Heller verstärkt die Kooperation mit Kinetic mit dieser Ausgabe weiter. Nach den Ankündigungen für das gerade begonnene Jahr ist damit auch noch lange nicht das Ende der Fahnenstange in dieser Hinsicht erreicht. Aber sehen wir erst mal in diesen Karton mit schönem dynamischem Deckelbild: …..
Auf der Rückseite gibt es wieder umfangreiche Informationen und ganz unten eine Farbvergleichsdarstellung von Heller- auf Revellfarben, die gerne eine Erweiterung auf weitere gebräuchliche Farbsysteme erhalten sollte:
An einer Kartonseite sind die (nur) zwei aus dem Bausatz möglichen Ausführungs-, Lackierungs- und Markierungsalternativen abgebildet, damit man sehen kann, was man bekommt:
Nach dem Öffnen sieht man das natürlich auch: Wir haben also die teilweise nochmals einzeln verpackten Kineticspritzäste in einem ordentlich gefüllten Plastikbeutel, den von Heller beigesteuerten Decalbogen, die Bauanleitung und als Zugaben eine Katalogübersicht über die aktuellen Angebote und eine kleine Karte mit der Deckelbildansicht und einigen technischen Daten in Art der bekannten Flugzeugquartettkarten auf der Rückseite:
Wie bereits geschrieben, steckt im Hellerkarton der Kinetic-Bausatz. Dieser stammt in seinen Grundzügen aus dem Jahre 2014, hat einige Wiederauflagen und Erweiterungen erlebt und ist auch die Grundlage für die Ausgaben von Wingman-Models gewesen. Der Inhalt ist auch nicht zu verwechseln mit den alten Heller-Bausätzen, die sich der kurznasigen Mirage III C/B widmeten und erstmals in 1979 herausgekommen sind.
Dieser Kinetic-Bausatz entspricht nicht der allerneuesten Kineticqualität aus der Goldserie, ist jedoch der beste zur Zeit verfügbare Bausatz für die Varianten der langnasigen Mirage III. Der Spritzast A enthält die fast vollständigen Rumpfhälften und auch die äußeren Triebwerkeinläufe:
Die Oberflächen zeigen die typische Ausführung der Kineticbausätze zum Zeitpunkt der ersten Herausgabe. Vertiefte Gravuren an den richtigen Stellen, allerdings mit gerundeten Kanten, die keineswegs die knackige Schärfe aktueller Neuausgaben der Spitzenhersteller erreichen. Also gute Qualität in der Ausführung, aber nicht mehr die aktuelle Spitzenausführung eines Neudesigns:
Ast B folgt dann mit den wesentlichen Teilen für die Tragflächen- und Unterrumpfkonstruktion:
Auch hier zeigt sich in der nahen Ansicht die oben beschriebene Qualität in der Ausführung:
An diesem Spritzast sind auch die Klappen an den Hinterkanten der Tragflächen und die Abdeckung für den unteren Hinterrumpf enthalten, die sich keineswegs verstecken müssen:
Spritzast C bringt uns dann kleinere Teile für Innen und Außen, die nicht alle benötigt werden. Da es in der Anleitung keine Übersicht über die Spritzäste gibt, gibt es auch keine Hinweise auf nicht benötigte Teile:
Hier gibt es sehr schöne Instrumentenbretter in verschiedenen Ausführungen:
Benötigt werden hier nur die Teile C16 und C17 alternativ für die RD oder die E Ausführung:
Auch die Fahrwerkklappen sind innen sehr ansehnlich, leider gibt es hier auch etwas Gussgrat:
Die Kleinteile für das Fahrwerk, die Fahrwerkklappen, für Sensoren und Antennen sowie kleine Instrumentenkästen im Cockpit sind ebenfalls gut gelungen:
An Ast D sind die Teile für die Luftansaugung zum Triebwerk, die Schubdüse und die Schleudersitze gut zu identifizieren. Daneben gibt es noch Fahrwerkklappen und Teile für die Räder:
Die Detaillierung ist auch hier auf einem guten Stand, so etwa für die Schubdüse und die erste Verdichterschaufel vorn am Triebwerk:
Für den Bugfahrwerkschacht:
Ebenso für Fahrwerkklappen und Schleudersitze:
Die Radfelgen gehören auch in diese Kategorie, hier ist jedoch die Konstruktion nicht mehr auf der Höhe der Zeit, da die Reifen aus zwei Hälften auf die Felge geklebt werden müssen:
Vom Spritzast E werden nur einige Teile benötigt:
An den größeren Teilen sind es hier die Cockpitwanne, die wohl eher sehr frei interpretiert worden ist:
Weiterhin ist es hier die untere Rumpbugabdeckung E3 für beide Varianten:
Im Karton gibt es dann drei kleine Spritzäste F, G und H mit unterschiedlichen Bugspitzen, die auf dem Niveau der anderen Rumpfteile ausgeführt sind:
Ast F wird gar nicht benötigt, er ist für die Mirage V und deren Abwandlungen und Nachbauten vorgesehen und ist wohl immer in der Standardzusammenstellung von Kinetic drin. Benötigt wird dagegen Ast G mit den Teilen für die Aufklärernase der Mirage IIIRD:
Für die Mirage IIIE gedacht ist dann der Ast H mit der größeren Radarnase:
Der Ast mit den Klarsichtteilen trägt die Buchstaben J und K, ist also genaugenommen ein Doppelast:
Der Teil J liefert die zweiteilige Cockpithaube …
… und etliche Kleinteile z. B. für Positionsleuchten und Scheinwerfer:
Teil J ist dann für die Aufklärernase vorgesehen. Die Bauteile hier haben schon etwas von Glasbausteinen, da sie sehr kräftig ausfallen. Es bleibt nach der Montage hiervon allerdings nur sehr wenig sichtbar:
Obwohl die Haubenteile ebenfalls recht kräftig sind, fallen sie sehr klar und durchsichtig aus. Die Rahmung ist ebenfalls sehr gut wiedergegeben. Hier gibt es nichts zu meckern; eine Nachbehandlung ist – bis auf etwas vorhandenen Gussgrat – nicht notwendig.:
Für die Außenlasten gibt es eine ganze Reihe weiterer Spritzäste, die von Kinetic auch für Bausätze aus der sehr breiten Angebotspallette für diverse Mirage und verwandte Vorbilder genutzt werden. Mit den in zweifacher Ausführung zusammen gespritzt gelieferten Teilästen M, N, O, P und Q kommt schon ein erheblicher Teil davon auf den Basteltisch. Hier sind demgemäß auch einige Optionen vorhanden, die nicht zu den hier anstehenden Ausführungen der Mirage III passen, also in die Ersatzteilkiste wandern können:
Am Teilast M finden sich die Raketenkörper und Pylone für eine Bewaffnung mit zwei Matra Super 530 Luft-Luft-Raketen für mittlere Entfernungen in auch mittlerer Qualität. Die Verwendung in diesem Bausatz ist laut der Anleitung zu Recht nicht vorgesehen. Also ggf. Ersatzteilkiste:
Der Teilast N enthält dann Teile für eine AS.30 Luft-Boden-Rakete früher Ausführung mit Pylon. Diese ist in der Anleitung bei den Montagehinweisen vorgesehen, in den Beladehinweisen fehlt sie jedoch. Auf dem Deckelbild wird sie zentral unter der IIIE geführt. Die Ausführung ist hier etwas besser:
Am Teilast O gibt es dann eine Kombination für zwei Matra R 550 Magic Luft-Luft-Raketen für Kurzstrecken. Auch hier haut die Ausführung den Betrachter nicht gerade vom Sockel, als Mittelmäßig kann sie nach heutigen Maßstäben noch durchgehen. Diese Bewaffnung kann an beiden Bausatzvarianten (üblicherweise je eine an den äußeren Tragflächenpylons) verwendet werden:
Mit dem Teilast P gibt es Teile zur Montage eines Atlis-Zielmarkierers, die recht sauber ausgeführt sind. Auch dieses System wird in der Anleitung zu diesem Bausatz nicht erwähnt, da es zeitlich nicht zu den Ausführungen hieraus passt:
Der Teilast Q enthält dann jeweils einen großen Zusatztank, der häufige Verwendung bei Miragetypen und ihren Derivaten gefunden hat bzw. noch findet, aber aufgrund seines Widerstandes Überschallflüge ausschließt. Hier kann man mit der Ausführung ganz zufrieden sein. Wenn man diese Tanks hier nicht braucht, kann man sie ggf. auch für Hellers Mirage 2000 verwenden:
Die nächsten Äste Y und Z gehören zusammen, da sich die Teile für einzelne Bewaffnungsoptionen aus beiden Ästen zusammenstellen:
Aus beiden Ästen gibt es dann die schmalen Überschallzusatztanks. Diese sind eine sehr typische Ausstattung gerade an frühen Mirage:
Ebenso gibt es mit den Matra TK-500 diese Form der Tanks mit den Aufhängeschlössern für Bomben, die in dieser Art allgemein selten, aber ebenfalls typisch für frühe Mirage waren. Aus dem Bausatz gibt es allerdings keine Bomben hierfür:
Eine in der Konstruktion ebenfalls seltene, aber für die frühen Mirage typische Bewaffnung stellten auch die Matra JL-100 dar, bei der ein Werfer für ungelenkte Raketen und ein Zusatztank kombiniert wurden. Diese Kombination war ebenfalls wie bei den „Bombentanks“ ein Versuch, unter der beschränkten Anzahl der Aufhängepunkte eine möglichst große Vielfalt an Ausrüstung unterzubringen. Diese Bewaffnung gab es übrigens auch auf den Tragflächen saudischer EE-Lightnings, das würde schon etwas Besonderes sein! Hierfür gibt es auch noch einen Extrapylon:
Ebenfalls aus diesen Ästen gibt es zwei Matra 530 (ohne „Super“) Luft-Luft-Raketen mit Radarlenkung, die für die beiden Bausatzalternativen nicht eingeplant sind. Diese Raketen wurden in der Frühzeit der Mirage einzeln unter dem Mittelrumpf geführt. Sie erwiesen sich jedoch als arge Enttäuschung und wurden nicht allzu lange verwendet:
An Luft-Luft-Bewaffnung sind auch noch zwei wieder mittelmäßige AIM-9B Sidewinder mit einem gesonderten Pylon vorhanden, die in der Anleitung für die Bewaffnung enthalten sind. Soweit meine Informationen reichen, gab es diese Bewaffnung zwar bei internationalen Mirage III, nicht aber bei denen der französischen Luftwaffe. Insoweit ist sie für die beiden Bausatzoptionen nicht verwendbar:
Weiterhin gibt es kleine Raketenwerfer vom Typ LAU-32 für ungelenkte Raketen, die vermutlich überwiegend für Ausbildungszwecke Verwendung gefunden haben. Sie sind leider recht schlicht detailliert, an den Vorderseiten sind die äußeren Öffnungen einfach flach verschlossen:
Der letzte Spritzast aus dem Karton stammt dann wohl aus einer Zusammenstellung von Kinetic, die eigentlich nicht zu den französischen Mirage III gehört. Es gibt hier ein MER in der Art der US-Luftwaffen und dazu eine volle Beladung mit sechs gebremsten Snakeeye-Bomben:
Die Ausführung ist auch hier nur auf mittlerem Niveau. Die Flächen am Heck der Snakeeyes sind sehr dick, hier haben allerdings fast alle Spritzgusshersteller Probleme:
Insgesamt sind die Tanks und die Bewaffnungsoptionen schon sehr umfangreich, aber auch von stark schwankender Qualität. Schlussendlich kann man jedoch aus dem Bausatz für jede der beiden Markierungsoptionen eine qualitativ gute Auswahl zusammenstellen. Z. Bsp. für die IIIE mit Schwerpunkt auf eine Jägerbewaffnung mit Überschalltanks oder für die IIIRD mit den großen Tanks bzw. einer Jabo-Bewaffnung.
Der Decalbogen macht von der Ausführung her wieder einen ganz hervorragenden Eindruck. Er enthält die großen Markierungen für die beiden vorgesehenen Ausführungen. Kleine Markierungen mit Wartungshinweisen und Gehwegmarkierungen und „Betretungsverboten“ sind ebenfalls vorhanden. In welchem Maße diese vollständig sind, konnte ich nicht feststellen. In jedem Falle sind keine Decals für die Instrumentenbretter vorhanden. Das ist bedauerlich. Insgesamt überwiegt jedoch der positive Eindruck:
Die Anleitung nimmt auf dem Deckblatt wieder den Bausatzkarton auf, wiederholt die sechssprachigen Erläuterungen von der Kartonrückseite, liefert nochmals Farbhinweise (jedoch nur aus dem Hellerprogramm) und zeigt nochmals die Seitenansichten für die beiden Markierungsoptionen:
Dem folgt die ursprüngliche Kinetic-Zusammenbauanleitung die mit dem Rumpfinneren beginnt und dann zu den Lufteinläufen übergeht, die in der üblichen Art wie auch bei anderen Herstellern konstruiert sind:
Die Tragflächen mit dem durchgehenden Unterrumpf sind einfach zusammenzubauen:
Die Vervollständigung mit weiteren Anbauteilen ist überschaubar:
Es folgen dann die Hinweise zum Zusammenbau der empfohlenen Tanks bzw. Bewaffnungsoptionen:
Und die Beschreibung der Anbringepunkte hierfür. Hier folgen auch noch die restlichen Hinweise für die Anbringung der Ruder und Klappen (wahlweise in oberer oder unterer Stellung) an den Tragflächenhinterkanten und der Abdeckung der Anlenkungen dafür, die teilweise mit Pylonen für die äußere Raketenbewaffnung kombiniert werden können:
Für die Lackierung und Markierung gibt es dann zwei Seiten mit vollständigen Vier-Seiten-Ansichten. Die Farbhinweise hier sind wieder nur für Farben aus dem Hellersortiment ausgelegt, teilweise sollen Farben auch angemischt werden.
Die erste Realisierungsmöglichkeit aus dem Bausatz ist eine Jäger-/Jagdbomerausführung im Metallfinish der frühen Lackierungsausführung. Die hierfür typischen roten Flächen hinter dem Cockpit auf dem Rumpfrücken, an den Triebwerkeinläufen, den oberen Tragflächenvorderkanten und auf den oberen Luftbremsen sind als Decals vorhanden, so dass diese teilweise anspruchsvollen Flächen nicht abgeklebt und lackiert werden müssen. Die Staffelmarkierung am Seitenleitwerk ist recht attraktiv, so dass es schönes Vorbild gibt:
Die zweite Möglichkeit ist dann ein Aufklärer mit beschränkter Luft-Boden-Einsatzkapazität in der späteren Lackierung mit Tarnfarben:
Als Fazit bleibt festzustellen, dass im Karton der beste zur Zeit verfügbare Bausatz der langnasigen Mirage III Varianten steckt. Insoweit hat Heller eine gute Wahl getroffen. Das dieser Bausatz Licht und leider auch an einigen Stellen Schatten hat, ist dem ersten Erscheinungsjahr geschuldet, in dem er allerdings sehr dankbar aufgenommen wurde. Die Ausstattung ist in diesem Rahmen sehr umfangreich und es kann einiges für andere Bauprojekte an die Seite gelegt werden. Der Bausatz wird für unter 50 € angeboten und ist damit teilweise sehr deutlich günstiger zu haben als die Ausgaben aus Korea. Insoweit ist es unter Preis-Leistungs-Aspekten das beste Angebot. Wer also ein Faible für einen der schönsten Jets hat, die jemals gebaut wurden, ist zu einem Kauf gut beraten. Auch Anfänger können sich diesen Bausatz ohne weiteres zutrauen.
Erhältlich bei Modellbau Universe.
Hermann Geers, Wietmarschen