Als unser heutiger Bausatz das Licht der Welt erblickte, waren viele unserer Leser noch gar nicht geboren – warum also nicht auch einmal einen „Oldie“ etwas näher unter die Lupe nehmen? Vielleicht können so einige jüngere Modellbauer sehen, was wir „Alten“ in unserer Jugend so zur Verfügung hatten …
Um konkret zu werden: Die FW 190 A-5/A-8/F-8, die wir heute besprechen wollen, wurde schon 1974 vom französischen Traditionshersteller HELLER in die Händlerregale gelegt (damals gab es tatsächlich noch in jedem Dorf Läden, die „Spielzeug“ anboten!) – ein Umstand, aus dem Heller auch bei dieser Neuauflage kein Geheimnis macht:
Unten rechts auf der Rückseite steht es klar und deutlich!
Kein marktschreierisches „NEW“, sondern nüchterne Offenheit! Danke hierfür!
Auf dieser Rückseite finden wir auch Farbangaben nach Heller und Revell sowie eine mehrsprachige kurze Historie – immerhin besser als nichts!
Der Karton hält übrigens noch Einiges parat – da wären zunächst einmal die möglichen Dekorationsvarianten …
… sowie ein Hinweis, dass man recyceltes Material bei der Produktion verwendet hat:
Die Geschäftsführung von Heller achtet schon seit einiger Zeit darauf, so weit als möglich nachhaltig zu sein!
Dazu gibt es noch, ebenfalls auf den Kartonseiten (innen) einige Tipps zum Umgang mit Bausätzen allgemein:
Nach eingehender Begutachtung der Verpackung stellt sich die Frage – Was ist denn eigentlich im Karton selbst?
Nun … lassen wir Bilder sprechen …
Zunächst der praktische Klappkarton samt Inhalt:
Alle Spritzlinge (mit Ausnahme der Klarsichtteile) lose im Karton – aber angesichts der Größe ist dies kein Drama – da kann eigentlich nichts herumrutschen und beschädigt werden.
Der Rumpf:
Erhabene Strukturen:
Die untere Tragflächenhälfte:
Auch hier finden sich allerorten erhabene Strukturen – typisch für die Siebziger Jahre:
Auch die variantenspezifischen Abdeckungen der Motorhaube und die Motorfront samt Lüfter – Stand 1974:
Der Gussrahmen für die oberen Tragflüchenhälften:
Nietreihen und erhabene Paneellinien wohin das Auge blickt:
Und zuletzt die restlichen Teile:
Hier fällt die recht grob gemachte alternative Bewaffnung auf:
Auch die Kleinteile sind Stand Mitte 1970er Jahre:
Nicht mehr wirklich „state-of-the-art“ – das Fahrwerk:
Die Reifen sind schlichtweg zu simpel und die Fahrwerkbeine spindeldürr und mit Formentrennnähten versehen!
Im Cockpit gibt es einige wenige Strukturen zu sehen:
Die Auswerfermarken beim Cockpitboden sollten entfernt werden!
Der recht einfach gehaltene Pilotensessel …
… wird mit Sitzgurten aus Decalmaterial etwas aufgewertet:
Wem die Schultergurte fehlen: Die sollen erst im 4. Bauschritt angebracht werden:
Eine durchaus gangbare Methode jenseits von Photoätzteilen und bei einer geschlossenen Kanzel auch akzeptabel.
A propos „Kanzel“ – die Klarsichtteile sind als einzige Bauteile separat eingetütet …
… und beherbergen neben der einfachen Kanzel (A-5) auch die Blasenhaube für die A-8 Variante:
Die Transparenz ist – gerade so erträglich:
Hier schlägt das sehr dicke Material doch voll durch!
Die hellertypische Bauanleitung folgt dem Original von 1974, wurde jedoch graphisch etwas aufgearbeitet:
Für die Markierungsvarianten …
… gibt es einen entsprechenden Decalbogen:
Die Nassschieber scheinen im mittlerweile üblichen Druckverfahren mit einer Trägerschicht AUF den Decals gedruckt zu sein. Der Vorteil: Man kann diese Trägerschicht nach dem Durchtrockenen einfach vorsichtig abziehen und zurück bleiben Markierungen, die wie aufgedruckt wirken!
Ein abschließendes Fazit fällt mir nicht leicht!
Erstens hat dieser Bausatz einen ganz gewaltigen Nostalgiefaktor – ich erinnere mich noch daran, wie ich als 10-jähriger Bub mit diesen Bausätzen nach der Schule meine Zeit „vertrödelte“ und einfach Spaß beim Bauen und Bemalen hatte! Nachmittags Fernsehen? Fehlanzeige! Das Programm begann ja erst um 17 Uhr! Und es gab nur drei Kanäle!
Zweitens muss man natürlich zugeben, dass diese Wiederauflage doch arg aus der Zeit gefallen erscheint: Erhabene Panellinien, recht einfach gemachte Details und ein fröhlicher Variantenmix lassen diesen Kit nicht mehr zeitgemäß erscheinen – zumal angesichts der Konkurrenz aus Großbritannien und vor allem Tschechien!
Demnach wird unser heutiges Besprechungsmodell nur noch für Nostalgiker von Interesse sein!
Sorry, aber wir bei Kitreviewsonline haben uns zur Aufgabe gemacht, EHRLICHE Reviews zu schreiben und keine Lobhudeleien!
Wer dennoch einmal einen Ausflug in die (seine eigene?) Vergangenheit wagen will – erhältlich ist die Focke Wulf bei Modellbau Universe.
Ich habe diesen Ausflug gewagt und werde davon demnächst berichten …
Dr. Michael Brodhaecker, Lingen