Im Mittelpunkt dieses Figurensets stehen sechs Figuren, die verschiedene Themen abdecken. Ein paar Ergänzungen gibt es auch noch …
Auf der Rückseite der Verpackung gibt es dann gleich die Zusammenbau- und Lackierungsanleitung für die Figuren und die zugehörigen Farbhinweise:
Die Farbhinweise decken ein breites Spektrum an Farblinien ab. Leider wird das bei anderen Herstellern immer mehr unüblich. MiniArt macht es da besser:
In der Verpackung gibt es die in Folie verschweißten (einmal auf, immer auf) Spritzäste und die Anleitung für die Zugaben, die auf der Kartonrückseite fehlt:
Insgesamt sind es sechs graue Spritzäste:
Beginnen wir gleich mal mit den angesprochenen Ergänzungen/Zugaben in Form von zwei Spritzästen für Benzinfässer und Kanister zu unterschiedlichen Zwecken:
Wir haben ein größeres Set für diese Fässer mit diesen Ästen bereits hier vorgestellt und können darauf verweisen:
https://www.kitreviewsonline.de/fuel-oil-drums-1930-50s-in-148-von-miniart-49007/
Die Kanister haben wir in einer anderen Anordnung am Ast hier vorgestellt:
https://www.kitreviewsonline.de/oil-petrol-cans-1930-40s-in-148-von-miniart-49006/
Hier gibt es allerdings keine Decals. Für die Verwendung in Dioramen mit Thema Achsentruppen in Nordafrika ist das allerdings nicht unbedingt problematisch, zumal die wichtigsten Kennzeichnungen wie im Original erhaben dargestellt sind. Die Anleitung ist daher völlig ausreichend:
Kommen wir nun zum Hauptthema, den Figuren und zuerst mal zu den italienischen Piloten, für die im Set Teile für zwei unterschiedliche Figuren vorhanden sind. Hier die Anleitung für beide:
Sie sind also sehr anschaulich in unterschiedlichen Posen schon mit Kopfhaube und in einteiligem Fluganzug bzw. dazu mit Lederjacke dargestellt, somit wohl bei der letzten Flugvorbereitung. Nach meiner Einschätzung dürften sie als Bomberpiloten z. B. bei einer FIAT BR.20 sehr gut zu verwenden sein.
Die Einzelteile für diese beiden Figuren befinden sich am Ast A und machen auf den ersten Blick einen ganz guten Eindruck:
Bei näherem Blick zeigen sich allerdings doch einige Grate und auch scharfe Kanten an Stellen, an die sie eher nicht hingehören. Es ist hier Nacharbeit in erheblichem Umfang erforderlich:
Die beiden deutschen Pilotenfiguren sind in eher lässigen Posen darzustellen. Dem Piloten in kurzer Hose und mit aufgekrempelten Ärmeln ist scheinbar immer noch warm. Jedenfalls hat er wohl noch Durst, dem er mit einem ordentlichen Schluck aus der Pulle abhelfen möchte. Der zweite Pilot in geschlossenem zweiteiligen Fliegeranzug ist dagegen dabei, sich eher mit fester Nahrung zu versorgen. Etwas skeptisch schaut er dazu auf die zugeteilte Konservendose. Vielleicht gibt es ja „Alter Mann“? (Die häufig gelieferte italienische Verpflegung hatte nicht nur einen schlechten Ruf, sondern auch noch den Aufdruck AM für „Administratione Militare“, was zu dieser Bezeichnung verballhornt wurde)
Wie dem auch sei, es sind lebendige und nur selten zu findende Darstellungen. Zu jeder Art von Luftwaffenflugzeugen passend:
Beide Figuren entstehen jeweils aus einem Rumpfoberteil, den Armen, einem Kopf und zwei Teilen für den unteren Rumpf und die Beine/Füße. Alle Teile sind dazu am Spritzast F versammelt:
Die Ausführung des Spritzgusses kommt hier etwas besser daher als bei den Italienern. Die Auszeichnungen sind hier mit angegossen und müssen mit feinstem Pinselstrich lackiert werden:
Aber auch hier ist Kritik angebracht: Wieder ist (diesmal etwas weniger) an Spritzgrat vorhanden. Man kann sich allerdings glücklich schätzen, dass sie nicht das Ausmaß der Grate an den Angussstreben ausnehmen. (Ob dies ein Hinweis auf nicht sauber geschlossene Formen ist?). Die Waden bei dem kurzbehosten Piloten sind darüber hinaus etwas knubbelig:
Die Gesichter sind ganz brauchbar mit jeweils offenem Mund, da bei der Nahrungsaufnahme abgebildet. Beide Köpfe sind allerdings schon sehr ähnlich:
Die beiden weiteren Figuren stellen dann italienische Soldaten dar, die keine offensichtliche Funktion in Verbindung mit der Fliegerei haben. Der eine Soldat hat einen Spaten bei der Hand, der andere ein Gewehr geschultert und eine offensichtlich deutsche Jacke und Ausrüstung:
Die Spritzgussteile für diese beiden Figuren sind an den Ästen C und D platziert. Hier sind auch einige Ausrüsttungsteile einzeln vorhanden:
Abgesehen vom den auch hier vorhandenen Gussgraten machen die Teile für die Oberkörper hier einen ganz guten Eindruck, insbesondere bei dem Gewehrträger ist z. B. das Koppelzeug gut dargestellt:
Dagegen zeigen auch die weiteren Teile die oben schon besprochenen Schwächen:
Leider liegen dem Set keine Decals bei, so dass man die Uniform- und Dienstgradabzeichen ebenso wie die Einheitswappen und Ausrüstungsgegenstände wie z. B. den Kompass am Gürtel, die für die Verwendung von Decals prädestiniert sind, selbst lackieren muss. Hier könnte MiniArt noch besser werden.
Fazit
Feine Nachbildungen mit vielfältigen Möglichkeiten hat sich MiniArt damit vorgenommen. Die technische Umsetzung erfordert dann aber doch eher ungewohnt viel Aufwand für diesen Hersteller. Alle sechs Figuren wollen auch nicht so recht als Gruppe zusammenpassen, da ihnen über den gemeinsamen großen Einsatzort hinaus nach meiner Einschätzung ein verbindendes Thema fehlt. Für kleinere Gruppen oder Einzeldarstellungen sind die Ideen jedoch vielversprechend.
Insgesamt fällt dieses Set in Anbetracht der bisherigen Güte in der Spritzqualität leider klar in Richtung Mittelmaß ab. Das muss an dieser Stelle deutlich ausgesprochen werden. Hoffentlich bleibt es ein einmaliger Ausrutscher.
Erhältlich bei Modellbau König.
Hermann Geers, Wietmarschen