Eine Neuheit? Ja und nein. Wir können sehr schöne, ungewöhnliche Ju’s bauen, die sowohl bei den Achsenmächten als auch bei den Alliierten im Dienst standen und bekommen neue Teile. Schauen wir mal genauer hin ..
Zum Original
Die Junkers Ju 87 D war die meistgebaute Version der „Stuka“. Besonders fallen die aerodynamischen Verbesserungen an Kühlern und Cockpithaube auf. Die hier darstellbare D5-Variante war die erste mit der um 1,2 m vergrößerten Spannweite. 1488 Stück wurden zwischen Mai 1943 und September 1944 gebaut und überwiegend von der deutschen Luftwaffe eingesetzt. Es gab aber auch Ausnahmen, von denen wir uns heute auch eine anschauen.
Was ist in der Schachtel?
Im großzügigen, stabilen Stülpkarton befinden sich sechs graue und ein klarer Spritzling, Dazu eine kleine Ätzteilplatine, ein gut gedruckter Decalbogen und eine mehrfarbige Bauanleitung, die auch noch Auskunft über die Originale gibt. Sehr gut!
Die Spritzlinge sind in, teils wiederverschließbaren, Plastikbeuteln verpackt. Schaut man genauer hin, entdeckt man den Academy-Bausatz der Ju 87G-1/2 von 2002, der schon in acht Ausführungen von Academy und Modelist erschienen ist. Special Hobby macht daraus auch keinen Hehl. Es ist deutlich zu auf den Spritzlingen zu lesen. Spritzling C wird für die D-Version nicht benötigt und kann gleich in die Ersatzteilkiste wandern.
Das Highlight ist aber der Spritzling X, der in einer dunkleren Farbe gespritzt ist. Er ist neu und enthält alles, was wir brauchen um aus dem Panzerknacker einen Bomber zu bauen. An zwei Stellen sollen wir daher zur Säge greifen, um die Academy-Teile zu ändern.
Doch es geht noch weiter: Es gibt auch noch feinere Cockpitteile, ein neues Ruder und neue Fahrwerkteile ohne Sirene. Gerade letzteres ist besonders gut. Denn beim Originalbausatz sind die „Beinchen“ um ca. 2 mm zu kurz, was deutlich auffällt:
Der direkte Vergleich zeigt auch, dass die neuen Teile besser ausgeführt sind, wenn auch der Balg in der Mitte immer noch sehr symmetrisch ausfällt. Wer will kann hier nacharbeiten:
Wer es, wie ich, ganz genau nimmt: Das Fahrwerk zeigt die Auslenkung der am Boden abgestellten Maschine. Ich habe mal versucht, die unterschiedlichen Längen aus den Originalbildern herauszumessen. In der Luft federt das Hauptfahrwerk um bis zu 0,5 mm aus. Bei voller Last federt es um bis zu 0,6 mm ein. Für die allermeisten unter uns ist das im Toleranzbereich. Wer es supergenau nimmt kann das auch umsetzen, da die Fahrwerksteile auch einzeln am Spritzling zu finden sind.
Das gezeigte Reifenprofil ist hübsch. Ich konnte es aber auf keiner Aufnahme einer „Dora“ finden. Alle mir verfügbaren Bilder zeigen glatte Reifen. Vielleicht erbarmt sich ja ein Zubehörhersteller.
Das neue Seitenruder ist fast gleich wie das Originalteil. Nur die Gravuren und die hintere Schräge unterscheiden sich etwas. Die großzügigeren unter uns werden das neue Teil wohl nicht verbauen, außer sie wollen das Ruder ausgelenkt darstellen:
Einige Teile am neuen Spritzling werden nicht gebraucht, was auf weitere Versionen schließen lässt.
Im Vergleich mit den Fotos und den Plänen im Heft „Junkers Ju 87 „Stuka“, the D-Variant of the Luftwaffe Dive Bomber“ von AirDOC (ISBN 978-3-935687-48-5) …
… sehen die Teile recht stimmig aus. Auch die Detaillierung ist schön. Nur das Zwillings-MG MG81Z (Teil A6) schwächelt. Im Internet liest man, dass bei einigen Bausätzen eine Fischhaut zwischen der unteren Tragfläche und den Querrudern zu finden ist. Bei mir ist alles prima. Aber so eine Stelle ist auch einfach zu entgraten.
Die Klarsichtteile sind sehr gut ausgeführt. Wir können die Haube offen oder geschlossen darstellen:
Ich empfehle, sich die Masken von Special Mask für das „Gewächshaus“ der Kanzel zuzulegen. Es sind doch recht viele Streben:
Die sinnvollen Ätzteile werten den Bausatz weiter auf:
Gerade Gurte, Sturzflugbremsen und die Flächen an den Bomben sehen deutlich besser aus, als gespritzte Teile. Letztere sind intelligent aufgeteilt, sodass man sie einfach ineinanderstecken und ausrichten kann. Auch weniger geübte dürften damit ein gutes Ergebnis erzielen.
Hier noch die restlichen Spritzlinge aus den Academy-Formen:
Die farbenfrohen Decals sind sehr gut gedruckt:
Die Bauanleitung
An zwei Stellen ist die Bauanleitung nicht ganz klar:
Bei Step 9 wird das Klarsichtteil F6 verbaut. Es ist die Plexiglasabdeckung des Peilgeräts Peil G.IV, welches der Navigation diente und ab der D-Version verbaut wurde. Laut Bemalungsanleitung wird es übermalt. Ich vermute aber, dass auch die Ju’s in fremden Diensten damit ausgerüstet waren und würde das Teil transparent lassen.
Die Cockpithaube kann erfreulicherweise offen oder geschlossen dargestellt werden. Bei offener Haube ist aber nicht ganz klar, wie die Teile angebracht werden sollen. Die Teile F4 und F2 sind fest und die Teile F3 und F4 werden nach hinten geschoben. Das Zwillings-MG A6 bleibt dabei fest stehen. Will man die Pilotenhaube F3 ganz öffnen muss oben die Nut für die Antenne ausgefeilt werden. Oder man kürzt die Antenne E5 etwas und klebt sie auf das Teil F3. Das ist einfacher.
Bemalungsvarianten
Kommen wir zu den darstellbaren Versionen, die sowohl auf deutscher Seite, als auch gegen Deutschland gekämpft haben. So kommen auch die Freunde der Alliierten zu einem besonderen Modell in ihrer Sammlung.
Die weiße 861 wurde 1943/44 von der königlich rumänischen Luftwaffe an der Ostfront eingesetzt. Diese erhielt insgesamt 90 Ju 87 D-3 und D-5. An der gezeigten Maschine fällt besonders auf, dass die deutschen Abzeichen mit einer dunklen Farbe überspritzt wurden. Auf Originalfotos ist dies deutlich zu sehen. Ob es ein sehr dunkles Grün oder eher Anthrazit ist, kann ich nicht sagen. Die Farbe ist auf jeden Fall dunkler als das RLM 70:
Es ist nicht ganz einfach, die übermalten Stellen symmetrisch hinzubekommen. Wer hat, kann ja Balkenkreuz-Decals anbringen und übermalen.
Die weiße OK-XAB kam im Frühjahr 1944 bei der slowakischen Luftwaffe zum Einsatz. Sie flog also zu diesem Zeitpunkt auf deutscher Seite. Nach Bauplan wurde sie dann auch beim Aufstand im August 1944 von den Aufständischen eingesetzt, fiel dann aber in deutsche Hände. Wie viele Ju 87 die Slowakei hatte weiß ich nicht:
Die schwarze B.706 der königlich ungarischen Luftwaffe, die im Sommer 1944 an der Ostfront zum Einsatz kam, ist die bunteste Maschine von allen. Sie fällt sicher in jeder Sammlung auf. Ungarn flog 34 D-5.
Besonders interessant finde ich die weiße 46 der königlich bulgarischen Luftwaffe, die 40 Ju 87 D-5 erhielt.
Die dargestellte Maschine flog nach dem 20. September 1944 gegen Deutschland, wie an den weißen Markierungen zu erkennen ist. Davor, auf deutscher Seite, waren das Rumpfband und die Markierungen an den Tragflächenspitzen gelb. Mit gelben Markierungen können wir die Maschine also auch der Achse zuordnen. Ob die Markierungen auch an den Tragflächenoberseiten waren konnte ich nicht eindeutig belegen. Vermutlich kamen sie später hinzu. Der graue Zusatzanstrich war möglicherweise auch schon in schon im Dienste der Achse angebracht, allerdings erst später.
Auch das kann ich nicht genau belegen, da ich nur gebauten Modelle und Abziehbildersätze mit dieser Bemalungsvariante gefunden habe, was ja nicht immer stimmt. Wenn ihr im Internet nach „Ju-87 Bulgarien“ sucht, werdet ihr fündig.
Zubehör
Da der Grundbausatz schon eine Weile am Markt ist, gibt es auch schon Zubehör: z.B. bietet Model Hobby unter der Nummer MH0017 ein geätztes Instrumentenbrett, Quickboost unter der Nummer QB 72 543 Resinsitze, Eduard unter 72401 ein Ätzteilset und unter CX144 Masken für das Academy-Modell. Die sollte auch passen. Special Mask bietet unter M72038 auch Abdeckmasken für Cockpit und Räder.
Fazit
Für unter 25 € bekommt man einen schönen Bausatz der Ju 87 mit Versionen, die man nicht oft sieht. Selbst Sammler von Modellen der Alliierten kommen auf ihre Kosten. Ich finde es eine gute Idee, einen vorhanden Bausatz mit neuen und korrigierten Teilen zu versehen. So bleiben die Entwicklungs- und Formenkosten im Rahmen und wir Modellbauer erhalten einen neuen, besseren Bausatz. Und die Grabbelkiste freut ich über einige Teile, die nicht gebraucht werden.
Und noch ein Tipp zum Schluss: Special Hobby kündigt mit dem Bausatz SH72458 „Junkers Ju 87D-5/N Night Attack Stukas“ eine Version an, die mit Flammendämpfern ausgerüstet waren. Diese sind nicht auf dem neuen Spritzling X zu finden sind. Wir dürfen also gespannt sein.
Erhältlich direkt bei Special Hobby.
Jürgen Crepin, SIM Stuttgart