in einem solchen Fall eher auf PE Teile zurückgreifen.
Gummibandagen
Die Laufflächen der Laufrollen liegen als Gummibandagen bei. Einfacher wäre es vermutlich gewesen diese gleich an die Laufrollen an zu modellieren. Somit irgendwie eine nette Idee von AFV Club, die wir jedoch leicht skeptisch sehen.
Metallrohr
Ein sehr feines Goodie in dem Bausatz ist dass 20 pounder Geschützrohr aus Metall. Für das 30 mm Koaxial MG liegt ebenfalls ein Rohr aus Metall bei. Stichwort „All inclusive“ !
PE Platine
Klein aber fein zeigt sich die PE Platine. Wer mehr PE möchte wird bei Eduard fündig.
Polycaps
Zur Montage der diverse Laufrollen liegen auch die obligatorischen Polycaps bei.
Seil
AFV Club als Vertreter der „All Inclusive“ Bausätze hat natürlich auch daran gedacht ein Stück Seil beizulegen.
Decals
Der Decalbogen enthält die Decals für 4 Markierungsvarianten. Versatz konnten wir keinen feststellen. Dass die Decals aus heutiger Sicht politisch nicht korrekt sind ist wohl oder übel den Originalen geschuldet.
Bauanleitung
Der Bauanleitung hätte ein paar mehr Schritte durchaus gut getan, da manche Zeichnungen etwas überfüllt sind. Hier bietet es sich an bereits angebaute Teile mit einem Bleistift in der Anleitung zu markieren. Die Farbangaben beziehen sich auf das Sortiment folgender Hersteller:
- Gunze Sangyo Hobby Color
- Gunze Sangyo Mr. Color
- Gunze Sangyo Mr. Color Spray
- Humbrol
- Revell
- Life Color
Die Farben sind aber auch in „Klartext“ in englischer Sprache benannt.
Die 4 Markierungsvarianten sind wie folgt beschrieben:
- C Squadron, 1 Armd Regt, 1968 Vietnam
- C Squadron, 1 Armd Regt, 1971 Vietnam
- C Squadron, 1 Armd Regt, 1970 Vincent
- C Squadron, 1 Armd Regt, 1971 Vietnam
Was uns AFV Club bei der dritten Variante mit „Vincent“ sagen möchte ist uns nicht so ganz klar. Unter Umständen ist hier die Stadt Vincent in Westaustralien gemeint. Da sich die Markierungsvariante aber auf die gleiche Einheit wie die anderen 3 bezieht vermuten wir eher einen Tippfehler bzw. fehlgeleitete Autokorrektur. Alle 4 Varianten sollen in Olive Drab lackiert werden.
Fazit:
So ganz frisch sind die Formen des vorliegenden Bausatz nicht mehr. Seit 2006 sind immerhin 12 Jahre vergangen. Trotzdem halten sich die Nicklichkeiten des Bausatzes in einem sehr begrenzten Rahmen. Sowohl Fischhaut als auch Sinkstellen waren nur wenige zu finden und dort wo wir sie fanden sind sie recht gut zu bearbeiten. Etwas störend empfanden wir die fehlende Einzelgliederkette. Diese kann man zwar separat erwerbe, in Summe liegen wir dann aber bei einem Preis der eine Formneuheit von ca. Takom deutlich überschreitet. Hier wäre es schön, wenn AFV Club in Zukunft die Einzelgliederkette direkt beilegen würde.
Ansonsten sind wir der Meinung:
Absolut zu empfehlen !
Erhältlich im Online Shop von Modellbau König
Tip: Falls Sie noch auf der Suche nach einer australischen Crew sind werden die bei Callsign Models fündig, die in Deutschland z.B. über den Online Shop von www.dersockelshop.de zu beziehen sind.