Special Hobby scheint ein Herz für die weniger attraktiven Flugzeuge zu haben – und die Douglas Bolo darf ohne Zweifel zu den sehr unattraktiven Fliegern zählen …
Die Douglas Bolo war im Original eine Ableitung des Verkehrsflugzeugs DC-2, einer Vorgängerin der bekanntlich äußerst erfolgreichen DC-3 bzw. C-47 „Dakota“/“Skytrain“. Als Bomber B-18 „Bolo“ wurde aus dem Verkehrsflugzeug durch den Anbau von Bodenwanne und Bugstand ein freundlich formuliert unansehnliches Flugzeug. Hieraus wiederum entstand in 122 Exemplaren ein Seeraumüberwachungsflugzeug mit MAD-Sensor am Heck und einem ausfahrbaren MG-Stand auf dem Rumpfrücken. Auf der Habenseite dieser Bolo standen vier versenkte japanische U-Boote, im Soll ein recht hässlicher Vogel.
Nicht hübsch, aber selten.
Das gilt also für das Vorbild, wie sieht es aber mit dem Bausatz aus, der in den Grundzügen aus dem Jahr 2012 stammt und nun in dieser Version seit einigen Monaten wieder aufgelegt ist?
Im stabilen Karton finden sich ein Beutel mit den Spritzästen, darin noch mal wieder einzeln verpackt die Klarsichtteile, ein weiterer Beutel mit Resinteilen, eine Ätzplatine, der Decalbogen, eine Folie für das Instrumentenbrett und die Bauanleitung. Also haben wir einen Multimediabausatz:
Die Spritzgussäste sind noch aus einer Short-Run-Form, die noch auf gutem Stand ist. Spritzast A enthält die Rumpfteile:
Die beiden Rumpfhälften bringen schon fast den ganzen Rumpf zusammen, innen sind ein paar Strukturen vorhanden. Die Gussmarken stören beim Zusammenbau nicht:
Die Detaillierung ist für Short-Run-Verhältnisse mit vertieften Gravuren und punktierten Nietdarstellungen gut gelungen. An den Fensterausschnitten sind ggf. ein paar kleine Versäuberungsarbeiten erforderlich, die aber kein wirkliches Problem sind:
Für den Ausbau des Innenraumes auf gesamter Länge sind Böden und Innenwände in für den Maßstab und die eingeschränkte Einblickmöglichkeit völlig ausreichender Detaillierung vorhanden:
Spritzast B enthält die Teile für eine Tragfläche und eine Höhenflosse sowie je eine Motorverkleidung und Motornachbildung. Weiterhin für ein Fahrwerk und den MAD-Behälter:
Die Tragflächen haben klare Gravuren und punktuelle Darstellungen für die Panels und Wartungsöffnungen. Auch Verstärkungsbleche und die Querruderbespannung sind gelungen dargestellt:
Eine gute Darstellung für den Maßstab und die Short-Run-Technik kann man auch für die Höhenleitwerke und die Motorhauben feststellen:
Die Räder haben eine sehr kräftige Profilierung …
… die Motornachbildungen mit Rippenstrukturen und Stößelstangen sind für den Maßstab und in den Motorhauben hinter den Propellern eine durchaus gute Lösung:
Ast C entspricht dem Ast B, jedoch ohne Teile für den MAD-Behälter. Dafür ist hier das Heckrad enthalten. Auf eine nähere Betrachtung können wir hier verzichten, die Ausführung entspricht dem Ast B:
Zum Schluss folgt dann noch der Spritzast D mit den Motorhauben (die links werden nicht benötigt), Propellern und Kleinteilen:
Hier müssen einige Nacharbeiten gemacht werden, die Kleinteile für die Steuersäule z. B. sind aber recht ansprechend:
Die Resinteile werden nicht alle benötigt. Aus den zu verwendenden Teilen entstehen die Bedienkulisse im Cockpit und das MG für den Heckstand. Außerdem sind die Pitotrohre, Propellerhauben, Hebel im Cockpit und einige Lufteinläufe (diese mit schönen Öffnungen) hier vorhanden:
Die Klarsichtteile sind an einem Ast versammelt. Auch hier werden einige Teile nicht benötigt, insbesondere die stark verstrebte Frontverglasung der Bomberversion:
Die flachen Klarsichtteile sind schön durchsichtig:
Bei den abgerundeten kleineren Klarsichtteilen ist das etwas weniger gelungen:
Bei der Frontverglasung der ASW-Variante ist die Beule allerdings lackiert. Die verbleibenden Fenster sind dann wieder gut durchsichtig. Passt also soweit:
Die Ätzteilplatine enthält gut gestaltete Messingteile für das Gurtzeug, das Instrumentenbrett und die weitere Ausstattung des Cockpitinnenraums:
Die beiden Folienteile für die Instrumentenbretter (Hauptbrett und eine kleines Brett am Cockpitdach) deuten die Anzeigen an:
Der Decalbogen ist übersichtlich und enthält die großen Markierungen für die Hoheitszeichen und Serials sowie die Herstellerkennzeichnung auf den Propellern. Der Druck macht einen guten Eindruck:
Die Bauanleitung ist gegenüber den ersten Ausgaben erheblich verbessert und auf den heute üblichen Stand von Special-Hobby mit mehrfarbigen Darstellungen gebracht worden. Sie enthält einleitend eine historisch-technische Einführung, die bei anderen Herstellern immer mehr vernachlässigt wird:
Es folgt die Übersicht über den Bausatzinhalt mit generischen Farbangaben und Empfehlungen aus dem Gunze/GSI Sortiment. Damit lassen sich auch die Farben aus anderen Sortimenten finden:
Anschließend geht es flott in nur 16 Schritten der Vollendung entgegen. Die Darstellungen sich immer mir Farbangaben versehen. Der MG-Stand kann ausgefahren oder versenkt dargestellt werden. Die Anleitung ist einfach nachzuvollziehen. Es ist also alles auf einem guten Stand:
Für die beiden Lackierungsalternativen gibt es sehr gute Vier-Seiten-Ansichten, die keine Frage offenlassen. Hier wird die Verwandtschaft zur DC-3 usw. an der Tragflächenkonstruktion sehr offenbar.
Version 1 ist zweifarbig in Oyster-White (entsprechend RAL 1013 Perlweiß) mit den Oberflächen von Tragfläche und Höhenleitwerk in Olive-Drab. Diese Lackierung fällt sofort als außergewöhnlich auf:
Die zweite Version ist im klassischen grau-grün (Neutral Grey/Olive Drab) der frühen USAAF lackiert und insoweit etwas weniger spektakulär:
Dieser Bausatz ist die einzige Möglichkeit eine Bolo der ASW-Version in 1:72 zu bauen und insoweit alternativlos. Er ist aber auch eine gute Grundlage für ein gelungenes Modell eines seltenen Vorbildes, wenn ein wenig Erfahrung vorhanden ist. Der Bausatz sollte also nicht von absoluten Anfängern gewählt werden, wer allerdings schon ein paar Bausätze zusammenbekommen hat, ist hiermit auch nicht überfordert.
Erhältlich direkt im online-shop des Herstellers oder bei Modellbau König.
Hermann Geers, Wietmarschen