FA 223 Drache in 1:48 von Special Hobby SH48020

Special Hobby kam im Jahr 2006 mit der Focke-Achgelis Fa223 Drache im Maßstab 1/48 auf den Markt. Bis dato gab es diesen Hubschrauber nur von Huma in 1/72. Kurze Zeit später legte Special Hobby nochmal nach und brachte unter der Bausatznummer SH48095 denselben Bausatz heraus. Einziger Unterschied zu dem hier vorgestellten Modell sind Decaloptionen für drei tschechische Markierungen …
Professor Henrich Focke verließ Ende der 30er Jahre die Firma Focke-Wulf und gründete mit dem Piloten Gerd Achgelis das Unternehmen Focke Achgelis. Die frühere Studie Fa E6 führte zur Fa223, deren erster Prototyp, Fa 223 V1, im August 1939 die Endmontage in Delmenhorst verließ. Aufgrund einiger Schwierigkeiten konnte der Erstflug jedoch erst im darauffolgendem Jahr erfolgen. Die Serienproduktion begann schließlich im Jahr 1942.

Mit einer Gipfelhöhe von 7500m, einer Nutzlast von knapp 2000kg und einer Geschwindigkeit von fast 200 km/h verblüffte die Fa 223 die damalige Luftfahrtwelt.

Im Sommer 1942 wurde das Werk Ziel eines englischen Bombenangriffs, dem nur zwei Fa 223 entgehen konnten. Weiter acht Maschinen entstanden in dem Werk bis 1944, eine weitere Maschine wurde in Berlin gebaut. Am Ende des Krieges gab es noch drei Maschinen. Eine davon wurde im September 1945 von  deutschen Piloten nach Großbritannien überflogen. Somit wurde zum ersten mal der Ärmelkanal von einem Drehflügler überquert. Der erste Probeflug der RAF endete in einer Totalzerstörung des Luftfahrzeuges. Pläne er zivilen Version, genannt Fa 266, wurden nicht realisiert. Bei der zivilen Variante gab es zwei Unterschiedliche Zeichnungen der Cockpitsektion. Einmal, ähnlich einer Flugzeugnase (DC-3, nur kleiner) und eine Variante, bei der es kein voll verglastes Cockpit mehr gab, sondern nur noch Fenster.

Auch die Fa 223 hatte zwei verschiedene Bugsektionen. Die, die auch dem Bausatz bei liegt und dann noch eine etwas kantigere Version.

 

Bei dem vorliegendem Modell im Maßstab 1:48 handelt es sich um einen Spritzgußbausatz, dem jedoch Resin- und Ätzteile beiliegen.

 

78 hellgraue Kunststoffteile bilden die Basis des Hubschraubers. Hinzu kommen noch 6 Resinteile, 7 klare Teile und insgesamt 58 Ätzteile, von denen 27 farblich bedruckt sind
Special-Hobby-SH-48020-Fa-223-2 FA 223 Drache in 1:48 von Special Hobby SH48020Die vier großen Teile, die den Rumpf bilden sind mit feinen versenkten und erhabenen Gravuren versehen:
Special-Hobby-SH-48020-Fa-223-4 FA 223 Drache in 1:48 von Special Hobby SH48020Die Stoffbespannung einzelner Rumpfsegmente und einzelner Teile ist hervorragend wiedergegeben:

Leider finden sich auf der Rumpfinnenseite sehr unschöne Auswurfmarken, die es gilt zu entfernen. Aufgrund der Biegung des Rumpfes sollte man vorsichtig an die Sache heran gehen:
Special-Hobby-SH-48020-Fa-223-9 FA 223 Drache in 1:48 von Special Hobby SH48020Feine Details und auch die hervorgehobenen Spanten der Stoffbespannungen an den Rotorblättern können überzeugen:
Special-Hobby-SH-48020-Fa-223-10 FA 223 Drache in 1:48 von Special Hobby SH48020Special-Hobby-SH-48020-Fa-223-11 FA 223 Drache in 1:48 von Special Hobby SH48020Auf Gußast D finden sich viele kleine Elemente für den Innenausbau und für den Aussenbereich:
Special-Hobby-SH-48020-Fa-223-12 FA 223 Drache in 1:48 von Special Hobby SH48020Die Reifen sind alle einfach nur rund, ohne jegliches Profil. Bis auf eins, welches wahlweise als Bugrad verwendet werden kann, somit hat man die Wahl zwischen einem „Gummischlauch“ ohne Profil oder einem mit Profil versehenem Reifen. Bilder von beiden Varianten sind zu finden, jedoch gab es auch nur für das Bugrad eine Version mit Profil:

Die feinen Details der Felgen des Bugrades könnten selbst als Resinteil nicht besser wiedergegeben werden:
Special-Hobby-SH-48020-Fa-223-13 FA 223 Drache in 1:48 von Special Hobby SH48020Wieso Special Hobby nicht auch einen Auspuff, anstatt des trostlosen Kunststoffteils, aus Resin beigelegt hat bleibt unbeantwortet. Schade, dann den kann man in Eigenleistung mühsam aufbohren, was aufgrund der Biegung schwer sein sollte, oder man baut ihn neu nach:
Special-Hobby-SH-48020-Fa-223-16 FA 223 Drache in 1:48 von Special Hobby SH48020Gußast C beschäftigt sich hauptsächlich mit den Teilen für die Rotorausleger und einigen Gitterrohrrahmen für das Cockpit:
Special-Hobby-SH-48020-Fa-223-17 FA 223 Drache in 1:48 von Special Hobby SH48020Die Resinteile sind von hervorragender Qualität und ohne irgendwelche Blasen oder sichtbaren Lufteinschlüssen:
Special-Hobby-SH-48020-Fa-223-18 FA 223 Drache in 1:48 von Special Hobby SH48020Neben den beiden Rotorköpfen liegen noch die Umlenkgetriebe des rechten und des linken Rotors bei. Ich glaube es wäre äußerst schwierig, diese aus Kunststoff zu fertigen:
Special-Hobby-SH-48020-Fa-223-19 FA 223 Drache in 1:48 von Special Hobby SH48020Abzug bekommt eines der beiden Instrumentenbretter. Ich habe keine Ahnung was da passiert ist, aber der seltsame Huppel auf dem längeren Brett, lässt sich ohne die sehr gut gemachte Struktur der Instrumente völlig zu zerstören oder wegzuschleifen nicht entfernen. Kein Problem, denn ich werde beide Bretter eh abschleifen, um die mitgelieferten Ätzteile zu verwenden. Bei den Instrumentenbrettern, kann man die dargestellten Instrumente leicht aufbohren, um dann die Verkabelung darzustellen, zumal man es nach sehr gut durch die Kanzel sehen kann.

Zu den Ätzteilen brauche ich sicherlich nichts zu sagen:
Special-Hobby-SH-48020-Fa-223-20 FA 223 Drache in 1:48 von Special Hobby SH48020Hervorragende Qualität eben:

Die Decals sind sauber und versatzfrei gedruckt:
Special-Hobby-SH-48020-Fa-223-23-1 FA 223 Drache in 1:48 von Special Hobby SH48020Der Trägerfilm endet sehr scharfkantig an den bedruckten Aussenkanten, somit sollten sie nicht silvern:
Special-Hobby-SH-48020-Fa-223-24 FA 223 Drache in 1:48 von Special Hobby SH48020Kommen wir nun zu den Klarsichtteile, die ihrem Namen alle Ehre machen. Sie sind klar, schlierenfrei und sauber gegossen. Lediglich die Seitenfenster hätten etwas dünner sein können, aber das ist „Jammern auf hohem Niveau“:
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Die Bauanleitung ist recht übersichtlich, sollte jedoch genau beachtet werden. Im Bereich des Cockpits findet sich allerdings kein Hinweis auf die Resinteile, nur die Ätzteile werden verbaut. Inwiefern das Modell zu einem Tailsitter neigt kann ich nicht sagen, bei Huma ist es leider ein Tailsitter, wenn dort kein Gewicht im Bug verbaut wird. Vorsichtshalber sollte man hier auch versuchen, etwas Gewicht unterzubringen, was sich allerdings aufgrund der Glaskanzel sicherlich schwierig gestalten könnte. Ein gutes Versteck wäre sicherlich der Tank, ob dieser sich nicht doch zu weit hinter dem Drehpunkt des Hauptfahrwerks befindet sollte vorher getestet werden.

In 18 Schritten hat man das Modell dann lackierfertig vor sich stehen und man kann sich zwischen vier Kennungen entscheiden:

Man hat auch nur die Wahl zwischen dem Lasthakengestell oder nichts. Der an der Fa 223 teilweise eingesetzte Zusatztank unter dem Rumpf liegt dem Bausatz leider nicht bei.

Im Vergleich zu anderen Special Hobby Bausätzen habe ich jedoch keinen Hinweis zum selbst anfertigen von Teilen gefunden, somit ist alles dabei, was man braucht.

Für den ambitionierten Modellbauer und leidenschaftlichen Hubschrauberbauer ist dieses Modell sehr empfehlenswert. Wer etwas aussergewöhnliches und nichts alltägliches aus der Zeit der Hubschrauberanfänge im Quarterscale in seiner Sammlung haben möchte sollte sich nach dem Modell umschauen. Allerdings ist der Bausatz so gut wie nicht mehr im Handel erhältlich.

Mit etwas Eigeninitiative lässt sich das Modell noch aufwerten und verbessern, gerade im Cockpitbereich, respektive an den Instrumentenbretterrückseiten, ist aber kein Muss.

Für den Anfänger ist der Bausatz nicht gerade zu empfehlen, wobei sich die Anzahl der Resin- und Ätzteile doch im Rahmen hält.

Viele Interessante Bilder finden sich in dem Buch „Deutsche Hubschrauber 1930-1945“ von Steve Coates, welches hier schon vorgestellt wurde. Eine andere Vorbildquelle ist das Heft Band 65 „Die deutschen Hubschrauber 1928-1945“ aus der Reihe Waffen-Arsenal.

Sobald mein Modell irgendwann auf seinen drei Reifen steht, werde ich es hier selbstverständlich präsentieren.

Florian Hölzel, Aurich