Beim alljährlichen Weihnachtswichteln unseres Clubs packte ich einen Bausatz aus, bei dessen Anblick ich erstmal ein erstauntes „Was ist denn das?“ von mir gab!
Was das ist?
Lest einfach weiter …
Doch bevor wir einen Blick in die praktische und stabile Box werfen …
… zuvor einige Zeilen zu diesem doch sehr ungewöhnlichen Fahrzeug:
Der Typ 4 Ka-Tsu war ein amphibischer, mit einem Kettenlaufwerk versehener Truppen- und Materialtransporter, der aufgrund einer Ausschreibung der kaiserlich-japanischen Marineleitung im Jahre 1943 entstand:
Im Verlauf der Landungsunternehmen des Jahres 1942 musste das japanische Militär feststellen, dass es einbe logistische Lücke beim Heranführen von Truppen und Material gab und so forderte man einen schwimmfähiges Gleiskettenfahrzeug. Der Ka-Tsu verfügte über eine minimale Panzerung des Fahrstandes von gerade einmal 10mm und sein 120 PS schwacher Motor konnte das 16 Tonnen schwere Fahrzeug auf gerade einmal 8 km/h „beschleunigen“ – ein ideales Ziel für jeden Verteidiger und ein schwimmender Sarg für die Besatzung bzw. die damit transportierten Soldaten!
Ein auffälliges Konstruktionsmerkmal war der (zumindest theoretisch!) wasserdichte Motorraum: Das sollte einen möglichen Transport mit einem U-Boot gewährleisten – so verrückt das auch klingen mag: Genau diese Fähigkeit verhalf dem Ka-Tsu zu einer gewissen Aufmerksamkeit, als die US-amerikanische Flotte ihre Ankerplätze inmitten von korallenriff-bewehrten Atollen wählte, die für Angriffe mit U-Booten unüberwindlich waren.
Hier setzt nun die wahrhaft verrückte Planung der japanischenMarineleitung ein:
Die amerikanische Flotte konnte nach der Eroberung diverser Atolle (Eniwetok, Kwalajein und Majuro) ihre Schiffe, und insbesondere die Flugzeugträger, hinter den Korallenriffen sicher vor Anker bringen, da japanische U-Boote dort nicht durchdringen konnten.
Deshalb hatte man die Idee, den theroetisch tauchfähigen Ka-Tsu mittels U-Booten VOR den Korallenriffen abzusetzen. Der Ka-Tsu sollte dann über die Riffe fahren und seine beiden Torpedos auf die vor Anker liegenden Flotteneinheiten abfeuern!
Allerdings war der Typ 4 Ka-Tsu derart langsam (zumal mit einer Torpedobeladung) und seine Motoren machten einen Höllenlärm, sodass ein unbemerktes Heranschleichen unmöglich erschien.
Dazu kam noch, dass das Laufwerk derart störanfällig war, dass die Ketten beim geringsten Kontakt mit den Riffen abfielen.
Und auch das Tauchen auf dem Rücken der U-Boote war mit Mängeln behaftet: Die Versiegelung des Motorraumes war mangelhaft und es drang wiederholt Wasser ein!
Anfang Mai 1944 wurde dieser ohnehin verrückte Plan dann fallengelassen – der Ka-Tsu war schlicht ungeeignet!
Insgesamt wurden nur 49 Exemplare des Typ 4 Ka-Tsu produziert.
Hier findet man weitere Inforationen zur Operation Yu-Go.
Zurück zum Bausatz …
Die Panzerwanne bzw. der Schwimmkörper des Ka-Tsu ist einteilig ausgeführt:
Das kommt einer stabilen und schnellen Montage natürlich sehr entgegen!
Die nächsten beiden Spritzlinge enthalten die Laufwerkkomponenten sowie die beiden einteiligen Torpedos:
Hier nocheinmal der Spritzling:
Die Teile sind fein detailliert und versprechen Bauspaß pur – keine großartigen Versäuberungsarbeiten:
Die in Segmenten aufgeteilten Ketten …
… sind sehr schön detailliert – innen wie außen:
Der dritte Teileträger mit dem Deck des Ka-Tsu, dem Führerstand sowie den Antriebswellen:
Das Deck schaut wirklich ansprechend aus:
Dazu gibt es noch einen kleinen Ätzteilebogen:
Die Bauanleitung schweigt sich leider komplett über das Vorbild aus – in ihrer Machart erinnert sie graphisch stark an Dragon-Anleitungen:
Zwei Farbvorschläge finden sich am Ende:
Fazit
Bislang wusste ich gar nicht, dass es diesen amphibischen LKW/Torpedoträger überhaupt gab – und nun bin ich schon ganz unruhig und kann es kaum abwarten, diesen Exoten zu bauen.
Bei einem Preis um die 20 Euro und je nach Verfügbarkeit sollte jeder Modellbauer mit einem Hang zu exotischen Vorbildern hier zugreifen!
Dr. Michael Brodhaecker, Lingen