In unserer heutigen Kit-Archäologie wollen wir uns den ersten 1:35er Militärbausatz des französischen Herstellers HELLER etwas genauer anschauen …
Nach den Erfolgen mit 1:72er Militärflugzeugen (insbesondere der Heller Musée-Serie) war man in Trun bestrebt, auch auf dem 1:35er Militärmarkt Tritt zu fassen und einen Fuß in die Tür eines offensichtlich expandierenden Marktes zu bekommen.
Und wie das beim damals sehr innovativen Hersteller HELLER so war: Man brachte nicht EINEN, sondern gleich eine ganze Palette von modernen 1:35er Bausätzen auf den Markt:
Alles beginnt 1975 mit der Nummer 781: Ein AMX 13 cannon de 105;
noch im gleichen Jahr folgten dann:
No. 782 AMX 13 Automovant canon de 155;
No. 783 AMX 13 D.C.A. défense contre avions;
No. 784 AMX 13 Canon de 75;
No. 810 AMX 30 cannon de 105;
No. 811 AMX 30 DCA Défense contre avions.
Und noch im gleichen Jahr gab HELLER der Bundeswehr eine Chance:
Mit der Nummker 820 erschien 1975 der FLAKpanzer Gebard und unter der No. 822 dann der Leopard 1A2.
1976 führte man die moderne „französische Serie“ fort:
No. 786 Véhicule Chenille d´Accompagnement;
No. 787 Véhicule Transport de Blessés
Immerhin zehn neue Bausätze im Maßstab 1:35! Wenn das mal kein fulminanter Start war!
1978 erschien dann unser heutiger „Oldie“: Der Hotchkiss H 35 mit der 25mm PAK …
In der schon damals recht weitverbreiteten Stülpschachtel …… findet sich nach dem Öffnen – zunächst einmal eine Gummiampulle mit Plastikkleber samt einer Erläuterung zu deren Gebrauch:
Ich erinnere mich noch lebhaft daran, wie ich die Leimkapsel mit den Zähnen öffnete und sofort der gesamte Inhalt (eklig schmeckend!) im Mund landete! Hätte ich mal das kleine Beiblatt gelesen! Aber schon damals, als junger Kerl galt: Männer lesen keine Gebrauchsanleitung!
Selbst schuld!
Daneben findet sich ein kleiner Bogen mit den Markierungen für unseren Hotchkiss:Besonders clever: Das Deckel für das Turmdach (Nummer 1, links oben) ist bereits an drei Stellen eingeschnitten, damit es sich besser der Rundung anpasst!
Man sieht auch die bereits auf dem Decalbogen vorbereiten weiteren Versionen wie den Hotchkiss H 38 und H 39! Nur leider sind die nie als separate Bausätze erschienen!
Doch kommen wir endlich zu den Spritzgussteilen…
Der erste Spritzling No. 7 hat neben vielen filigran gespritzten Kleinteilen, auch zwei unterschiedliche Motorabdeckungen am Heck:
Der nächste Gussrahmen No. 8 beherbergt dann die prinzipiellen Teile wie Wanne, Kampfraumabdeckung, Laufrollen und Rollenwagen:
Der Gussrahmen 6 für den Turm (übrigens auch mit der langen 37mm Kanone ausgestattet!) ist mit „R35/H35“ markiert – ein Hinweis auf den Renault R 35, der ebenfalls von HELLER erschien:
Die beiden Ketten sind, wie damals üblich, als Stränge in Vinyl ausgeführt:Die Enden der beiden Stränge sollen ineinandergeschoben und bei Bedarf miteinander verschmolzen werden:
Ebenfalls für Hotchkiss und Renault zu verwenden: Der Spritzling 5 mit dem „pilote“ und dem „chef de char“:Diese beiden Figuren sind sehr gut detailliert und können, mit einigen altersbedingten Abstrichen, auch heute durchaus noch eine „gute Figur“ machen:
Nun fragt man sich zu Recht: Spritzlinge No. 5 bis 8 sind dem Panzer und seiner Besatzung vorbehalten – was aber sind die Gussrahmen 1 bis 4?
Auf der Verpackung ist sie ja schon abgebildet – die 25mm Panzerabwehrkanone samt Bedienung:
Dieser in weißem Polystyrol gespritzte Kit (Spritzlinge 1 bis 4!) war ursprünglich „nur“ als Zugabe für die französischen Panzer der Zweiten Weltkrieges gedacht, wurde aber kurz darauf auch als eigenständiger Bausatz verkauft.
Doch hierzu kommen wir später in einem gesonderten Review noch einmal …
Die Bauanleitung ist ein typisches HELLER-Produkt der 1970er Jahre – komplett in Schwarz/Weiß gehalten und sehr übersichtlich gestaltet:
Ich erinnere mich, dass wir damals mit diesen schnörkellosen Montageanleitungen auch als Anfänger prima zurecht kamen und auch solche „komplizierten“ Kits wie 35er Panzer recht problemlos zusammenbauen konnten!
Was soll man als Fazit schreiben?
Der Bausatz hat schon etliche Jahre auf dem Buckel und angesichts der mittlerweile fast unüberschaubaren Konkurrenz aus chinesischer Produktion ist der Heller-Kit allenfalls für uns Nostalgiker noch einen Blick wert – mit diesem „Weisst Du noch?“-Faktor können dann die modernen Bausätze aus China nicht mithalten! Wobei man zugestehen muss: Für die heutigen „jungen Bastler“ werden dann die Trumpeter- und Bronco-Kits den gleichen Nostalgieflash auslösen wie bei uns „Alten“ die HELLER-Bausätze!
Wer dennoch einen eigenen Eindruck vom Bau haben möchte – die aktuelle Wiederauflage von 2020 ist erhältlich bei Modellbau Universe.
Karsten Schulz (Photos) und Dr. Michael Brodhaecker (Text)