Ich kann mich genau an die Situation erinnern als Ende April 1986 in den Nachrichten über erhöhte radioaktiven Werte in Schweden berichtet wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Sowjetunion immer noch ihren großen Mantel des Schweigens über die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl gespannt …
Es dauerte aber nur wenige Tage bis man dem Verursacher auf die Schliche kam. Eine solches Unglück war für viele sehr schlimm, aber keiner konnte genau sagen wie groß die Büchse der Pandora war, die da am 26. April 1986 geöffnet wurde. Ich kann nur jedem Interessierten die Serie „Tschernobyl“ an´s Herz legen: Sie geht schonungslos dieses Thema an und deckt so manches Fehlverhalten bzw. Fehleinschätzung von Entscheidungsträgern auf. Hier wollte sich doch so mancher seinen Kopf noch aus der Schlinge ziehen.
In dieser Serie wird auch gezeigt, wie die Männer der Werkfeuerwehr des Kraftwerks in den Einsatz, man könnte auch sagen, in den Tod geschickt wurden. Unter anderem wurde auch der Einsatzwagen ZIL 131 gezeigt. Zu diesem Zeitpunkt waren viele Beteiligten noch völlig unwissend über die Dramatik und der Gefahr, der sie sich aussetzten. Viele hielten ihren Einsatz für ein normales, größeres Feuer. Der Super GAU war für alle einfach unvorstellbar. Einer der Wehrmänner fasste im Film ein Trümmerteil an. Dieses war aus dem Inneren des Kerns und somit so stark verstrahlt, dass trotz Handschuh der Feuerwehrmann dem Tod geweiht war. Wenige Stunden später war er an der Strahlenkrankheit verstorben.
Diese ganze Dramatik haben die Ukrainer bei der Gestaltung ihres Modellkartons gut rüber gebracht. Wie beim ersten Tschernobyl Set haben die Jungs von ICM eine passende Basis dem Kit beigelegt. Bei beiden Sachen war ein richtiger Könner am Werk. Ich ziehe meinen Hut. Der eine oder andere wird sich bestimmt von dem tollen Deckelbild zum Kauf inspirieren lassen.
In Sachen Karton bzw. Verpackung macht ICM so schnell keiner was vor: Stabil und groß dimensioniert. Hier können die verschiedenen Baustufen während des Baus aufbewahrt werden. Wie beim Original basiert die ZIL 131 Feuerwehr auf den normalen LKW. Somit ist es nicht verwunderlich, dass bei den Modellen die Ukrainer den gleichen Weg gewählt haben. Warum sollte man auch das, was gut ist, ändern. Na ja, hier ist aber doch schon mein ersten Kritikpunkt. Bei einer Sache bekommt der Russen-LKW von mir hier aber nur NULL Punkte: Der ZIL hat keinen Lenkeinschlag. SCHADE:
Hier habe ich aber schon den einzigen Kritikpunkt am Fahrwerk samt Rahmen angesprochen. Schön ist auch die Tatsache das bei diesem Kit der Motor aus den anderen ZIL 131 Bausätzen aus den Hause ICM übernommen wurde:
Gehen wir nun weiter zur Fahrerkabine. Hier wurden neu konstruierte Teile dem Kit mit bei gepackt. Eine Doppelkabine hatte ICM noch nicht im Programm. Jetzt ja und was für eine:
Tolle Inneneinrichtung, Türverkleidungen, Armaturenbrett alles top. Hier gibt es wieder einen Daumen hoch. Da sind wir aber trotzdem schon wieder bei einem ABER. Leider lassen die die Kabinentüren nicht öffnen.
Wer das ändern will muss wohl die Säge auspacken. Und noch ein ABER. Die Teile der Kabine müssen vor dem Zusammenbau allesamt lackiert werden. Ich bin kein Fan von dieser Arbeitsweise. Hier könnten beim Verkleben durch Kleber unschöne Stellen an der Kabine entstehen.
Weiter geht es mit dem Aufbau des dreiachsigen Löschriesen.
Zusammen gebaut kommt ein tolles Ergebnis raus. Wenn man sich Bilder vom Original im NETZ anschaut kommt das Modell schon gut rüber. Der Pumpenstand im Heck strotzt so vor Details. Leider gilt das nicht für die einzelnen Fächer im Aufbau: Sie können leider nicht geöffnet werden und verfügen über keinerlei Innendetails!
Schade. Warum nicht? Hatte man in der Ukraine zu wenig Zeit bis zum Verkaufsstart? Hier hätte man gewiss Zusatzpunkte in Sachen „Detaillierung“ rausholen können.
Die anderen Außendetails sind dagegen wieder aller erste Sahne:
Wenn man sich den Wasserwerfer an sieht sowie die ganze andere Dachbeladung, da spendiere ich doch wieder ( und nicht nur einen ) Daumen nach oben. Klasse Arbeit.
Die gleichen Finger kann ich auch bei den Klarsichtteilen verwenden. Dünn, kein Panzerglas und schlierenfrei. Die beiden Blaulichter, die Fensterscheiben und die anderen durchsichtigen Teile, so möchte es der Modellbauer haben:
Die Reifen samt Felgen wurden von den anderen ZIL 131 übernommen. Bei den anderen Kits fand ich diese schon schön. Drei mal dürft ihr raten, welches Urteil ich bei diesem Bausatz bei diesen Teilen fällen werde. Es gibt KEIN ABER sondern ein Lächeln von mir:
Der Bogen mit den Decals ist nun wirklich nicht zu groß:
Die Fahrzeugkennungen der Feuerwehr von Pripjat (einer extra für die Beschäftigten des Kraftwerkes gegründete Stadt, die heute NULL Einwohner hat) und die Instrumente – das war´s dann leider schon!
Hier fehlen mir persönlich die weißen Streifen – mit den weißen Streifen als Decals würden die nun notwendigen Abklebearbeiten vermieden werden!
Es wurde nicht an die Neulinge in Sachen Plastikmodellbau gedacht. Profis werden damit klar kommen.
Hier bekommt ICM deshalb wieder ein ABER von mir.
Die Bauanleitung ist schon ein kleines Buch: In 145 Bauabschnitten auf insgesamt 32 Seiten wird der Modellbauer gekonnt zum fertigen Modell geführt. Für mich wirkt sie sehr übersichtlich. Die Farbangaben beziehen sich auf die Produkte von den Firmen Revell sowie Tamiya. Nicht die schlechteste Wahl:
Gehen wir nun weiter zu den vier Figuren. Alle vier haben die typisch russische Einsatzbekleidung. Aus insgesamt 4 Spritzlingen entstehen die 4 Feuerwehrmänner samt Einsatzmittel.
Auch ein Stück Schlauch findet der Käufer in seinem Bausatzkarton. Mit diesem kann ein Löschangriff vom Tankwagen durchgeführt werden:
Ich persönlich denke ja das sich die Leute von ICM von der von mir angesprochene Serie inspirieren ließen. Warum meine ich das? Der Bausatz beinhaltet auch mehrere kleine Trümmerteile, die der Feuerwehrmann in der Serie angepackt hatte. Zum Glück sind die Bausatzteile nicht radioaktiv, zumindest schlägt der Geigerzähler nicht an.
Bei der Bau- und Bemalungsanleitung für die Figuren schwächelt der Kit wieder etwas:
Das sind doch viele Einzelteile samt deren Bemalung auf einem einzigen Blatt versammelt – aber zugegeben: Jammern auf hohem Niveau. Denn die Qualität der Figuren macht diese etwas unübersichtliche Anleitung mehr als wett!
Kommen wir zu meinem Fazit:
Der eine oder andere wird bestimmt der Meinung sein, wie man sich als Modellbauer diesem Thema annehmen kann. Für mich kann ich nur sagen, dass man nicht seine Augen vor diesem Thema verschließen kann und darf – zumal es auch Zeitgeschichte ist.
Und der Bausatz? Mein Modellbaufreund „Winni“ war mit dem Bau mal wieder schneller als ich – fast fertig ist er total begeistert! Passgenauigkeit TOP. Mit dem Fahrzeug mit Kofferaufbau waren jetzt insgesamt drei dieser ICM ZIL 131 Produkte auf seiner Werkbank. Allesamt mit tollen Ergebnissen. Die nächsten sind schon in Planung.
(Und wir werden die fertigen Modelle natürlich hier auf KItreviewsonline gebührend würdigen!)
Ach ja, die Serie hat er auch gesehen. Er ist davon genau so begeistert wie ich. Man kommt dann doch sehr zum Nachdenken wenn man mit den Folgen der Katastrophe so schonungslos konfrontiert wird. Sie ist nichts für Kinder.
Unbedingt kaufen – sowohl den ICM-Bausatz als auch die Serie! Es lohnt sich in beiden Fällen!
Erhältlich im online-shop von Modellbau König.
Heinzi Behler von den Modellbaufreunden Borgentreich und
Modellbaustammtisch Recklinghausen.