Auch hier haben wir es mit einer Wiederauflage aus den Short-Run-Zeiten von Special Hobby zu tun. Die Erstauflage stammt aus dem Jahre 2010, war jedoch schon eine Übernahme von Classic Airframes, deren Herausgabe aus dem Jahr vorher stammte und wohl schon eine längere Entwicklung hinter sich hatte…
Hier haben wir ebenfalls eine thematische Ausgabe zum Einsatz über zwei Kontinenten, und zwar über Europa im Spanischen Bürgerkrieg und zu Anfang des Zweiten Weltkrieges und über Asien in Form des Einsatzes bei den japanischen Armeeluftwaffe im Rahmen der japanischen Expansion im Krieg gegen China im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges. Die drei Möglichkeiten zum Thema sind an der Seite der Verpackung dargestellt und zweigen schon die typischen italienischen Tarnungen mit mehrfarbigen kleingescheckten Oberseiten:
Also schauen wir mal rein in den stabilen Karton. Drin ist zunächst eine Tüte mit den Bauteilen, der extra verpackte Decalbogen bei dem sich auch noch eine kleine Ätzplatine befindet und die Anleitung im DIN-A4-Format:
An Bauteilen gibt es einige graue Spritzäste, zwei klare Spritzäste in sicherer Extraverpackung und einen größeren Beutel mit allerhand Resingussteilen. Diese Ausstattung ist bei allen Ausgaben schon immer vorhanden gewesen:
Genug der Vorrede – nun mal ran an die Spritzäste.
Wie zu erwarten, beginnt es mit Spritzast A und der ist für die großen Rumpfteile und ein paar Zugaben:
Die Rumpfhälften erstrecken sich über fast die ganze Rumpflänge. Vorne gibt es noch einen Anbau mit der Bugverglasung einschließlich eines Abwehr-MG-Standes. Hinten gibt es noch einen Abschlussrumpfkegel mit den Befestigungen für das Höhenleitwerk mit Streben:
Bei näherer Betrachtung zeigen die Oberflächen für den Zeitpunkt der Formerstellung typische Gravuren, die nicht in allen Fällen so recht zueinander finden und einiges an Gussgrat und Unsauberkeiten an den Rändern. Das ist alles nichts, das man nicht behandeln könnte, der Aufwand ist jedoch beträchtlich. Die Klebeflächen für die Tragflächen und Leitwerke sind sämtlich nur stumpf und ohne Laschen ausgeführt, Passstifte und -löcher fehlen wie zu erwarten dann natürlich auch:
Innen in den Rumpfhälften ist allerhand für die Darstellung der Wände mit dem Metallrahmengestell vorhanden, allerdings auch reichlich Auswerfermarken. An den Verbindungsstellen zu den Tragflächen werden diese noch durch Einbauteile ergänzt:
Von diesem Spritzast werden nur noch zwei Teile für den Heckabschluss und eine Abdeckung für den Oberrumpf auf Höhe des MG-Turms verwendet:
Spritzast B enthält dann die Teile für je eine Tragfläche und ein Höhenleitwerk:
Die Ober- und Unterschalen sind einteilig ausgeführt, die Ruder sind angespritzt:
Die Oberflächendetaillierung fällt etwas besser aus als bei dem Rumpfteilen. Die Hinterkanten und die erhabenen Bereiche am Höhenleitwerk brauchen allerdings auch hier eine umfangreiche Nachbearbeitung:
Spritzast C ist ein Spiegelbild von Ast B für die andere Seite in gleicher Ausführung. Auf eine weitere Darstellung können wir daher hier verzichten.
Spritzast D bringt dann insbesondere die Teile für die Motorhauben und die Motoraufhängungen, die Räder und innere Einbauten:
Die Motorhauben sind in der verbeulten Struktur schön dargestellt. Bei den Kühlerklappen sind jedoch die Gravuren nicht sauber und brauchen eine umfangreiche Nachbearbeitung:
Die Teile für die Motoraufhängungen sind recht schlicht, verschwinden jedoch nahezu vollständig hinter den Motoren und den Motorhauben:
Die Reifen sind zweiteilig ausgeführt, haben keine Profilierung und benötigen mit Sicherheit ebenfalls eine Nachbearbeitung. Die Felgen werden aus den Resinteilen zugesteuert:
Für den inneren Ausbau gibt es hier zwei Treibstoffbehälter, bei denen die Gurtbefestigung abgebildet ist. Nach einem mir vorliegenden Cutaway müssen sie nicht liegend wie in der Bauanleitung dargestellt, sondern hochkant an der rechten Rumpfseite vor dem Funkerabteil angebracht werden. Was nun richtig ist, konnte ich nicht herausfinden. Die Teile für Spante und Böden sind glatt und ohne Details. Im ohnehin kaum einsehbaren Innenraum hinter dem Cockpit stört das dann nicht wirklich:
Ast E ist dann ein reiner Kleinteilast:
Hier gibt es Teile für das Fahrwerk, Abdeckungen für Rumpföffnungen, das Spornrad, Antennen, die Bewaffnung und weitere Einbauteile für die Türme, Bauteile für die Auspuffanlage und den Generator, allerhand Streben und Anlenkungen:
Die Qualität ist unterschiedlich:
Wieder zu größeren Teilen führt uns Spritzast F mit Bauteilen für das Höhenleitwerk, die Bugsektion, Einbauteile für den Tragflächenansatz und für die Innenrumpfböden:
Die Leitwerke und die Bugsektion nehmen die Detaillierung der Nachbarschaft auf. Auch hier sind dicke Angüsse und allerhand Gussgrat vorhanden. Das gilt auch für die Bauteile für die Tragflächenansätze:
Ebenfalls sind hier die Teile für den Innenausbau glatt und nur mit den groben Details versehen:
Spritzast G ist wieder für Kleinteile und der letzte graue Ast im Bausatz:
Verhältnismäßig ansehnlich ist hier das zu lackierende Instrumentenbrett, das eine wohl brauchbare Nachbildung verspricht:
Die Fahrwerkstreben sind recht komplett ausgeführt, benötigen aber auch Nacharbeit. Die Sitze sind – ich nehme mal an vorbildgerecht – rustikale gerundete Höhlen. Auch die Propellerblätter kann man am besten mit rustikal beschreiben:
Die Klarsichtteile sind über zwei Gussäste verteilt. Neben den größeren Teilen sind noch einige kleinere Teile für die Fenster und Leuchten vorhanden:
Die Ausführung schlägt hier überwiegend eher auf der positiven Seite zu Buche. Die starke Verstrebung der originalen Verglasungen wird gut wiedergegeben, die Oberflächen weisen auch hier teilweise Grate und Verwerfungen auf, die jedoch durch eine Nachbearbeitung geglättet werden können. Beim Bau ist die Verwendung eines Maskensatzes dringend angeraten, da eine selbst erstellte Maskierung viel Arbeit erfordert:
Die Durchsicht ist erstaunlich gut, auch wenn die Verwendung einer Glänzerflüssigkeit sicher nicht schaden kann:
Die Resinteile sind zahlreich, da insbesondere die beiden Motoren hier kleinteilig aus diesen Beigaben herzustellen sind:
Die beiden Motorblöcke mit den vorderen Anbauten sind sauber ausgeführt:
Die einzelnen Zylinder sind dagegen eine andere Hausnummer und müssen umfangreich versäubert werden. Wenn man Glück hat, gelingt der Großteil der Arbeit schon mit einer alten Zahnbürste, die einen guten Teil der Grate entfernen könnte:
Richtig schick sind die Auspuffrohre mit feinen Rillen an den Bögen:
Dann gibt es noch einige Einlassöffnungen mit tiefen Öffnungen, die allerdings einige an Bruch an den Vorderkanten aufweisen:
Die Propellernaben sind hier als Resinteile ausgeführt. Auch hier wird man nachsäubern müssen. Immerhin fallen sie besser aus als die rudimentären Propellerblätter:
Als Instrumentenpanel gibt es hier noch ein Kleinteil, das gut zum Hauptinstrumentenbrett passt:
Schließlich haben wir hier noch die für die Räder notwendigen vier Felgen, die einen guten Eindruck machen:
Für die Anlenkungen der Ruder, den Propeller des Generators und eine Antenne gibt es eine kleine Ätzplatine, die hier eine sehr feine Darstellung ermöglicht:
Der Decalbogen fällt recht groß aus, was den großen Markierungen für drei unterschiedliche Ausführungen geschuldet ist. Der Bogen entspricht der aktuellen Qualität von Special Hobby und ist sehr hochwertig mit kräftigen Farben und sauberem Register ausgeführt. Auch kleine Wappen sind äußerst sauber dargestellt. Da gibt es gar nichts an der Ausführung zu meckern. Im Gegenteil: Hier haben wir Spitzentechnik im Karton!
Die Anleitung beginnt mit einer historisch-technischen Einführung …
… und führt weiter zur Darstellung des Bausatzinhalts und den Farbangaben aus dem GSI-Gunzeprogramm:
Die folgende Zusammenbauanleitung entspricht den Grafiken noch aus Classic Airframes Zeiten. Es gibt neu allerdings ein paar kleine Anzeiger für zu verwendende Farben. Es beginnt gleich mit der Vervollständigung der Rumpfhälften und wirklich umfangreichen inneren Einbauten auch mit kleinsten Teilen. Die Klarsichtteile lassen allerdings schon mangels Fläche nur einen geringen Einblick im Cockpitbereich und bestimmt kaum noch im Hinterrumpf zu. Die MG-Türme vor dem Cockpit und auf dem Oberrumpf sind kleinteilig konstruiert und müssen schon in den frühen Baustufen eingebaut werden:
Folgend werden am schon fast kompletten Rumpf die Tragflächen (hier gibt es ein paar Positonierungshilfen) und die Höhen- und Seitenleitwerke (die stumpf anzukleben sind) mit kräftigen Verstrebungen angebracht:
Im Mittelpunkt der nächsten Bauschritte steht die Konstruktion der Motoren (aus den Resingussteilen mit einzelnen Zylindern) und der Motorhauben mit den Auspuffanlagen sowie den Propellern. Letztere sollte man aber ganz zum Schluss anbringen:
Weiter geht es mit dem Fahrwerk und Verfeinerungen durch Ätzteile an den Rudern:
Zum Ende entgegen gibt es noch die Hinweise für die Anbringung verschiedenster Kleinteile, mit denen unter anderem der Stromgenerator an der linken Rumpfseite hinter dem Cockpit entsteht. Damit ist der Bau eigentlich vollendet, es gibt jedoch noch Hinweise für die Verspannung mit Antennen. Sinnvollerweise sollte man sie aber erst zum Schluss nach der Lackierung anbringen:
Die Lackierungs- und Markierungshinweise beginnen mit Möglichkeit A ist eine Maschine der japanischen Heeresluftstreitkräfte vom Beginn des Jahres 1939 im Einsatz in der Mandschurei. Die Oberseitentarnung besteht hier aus einer gelbbraunen Basis mit umfangreichen braunen und grünen Streifen und Flecken:
Die Möglichkeit B ist eine Maschine aus dem Spanischen Bürgerkrieg. Die Oberseitentarnung ist hier aus einem eng verschlungenen Mix aus Grün auf Gelbbraun als Untergrundlackierung ausgeführt:
In gleicher Oberseitentarnung mit Möglichkeit B mit etwas mehr gestreiftem Anteil präsentiert sich die Möglichkeit C der Königlich Italienischen Luftwaffe aus dem Herbst 1939:
Ich hatte ehrlich gesagt immer gedacht, die BR.20 sei ein kleines im Einsatz wenig erfolgreiches Bomberchen. Tatsächlich entsteht allerdings ein recht großer Bomber, der die Maße z. B. der He 111 oder der Ju 88 ohne weiteres erreicht bzw. sogar überschreitet. Die allgemeine Linienführung ist dabei wenig windschnittig. In Verbindung mit den chronisch leistungsschwachen zeitgenössischen italienischen Motoren blieb es jedoch gerade deswegen ein wenig leistungsfähiges Flugzeug. Das Flugzeug hat dabei allerdings einen irgendwie charmanten Stil, der durch die og. Lackierungen noch bestärkt wird.
Fazit
Die Lackierungen und die Markierungen sind bei dieser Ausgabe eine besondere Herausforderung und auch der Punkt, der den Kauf des Bausatzes überwiegend rechtfertigt. Die Qualität der Plastikteile ist dagegen schon arg aus der Zeit gefallen. Wer allerdings mit erheblichem Aufwand eine BR.20 in diesem Maßstab bauen möchte, hat an marktverfügbaren Bausätzen keine andere Wahl. Und das dürfte auch in Zukunft wohl so bleiben.
Also ist es ganz einfach: Wenn eine BR.20 im Quarterscale, dann nur diese. Eine ordentliche Modellbauerfahrung ist dabei allerdings in jedem Falle erforderlich. Die Anerkennung der Modellbaugemeinschaft ist dann dem erfolgreichen Erbauer gewiss.
Erhältlich direkt im Special Hobby online-shop.
Hermann Geers, Wietmarschen