Die Grigorovich IP-1 gehört nun nicht gerade zu den Ikonen der Luftfahrt und nur ausgewiesene Kenner der Materie wissen damit etwas anzufangen.
Dank des ukrainischen Herstellers AVIS könne wir Modellbauer seit einiger Zeit eine Miniatur in 1:72 dieses bemerkenswerten Flugzeuges erstellen …
Zum Vorbild:
Die Grigorowitsch IP-1 (IP = Истребитель Пушечный = Jäger mit Kanone) basierte auf dem Jäger Grigorowitsch I-Z und war ein recht robuster Tiefdecker aus Aluminium und Stahl. Was die Maschie jedoch so erwähnenswert macht, war ihre Bewaffnung:
Zwei unter den Tragflächen befestigte rückstoßfreie 76mm Kanonen! Zusätzlich verfügte der Kanonenjäger noch über zwei Schkas MGs.
1934 zum ersten Mal geflogen, wurden die Serienexemplare jedoch statt der 76mm Kanonen mit zwei 20mm Schwak-MKs sowie sechs weitere Schkas-MGs in den Tragflächen verbaut. Zwischen 1936 und 1937 wurden insgesamt nur ca. 90 IP-1 gebaut.
Doch nun zurück zum Bausatz:
Die vier grauen Gussrahmen beherbergen einen überraschend gut gespritzten und fast (aber leider nur „fast“!) gratfreien Bausatz.
Angesichts der tatsache, dass wir es hier mit einem short-run-Podukt à la A-Model zu tun haben, überrascht die gute Verarbeitung schon – wenn auch positiv!
Wie man gut sehen kann, sind die beiden Rumpfhälften im Inneren quasi leer …
… können dafür aber mit filigran versenkten Blechstößen sowie sehr zurückhaltend wiedergegebenen Nietreihen punkten:
Propeller, Trennwand zwischen Motor und Cockpit sowie der Sternmotor selbst sind durchaus zufriedenstellend gemacht:
Der Spritzling für die Tragfläche sowie die beiden Höhenruder weist ebenfalls eine sehr zurückhaltende Nietstruktur auf. Teilweise derart zurückhaltend, dass einzelne Niete regelrecht verschwinden:
Der dritte Gussrahmen enthält dann alle Teile für das Räderfahrwerk, den Pilotensitz und das Instrumentenbrett sowie die beiden rückstoßfreien 76mm Kanonen:
Für das absolut glatte Instrumentenbrett ist ein kleines Decal vorgesehen:
Der letzte Spritzling beherbergt dann die Teile für das Skifahrwerk:
Abschließend sei noch der transparente Rahmen mit der winzigen Windschutzscheibe erwähnt:
Mit den beiliegenden Nassschiebebildern lassen sich zwei Markierungen der sowjetischen VVS verwirklichen:
Die Bemalungsanleitung gibt leider nur generische Farbnamen wie „Light Blue“ oder „Light Grey“ an, ohne die Farben näher zu konkretisieren – hier ist dann schon Eigeninitiative des Modellbauers gefragt!
Die Bauanleitung ist leider nur Schwarz/Weiß auf qualitativ etwas minderwertigem Papier gedruckt – aber immerhin bekommen wir Modellbauer einen ganz guten historischen Überblick zu Vorbild:
Der eigentliche Bau sollte niemanden mit etwas Erfahrung in der Verarbeitung von short-run-Bausätzen vor unlösbare Probleme stellen und die Montageanleitung ist, was die Teileplatzierung angeht, angenehm eindeutig:
Fazit:
Es ist der einzige derzeit erhältliche Spritzguss-Bausatz der IP-1 und hat alleine schon deshalb keine Konkurrenz zu fürchten – unter den Blinden ist der Einäugige König!
Es ist aber auch ein short-run-Bausatz der besseren Sorte und ein recht gut baubarer dazu!
Ich werde demnächst noch einmal gesondert auf den Bau eingehen …
Dr. Michael Brodhaecker, Lingen