Mit „Das Werk“ betritt ein neuer Hersteller für Plastikmodelle den Markt. Ab Januar können die Modellbauer „ihren“ Faun kaufen und inspizieren. Wer hinter dem Markennamen steckt und wie das Erstlingswerk geworden ist untersuchen wir in unserem heutigen Review …Fangen wir vielleicht zunächst mit ein paar Hintergrundinfos an bevor wir uns dem eigentlichen Bausatz widmen.
„Das Werk“ ist eine Marke der Modellbau König GmbH & Co KG aus Delmenhorst. Harald Bauske hat sich aber für dieses Projekt tatkräftige Unterstützung ins Boot geholt in Form von Michael Baldeweg von Custom Scale – deshalb auch der entsprechende Hinweis auf der Box.
In den letzten Jahren haben wir es ja recht häufig erlebt, dass auch echte Exoten plötzlich auch als Spitzgussbausätze verfügbar waren. Um so schwerer ist es somit also noch ein echtes „Knallerthema“ zu finden. Harald Bauske und Michael Baldeweg haben es aber tatsächlich geschafft einen Panzertransporter ausfindig zu machen, den es so bislang noch nicht aus Spritzguss in 1:35 gab und der auch die Freunde der ehemaligen deutschen Wehrmacht aufhorchen lässt:
Einen Faun L-900 D567 mit Sd. Ah. 115
Besonderheiten des Bausatzes laut Hersteller:
- Auswahl zwischen offenem und geschlossenem Verdeck
- Möglichkeit 3 verschiedene Belastungen der Hinterachsen darzustellen
- Spriegel aus Messing die mithilfe einer Schablone in Form gebogen werden können
- Ladebordwände können hochgeklappt und heruntergeklappt dargestellt werden
- Der Anhänger kann entweder in Beladungsposition oder Fahrposition dargestellt werden
- inkl. optional zu verwendender Laderampe
- inkl. Klarsichtteilen
- inkl. Decals
Was sich hinter den o.g. Texten im Detail verbirgt zeigen wir im Laufe des Reviews.
Gussast „A“
Fangen wir zunächst mit dem Gussast „A“ an. Dieser liegt 2x bei und verfügt insbesondere über die Ladebordwände des Faun, die Felgen und seltsamerweise 3 Paare Federpakete für die Hinterachse und dahinter verbirgt sich auch schon der absolute Clou dieses Bausatzes:
Durch Auswahl des entsprechenden Federpaketes kann man die Hinterachsen als unbeladen, leicht beladen (d.h. leicht ein gefedert) und voll beladen (d.h. voll ein gefedert) darstellen. Unseres Wissens nach kam bislang noch kein anderer Hersteller auf diese geniale Idee !
Aber wie sieht es abseits dieses genialen Features aus? Kann „Das Werk“ auch die tollen Ideen gusstechnisch entsprechend umsetzen?
Die Details am Gussast „A“ sind sehr schön herausgearbeitet, knackscharf und ohne Sinkstellen oder ungünstig platzierte Auswerfermarker. Fischhaut können wir ebenfalls nirgends feststellen. Besonders schön geworden ist die Holzstruktur der Ladebordwände. Beachten Sie auch die Schraubenköpfe an der Felge.
Gussast „B“
Am Gussast „B“ finden wir den Großteil der Karosserie wie z.B. Motorhaube, Verdeck, Ladefläche und Schutzbleche der Hinterachsen.
Der Faltenwurf des Verdecks ist absolut realistisch geworden, wie auch die bereits angesprochene Holzstruktur der Ladefläche. Auch hier finden wir eine geniale Idee in Form einer Schablone bzw. Biegehilfe für die Spriegel, die als Messingstäbe beiliegen.
Auf der Ladefläche haben sich leider ein paar Sinkstellen eingeschlichen, die man je nach Betrachtungwinkel erkennen kann, die sich aber durch etwas Spachtelmasse relativ einfach ausmerzen lassen. Alternativ können natürlich ein paar Verschmutzungen mit z.B. Pigmenten diese Stellen kaschieren. Auf der Unterseite der Ladefläche finden sich noch ein paar Auswerfermarker, die sich fertigungsbedingt leider nicht vermeiden lassen.
Gussast „C“
Weiter geht es mit diversen Kleinteilen für die Zugmaschine wie z.B. Kühlergrill, Sitzbank, Außenspiegel, Stoßstange, Lenkrad oder auf einem angedeuteten Motor und Getriebe für die Unterseite des Modells. Wer genau hinschaut wird auch das Lenkgestänge erkennen, dass auch den Bau einer eingelenkten Vorderachse ermöglicht – Top !
Schönes Detail – Der Kühlergrill verfügt sogar über das korrekte Faun-Logo! Die Sitzbank für Fahrer und Beifahrer ist auch nicht nur eine strukturlose Plastikplatte, sondern überrascht und mit einer schönen Stoffstruktur. Bei diesem Gussast kann man auch schön erkennen, dass „Das Werk“ auch diverse Kleinteile schön ausgearbeitet hat und spritzgusstechnisch optimal im Griff hat.
Gussast „D“
Natürlich fehlt noch der Rahmen des Fauns, den wir uns nun betrachten können. Neben dem Rahmen finden wir hier auch noch die Kotflügel der Vorderachse und die Halterung der Ladefläche.
Auch hier gibt es keinerlei Anzeichen für Tadel.
Gussast „F“
Ab dem doppelt beiliegenden Gussast „F“ geht es nun mit den Teilen für den Sd. Ah. 115 weiter. Neben Felgen finden wir hier die vorderen Auffahrrampen und diverse Kleinteile.
Die Angüsse der Teile erscheinen uns zwar nicht ganz so filigran wie z.B. bei Takom, sind aber dennoch als „fein“ zu bezeichnen und sollten sich recht einfach abtrennen lassen.
Gussast „G“
So richtig ans Eingemachte geht es nun am Gussast „G“ an dem wir den Rahmen sowie die eigentliche Ladefläche des Anhängers finden.
Die bereits angesprochene Holzstruktur finden wir hier in Hülle und Fülle – Das wird definitiv ein Riesenspaß beim Bemalen und Altern !
Gussast „H“
Am letzten Gussast finden wir diverse Kleinteile des Anhängers.
Auch hier finden wir keinen Grund zum Stirnrunzeln. Optimale Gussqualität und schöne, scharfe Details – so zeigt sich der komplette Bausatz !
Klarsichtteile
Naturgemäß gibt es bei den Klarsichtteilen nur die beiden Frontscheiben und die Scheinwerfergläser. Die Frontscheiben sind wunderbar transparent und zeigen keinerlei Schlieren.
Reifen
Wohl oder übel liegen diesem Bausatz auch Vinylreifen bei. Schauen wir uns zunächst die 6 Reifen der Zugmaschine an.
Das Profil wurde aber schön herausgearbeitet und Fehler beim Guss können wir keine feststellen. Bei den Reifen der Zugmaschine finden wir auch eine grundlegende Beschriftung der Flanken.
Die Reifen des Anhänger bestehen ebenfalls aus Vinyl und sich auch recht ordentlich gegossen.
Die Mittelnaht auf der Lauffläche kann durch etwas Schleifpapier recht zügig beseitigt werden.
Decals
Neben verschiedenen amtlichen Kennzeichen (inkl. roten Siegel) und großformatigen Nummern hat „Das Werk“ auch die Darstellung der Instrumente gedacht – Sehr schön !
Spriegel
Die Spriegel der Zugmaschine werden, wie bereits angedeutet, durch Messingstäbe dargestellt , die mithilfe einer Biegehilfe/Schablone an Gussast „B“ in die passende Form gebracht werden können.
Bauanleitungen
Dem Bausatz liegen je eine Bauanleitung für die Zugmaschine und für den Anhänger bei. Die Bauanleitungen orientieren sich optisch an technischen Vorschriften der 30er und 40er Jahre inkl. „Kaffeeflecken“ – durchaus stimmungsvoll.
Grundsätzlich ist die Anleitung in englischer Sprache gehalten. Als thematischen Einstieg gibt es einen kurzen historischen Abriss, technische Daten und 2 Photos von Originalgespannen.
Die Farbangaben beziehen sich auf die Farbsysteme :
- englische Klartextbeschreibung
- RAL
- Tamiya
- Mr. Hobby H Serie
- Ammo of Mig
- Vallejo
- Humbrol
- Mission Models
Die Zeichnungen sind absolut klar und leicht verständlich. Dort wo es notwendig ist gibt es textliche Ergänzungen in englischer Sprache. Am Ende der Anleitung für die Zugmaschine finden sich Zeichnungen dieser mit Beispielladung. Das hilft gleich bei der Recherche nach passendem Ladegut. Als Markierungsvarianten liegen der Zugmaschine insgesamt 7 verschiedene bei, wobei alle jeweils als „Unknown Unit“ betitelt sind. Der Großteil dieser Varianten zeigt graue Fahrzeuge, wobei es auch eine Variante in einem späten Tarnmuster gibt. Unter den Markierungsvarianten findet sich auch ein Fahrzeug mit der Beschriftung „Erika auf Urlaub“. Dieses Fahrzeug hatte im Gegensatz zum Bausatz kein Planendach sondern eine festes Dach. Am Ende jeder Anleitung gibt es einen kurze Vorstellung der Projektbeteiligten – Durchaus ein nettes Feature um mal die Gesichter hinter dem Bausatz zu sehen.
Faun L900 D567
Sd. Ah. 151
Vorsicht Fehlerteufel !
Bei der Anleitung des Anhängers hat sich leider der Fehlerteufel eingeschlichen. In der uns vorliegenden Anleitung werden die Gussäste als A,B und C benannt. Die Gussäste trage aber die Namen F,G und H. Mit etwas gutem Willen kein wirkliches Drama – man sollte aber wissen. Des weiteren sind die Angaben zu den Beladungszuständen der Federpakete nicht korrekt. Die korrekte Zuordnung zwischen Bausatzteil und Ladezustand lautet:
- A17 Unbeladen
- A16 voll beladen
- A15 leicht beladen
Fazit:
Wow ! „Das Werk“ bzw. Harald Bauske und sein Team haben einen absolut beeindruckenden Einstand geliefert. Mit dem Faun L900 und dem Sd. Ah. 115 hat sich das Team ein Vorbild ausgesucht, dass es bislang nicht nicht als Spritzgussmodell gab und nicht nur Freunde der Wehrmacht interessiere dürfte. Hinzu kommen geniale Ideen abseits der ausgetrampelten Pfade wie z.B. der Möglichkeit die Federpakete eingefedert darstellen zu können. Weiter geht es mit diversen Optionen mit denen man „sein“ Modell an die eigenen Erfordernisse anpassen kann wie z.B. die eingelenkte Vorderachse, das offene Verdeck, die Möglichkeit den Anhänger in Beladeposition zu bauen. Die besten Ideen und Optionen nutzen natürlich wenig, wenn die Detaillierung und Gussqualität nicht zu gebrauchen sind, aber auch hier spielt „Das Werk“ in der Oberliga mit. Die Bauanleitung ist äußerst ansprechend gestaltet ohne jedoch die eigentliche Funktion aus den Augen zu verlieren. PE Teile liegen dem Bausatz keine bei, sind aber unserer Meinung nach auch nicht wirklich notwendig.
Achja – und falls Sie beim Betrachten der Boxart zunächst an Takom dachten – Ja, es handelt sich um den gleichen Künstler der auch für Takom die Boxarts gestaltet…
Mit „Das Werk“ könnte sich neben Revell ein neuer Hersteller aus Deutschland auf dem Markt etablieren. Dass das Team sowohl die Ideen als auch das Know How hat ist mehr als offensichtlich. Wir von Kitreviewsonline drücken „Das Werk“ und Harald Bauske die Daumen, dass das Erstlingswerk gut von den Käufern angenommen wird und somit genug Kapital zusammenkommt um noch weitere, interessante Modelle „Engineered in Germany“ auf den internationalen Markt zu bringen.
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Absolut zu empfehlen !
Erhältlich im Online Shop von Modellbau König
Als Appetizer zum Abschluss möchten wir Ihnen noch einen Link zu einem Youtube Video mitgeben und dem uns Harald Bauske mit nach China nimmt und uns Einblicke in die Produktion des Fahrzeuges gewährt und auch noch ein gebautes Exemplar präsentiert – Absolut sehenswert !