Nach unserer Vorstellung der Grunau Baby von Special Hobby wollen wir nun auch einen Blick in die Schachtel von FLY werfen …
Nach dem Öffnen der etwas unpraktischen Faltschachtel …
… kommt eine (zu kleine!) Tüte mit allen Teilen für unseren kleinen Segler zum Vorschein:
Die Tragfläche ist einteilig ausgeführt, was Zeit beim Verkleben spart – allerdings hat sie einige recht dicke Angüsse, die dann wieder Zeit beim Versäubern benötigen:
Die Strukturen sind ganz in Ordnung, können jedoch mit der Konkurrenz von Special Hobby nicht ganz mithalten:
Ausserdem findet man an den Hinterkanten etwas Gussgrat – nix Dramatisches, aber eben einen Tick „schlechter“ als die Konkurrenz!
Der Spritzling mit den beiden Rumpfhälften und den restlichen Teilen:
Auch die Rümpfe fallen im Vergleich zu Special Hobby etwas ab:
Die restlichen Teile sind ebenfalls nur „ganz ok“:
Und auch die Struktur von Höhen- und Seitenruder sind ok, aber kein Vergleich zu Special Hobby:
Vielleicht liegt es aber schlicht am verwendeten beigen Plastik – grau schaut einfach „besser“ aus, sofern es kein short-run ist: Da hilft dann auch die Polystyrolfarbe nicht!
Die Ätzteile dagegen sind das große Plus dieser Ausgabe:
Zusammen mit dem Acetatfilm ermöglichen sie eine sehr gute Detaillierung des Cockpits:
Apropos „Acetatfilm“: Die Windschutzscheibe ist leider ebenfalls nur mit diesem Material umsetzbar – eine Spritzgusswindschutzscheibe wäre da besser gewesen – wieder ein Pluspunkt für die Konkurenz!
Die Bauanleitung ist völlig ausreichend – die Farben sind leider nur mit generischen Bezeichnungen wiedergegeben:
Bei den Decals ereilt den unvorsichtigen Käufer mitunter eine unliebsame Überraschung: Auf der Schachtelrückseite sind eine Unmenge von Dekorationsmöglichkeiten gezeigt:
In der Schachtel findet sich dann jedoch nur eine einzige Markierungsvariante – in unserem Fall die RAF-Version:
Das liegt wohl daran, dass sich der Inhaber von FLY, Jiri Válek, darauf beschränkt hat, nur eine Box produzieren zu lassen, die dann für alle Versionen verwendet wird. Und wenn man genau hinschaut, sieht man auf der Rückseite auch jeweils die unterschiedlichen Artikelnummern!
Vorsicht also, welche Dekorationsvariante man kaufen möchte!
Auch hier hat Special Hobby mit den eindeutigen Verpackungen die Nase vorn!
Ein abschließendes faires Fazit fällt zu Gunsten der Konkurrenz von Special Hobby aus:
1. Die Details sind bei FLY etwas unschärfer
2. Die Steuerflächen sind bei FLY nicht separat ausgeführt
3. Die Cockpitverglasung ist bei FLY nur als transparenter Film vorhanden – bei Special Hobby erhalten wir hier einen kompletten transparenten Einsatz
4. Die Befestigungen der Tragflächen- und Höhenruderverstrebungen sind bei FLY mit Photoätzteilen ausgeführt – da ist die Klebeverbindung bei Special Hobby schon wesentlich stabiler!
4. Die etwas verwirrende Schachtelpolitik bei FLY ist ebenfalls eher negativ
Der große Vorteil (zumindest für mich) besteht in der einteiligen Tragfläche: Das spart Zeit – Versäuberungsarbeiten fallen durch die vielen dicken Angüsse dennoch an!
Wenn ich die Wahl hätte, würde ich Special Hobby eindeutig bevorzugen. Aber ich überlege, die Ätzteile von FLY für meine Special Hobby Grunau Baby zu verwenden …
Und da ich die FLY Grunau Baby mittlerweile schon gebaut habe, kann ich mit Überzeugung schreiben:
Ein schöner Bausatz mit einigen winzigen Hürden (insbesondere die Windschutzscheibe, deren Verklebung mehr als knifflig war und die photogeätzten Beschläge sämtlicher Strebenanschlüsse, die dadurch entweder seeehr instabil sind oder mit Sekundklebergel „festgepappt“ werden – dann geht jedoch die Filigranität flöten!).
Wäre es der einzige auf dem Markt, dann uneingeschränkt „Daumen hoch“!
So bleibt leider nur der zweite Platz!
Interessant auch, dass ein weiterer tschechischer Hersteller von meistenteils Kleinserien-short-run Bausätzen die FLY Grunau Baby mittlerweile auch in seinem Programm hat – mit einer einzigen Änderung: Jetzt liegen zwei unterschiedliche Windschutzscheiben in Plastik bei. Ansonsten ist es definitiv der gleiche Bausatz!
Erhältlich bei Modellbau König.
Dr. Michael Brodhaecker, Lingen