1996 brachte der französische Traditionshersteller HELLER mal wieder ein heimisches Produkt, den Prototypen des neuen französischen Kampfpanzers Giat Leclerc (Nachfolger des AMX 30, den man ebenfalls im Programm hat) auf den Markt. Fast 30 Jahre später spendiert uns Heller nun eine aktuelle Wiederauflage dieses Kits …
Der aktuelle Bausatz beruht auf der Ausgabe von 2004, der damals variantenspezifische Bauteile für die tatsächliche Serienproduktion spendiert wurden und selbst das attraktive Deckelbild hat man übernommen.
Öffnet man den typischen gelben Heller-Karton …… kommen die Bauteile, die Bauanleitung und die Decals zum Vorschein:
Auf der Kartonrückseite gibt es einige Informationen zum Bausatz:
Und Obacht: Im Deckel befinden sich zwei Drähte für die Antennen:
Wir beginnen unsere Bausatzvorstellung ausnahmsweise mal mit dem kleinen transparenten Spritzling für die Optiken:
Glasklar, wenn auch ein wenig dick – aber da es sich ja um gepanzerte Optiken handelt, ist das kein wirklicher Minuspunkt!
Anlass zu Kritik liefert dann allerdings die nächste Baugruppe – die einteiligen Vinylketten:Wie man oben sehen kann, sind sie leider schon „ab Werk“ ein wenig verdreht, was die Montage zum Geduldsspiel werden lassen kann! Glücklicherweise haben die modernen Panzerketten keinen Durchhang, sodass man mit Vinylketten durchaus zu einem akzeptablen Ergebnis kommen kann.
Die Detaillierung der Ketten finden wir recht gelungen:
Zwar kein Vergleich zu aufwändigen Einzelgliederketten aus Resin, Zinn oder 3D-Druck, dafür aber auch wesentlich einfacher zu montieren!
Interessanterweise liegt dem Bausatz eine Ätzteilplatine für die Motorgrätlinge und die Befestigungen der Treibstofffäser bei:Eine dankenswerte Ergänzung!
Und nun kommen wir zu den Hauptbaugruppen unseres Leclerc.
Der Spritzling für den Turm, die Hauptbewaffnung und die Seitenschürzen:Alles sehr gut gespritzt – einzig die zweigeteilte Rohrbewaffnung wird einiges an Schleifarbeit erfordern – hier wäre u.U. und falls verfügbar ein einteiliges Aluminiumrohr zu empfehlen:
Der einteilige Wannenaufbau:
Sowie die ebenfalls einteilige Wanne selbst:
Das verspricht eine einfache und stabile Montage der Hauptbaugruppe des Panzers!
Die restlichen Spritzlinge sind solide und sauber ausgeführte Spritzgusstechnik der 1990er Jahre und brauchen sich auch vor modernen Teilen nicht zu verstecken.
Die Passgenauigkeit ist hier und da ein wenig verbesserungsbedürftig, aber insegsamt steht man auch als Anfänger vor keinen unlösbaren Problemen bei diesem Panzerbausatz.
An den beiden Figuren (Fahrer und Kommandant) …
… hat der Zahn der vergangenen 30 Jahre trotz Formenreinigung ein wenig genagt:
Gussgrate hier und da und ein zweiteiliger Oberkörper sind nicht mehr „state of the art“ – aber man kann bei ein wenig Fürsorge passable Besatzungsmitglieder daraus fertigen (zumal beim Fahrer: von ihm ist nachher nicht mehr viel zu sehen!).
Ein kleiner Decalbogen für die drei verschiedenen Bemalungsvarianten rundet den Bausatzinhalt ab:
Die für Heller typische Bauanleitung …
… beginnt auf den ersten beiden Seiten mit einer recht ausführlichen historischen Einführung in mehreren europäischen Sprachen:
Das ist gerade für Modellbauer wie uns, die von modernen Panzern so gar keine Ahnung haben, äußerst hilfreich!
Danke Heller, dass ihr die Modellbauer nicht im Walde stehen lasst!
Zur Bemalung des Leclerc empfiehlt Heller leider nur das eigene Farbsystem, für das am Ende der Bauanleitung eine ganze Seite Werbung reserviert wurde:
Die eigentliche Montage des Panzers wird auf 13 Seiten recht übersichtlich erläutert:
Wie gesagt: Für die Lackierung greift man entweder auf das Heller-System zurück oder sucht sich die geeigneten Farben aus dem „eigenen“ bevorzugten System heraus:
Aber Vorsicht: Bei den französischen Tarnfarben handelt es sich nicht um die „üblichen NATO-Farben“ – die Franzosen haben bei ihren Leclerc jeweils eine eigene Interpretation verwendet und man muss schon recherchieren, welche Farbtöne es nun exakt waren!
Fazit
Ein im Vergleich zu Tamiya recht preiswerter Bausatz dieses französischen Kampfpanzers, einfach zu bauen und jederzeit verfügbar.
Der Kit von Heller ist zusammen mit dem Tamiya-Bausatz derzeit die einzige Möglichkeit, den modernen Leclerc im Maßstab 1:35 zu bauen. Ob man nun Heller oder Tamiya bevorzugt, liegt am Modellbauer selbst und auch an der Größe seines Portemonnaies …
Erhältlich bei Modellbau Universe.
Heinz Behler (Photos) und Dr. Michael Brodhaecker (Text)