Auch das Thema „Wildcat“ wird bei Eduard in gewohnter Art und Weise weidlich „ausgeschlachtet“, wie unser folgendes Review der „Early Version“ der F4F-4 zeigt …
Die Grumman „Wildcat“ war das Ergebnis einer langen Entwicklungsreihe, die mit dem Doppeldecker Model G-16 (XF4F-1) begann, mit dem man am Wettberwerb des Bureau of Aeronautics der US-Marine im Herbst 1935 teilnehmen wollte. Da jedoch die Konkurrenz von Brewester mit der XF2A-1 und Seversky (XFN-1) jeweils Eindecker in´s Rennen schickte, bat man bei Grumman, den Doppeldeckerentwurf in einen Eindecker ändern zu dürfen!
Erst am 14. April 1941 konnte der Eindeckerentwurf Grumman XF4F-4 deinen Erstflug absolvieren. Mit seinen anklappbaren Tragfläüchen und einer starken Bewaffnung von sechs 12,7-mm-Maschinengewehren in den Tragflächen gingen die ersten Exemplare der F4F-4
im August 1941 an die britische Fleet Air Arm – die US NAVY erhielt ihre ersten Maschinen erst zum Jahresende 1941. Bis dahin wurden immerhin acht Staffeln der Marine sowie zwei des Marine Corps mit insgesamt 187 F4F-4 und 85 F4F-3A ausgestattet. Ihre erste Bewährungsprobe hatten die amerikanischen Wildcat am 8. Dezember 1941, als japanische Streitkräfte versuchten, das Wake-Atoll zu erobern.
Nach dem Dual Combo Bausatz und der Variante F4F-3 erfreut uns Eduard mit der frühen Variante der F4F-4 und wieder als ProfiPack mit erneut sechs Varianten Markierungs- uns Lackierungsvarianten:
Und ebenso wie beim vorherigen ProfiPack gibt es gut verpackte Spritzlinge, ein gefühlt riesigen Decalbogen und die separat verpackten Ätzplatine nebst den bekannten Masken
Fangen wir mit dem Rumpf und somit mit dem Spritzling B an:
Dieser ist unverändert zu den vorherigen Versionen.
Da ab dieser Version die Wildcat mit der von Leroy Grumman entwickelten und patentierten seitlich anklappbaren Flügeln ausgestattet waren, kommt hier der Spritzling H zum Vorschein:
Nach den mir zur Verfügung stehenden Risszeichnungen und Ansichten sind die variantenspezifischen Veränderungen sehr gut wieder gegeben. Hervorzuheben sind die erhabenen Nietreihen auf der Flügel Ober- und Unterseite im Bereich des nicht klappbaren Teiles der Flügel und auf der Unterseite eine zarte Nietreihe vor den Querrudern und Landeklappen. Chapeau; feiner ist es Herstellungstechnisch wohl nicht zu erreichen und deswegen auch schwierig zu fotografieren, ich kann Ihnen aber versichern, sie sind da.
Die Spritzlinge L, M, und N sind unverändert, außer das hier variantenspezifisch andere Bauteile benötigt werden, wo dann die übriggeblieben die Restekiste bereichern:
Anzumerken ist, dass die Filigranität und Details der Motorträgerteile und der Fahrwerksteile ihres Gleichen suchen, gefühlt traut man sich nicht, die Spritzlinge in die Hand zu nehmen, geschweige denn abzutrennen aus Furcht, die zarten Kunststoffteile könnten beschädigt werden.
Zum Abschluss der Spritzgussteile, der unveränderte Rahmen A mit den Klarsichtteilen:
Beim Betrachten des Kartoninhaltes sprangen mir als erstes der gefühlt riesige Decalbogen in die Augen. Der Vergleich mit einem DIN A4 Blatt relativiert ein wenig das Gefühl, nichts desto trotz ist der Bogen mit allem gefüllt, was die 6 Varianten benötigen:
Ich bin gespannt, wie die Decals sich beim Bau verarbeiten lassen und ob es mir gelingt, den Trägerfilm erfolgreich zu entfernen.
Die Ätzteilplatine ist gegenüber der Variante F4F-3 deutlich im Design und der Aufteilung der varianten spezifischen Teile verändert. Was der bekannte Qualität von den Platinen natürlich keinen Abbruch tut:
Bevor wir zur Bauanleitung kommen, sollen die obligatorischen Masken nicht vergessen. Ich möchte diese einfachen und meine Bequemlichkeit unterstützenden Hilfsmittel nicht mehr missen, erleichtern sie mir doch in erheblichem Maße die Lackierung:
Die Bauanleitung kommt im Eduard typisch Design und in DIN A4 Größe.
Die erste Seite ermöglicht einen ausführlichen historischen und technischen Überblick, wobei mir aufgefallen ist, das bei Eduard der Grumman F4F-Prototyp als G-18 bezeichnet wurde, ich aber im Netzt und in diversen Büchern die Bezeichnung G-16.Was ist nun richtig? Letztlich nur eine kleine Randnotiz:
Auf der zweiten Seite die bekannte Übersicht der Bauteile und welche davon für das Modell benötig werden und welche in die Restekiste wandern dürfen. Ebenso auf dem unteren Teil die benötigten Farben:
Auf der Seite drei beginnt der Bau wie üblich mit dem Cockpit:
Was mich aber ein wenig irritiert hat, ist bei der Farbgestaltung des Cockpits die Vorgabe der Mischung von zwei Farben im Verhältnis 90% zu 10% mit der blau unterlegten Ziffer 1. Derlei Mischungsangaben kannte ich bis dato nur von einem anderen Mitbewerber…sollte ich so lange keine Eduard Bauanleitung gesehen haben?
Wie auch immer. Was vor dem Anbringen der Ätzteilen von den Kunststoffteilen im Cockpit entfernt werden muss, ist klar und eindeutig dargestellt.
Auf Seite vier geht es mit der Finalisierung des Cockpits und dem Zusammenbau von Brandschott und Motorträger weiter:
Seite fünf zeigt die Ausrüstung der Rumpfhälften im Cockpitbereich und den Zusammenbau dieser mit Cockpit, Brandschott und Motorträger:
Auf Seite sechs muss sich final entschieden werden, welche Markierungsvariante es den werden soll, da für die Markierungen B, E und F entsprechende Löcher in die Tragflächen vor dem Zusammenbau gebohrt werden müssten:
Weiter geht es mit der „Hochzeit“ von Rumpf, Flügel, Motor, Motorhaube, Höhen- und Seitenleitwerk:
Auf den Seiten acht und neun folgt dann der Zusammenbau des filigranen Fahrwerk. Für mich ist diese Konstruktion am realen Flugzeug ein mittelschweres Wunder, denn es wirkt extrem zerbrechlich und grazil, ganz anders, als man es für ein Fahrwerk eines trägergestützten Flugzeuges erwarten würde. Und eben so fein sind auch im Modell die Bauteile. Den Abschluss der Seiten bildet dann die Übersicht der Anbringung der Lackiermasken, welche bei mir keine Fragen offen lassen:
Zum Abschluss des Zusammenbaus, bevor es an die Farbvarianten geht, kommt die Seite zehn:
Diese beinhaltet aus meiner Sicht einige, mich irritierende Darstellungen:
Ganz oben wird darauf hingewiesen, bei fast allen Varianten ein Fotoätzteil Rückspiegel in der Kanzel zu verbauen. Es kann natürlich an mir gelegen haben, aber ich habe ziemlich lange gebraucht, den kleinen aber feinen Unterschied der Positionierung des Spiegels zu verstehen. Die Darstellung könnte eindeutiger sein.
Als zweites soll, so verstehe ich es, die Propellerspitzen abgeschliffen werden, so dass diese nicht mehr spitz, sondern stumpf auslaufen, soweit so gut, nur warum sind dann bei den darauffolgenden Farbprofilen immer spitzauslaufende Propeller mit gelber Spitze dargestellt? Oder ist einfach nur gemeint, die erhabenen Gravuren auf den Propellerspitzen abzuschleifen? Das letztere halte ich im Gesamtkontex für wahrscheinlich, eindeutig ist es aus meiner Sicht aber nicht.
Drittens sollten ja bei der Auswahl von drei bestimmten Farbvarianten Löcher zur Positionierung der Unterlastaufhängungen gebohrt werden. Bei dem Ätzteilbogen gibt es die Teile 40 und 42, welche normalerweise an die Unterlastträger montiert werden müssten. Es fehlt jedoch jeglicher Hinweis dazu. In der Bauanleitung der Variante F4F-3 wird der Einbau gezeigt, nur dort haben die Teile die Nummer 40.
Es folgen die einzelnen 6 Markierungsvarianten. Wobei die ersten 5 Varianten sich von den Farben für den Rumpf, der Flügelober- und Unterseite aus Blaugrau und Grau kaum unterscheiden, der Farbverlauf ist geringfügig anders.
Einzig die Decals bringen ein wenig Farbe und Abwechslung ins Spiel. Das liegt aber bitte, nicht falsch verstehen am Hersteller des Bausatzes, sondern an den realen Vorbildern
Die letzte Markierungsvariante bringt dann doch ein wenig Abwechslung mit Seablue, Intermdiate Blue und White auf der Unterseite. Die Seite 16 ist in der Bauanleitung ein zweites Mal als Seite 15 bezeichnet, was ehrlich gesagt nicht mir, sondern meiner Tochter aufgefallen ist:
Mein Fazit:
Es gibt definitiv zurzeit keine bessere F4F-4 in 1/48 auf dem Markt. Das ist aus meiner Sicht ein klarer Fakt. Meine kritischen Anmerkungen zur Bauanleitung tut diesem keinen Abbruch, das ist Jammern auf ganz hohem Niveau.
Einem Anfänger würde ich wegen den filigranen und sehr grazilen Bauteilen nicht zum Erwerb raten, denn es könnte leider trotz wunderschönem Bausatz im Frust enden.
Wer möchte, kann sich ausreichend mit Zurüstteilen eindecken und diese Verbauen.
Die hier vorhanden Möglichkeiten sind für mich vollkommen ausreichend, also bitte, jeder nach seiner Façon.
Über die nicht gegebene Möglichkeit, die Tragflächen in angeklappter Position darstellen zu können, kann man trefflich streiten. Für mich stellt es kein Negativum dar.
Ich bin schon sehr gespannt auf die nächsten Varianten der Wildcat
Ich kann diesen Bausatz nur jedem wärmstens empfehlen und hoffe sehr, bei den nächsten Ausstellungen noch mehr von diesem Typ gebaut betrachten zu dürfen.
Aber am schönsten ist dieses „fliegende Fass“ im Original in seinem Element: Man kann es sehen, riechen, hören, fühlen und schmecken.
Erhältlich direkt im Eduard online-shop.
Marcel Klemmer, Hamburg