Am 2. November 1947 erhob sich ein bis dato gigantisches Flugbootl kurz in die Luft – die „Spruce Goose“ des genialen Howard Hughes …
Dieser Jahrestag und die Tatsache, dass sich zwei Bausätze dieses „Herkules“ in meinem Bestand fanden, waren Anlass genug, einmal in die beiden Kästen zu schauen.
Aber, wie so oft, ein paar historische Fakten vorweg:
Die eigentlich als HK-1 (für Hughes-Kaiser) bezeichnete „Spruce Goose“ war das Ergebnis von Überlegungen des Herstellers der berühmten Liberty-Schiffe, Henry J. Kaiser, wie man der drohenden U-Boot Gefahr bei Truppentransporten auf dem Seeweg entgehen könnte. Die Idee: Man baut eine Unmenge riesiger Flugboote als Truppentransporter. Bei der angenommenen Luftüberlegenheit der US-amerikanischen Streitkräfte schien das ein durchaus gangbarer Weg zu sein.
Da Kaiser mit der Konstruktion und dem Bau von Flugzeugen absolut nicht vertraut war, wandte er sich an Howard Hughes – ein innovativer Flugzeugfan, Regisseur und Pilot.
Nach einigen Vorverhandlungen mit der Bundesregierung erging im November 1942 ein Auftrag zum Bau von drei Großflugbooten an Hughes und Kaiser.
Voraussetzung war die Verwendung von für die laufende Kriegsproduktion nicht notwendigen Rohstoffen – weshalb man auf Birkenholz zurückgriff.
Kaiser zog sich schon bald von dem Projekt zurück und der verbleibende Howard Hughes nannte die „Spruce Goose“ in Hughes H-4 „Hercules“ um.
Es dauerte jedoch noch lange, bis das einzige verbliebene Exemplar fertiggestellt werden konnte:
Im Frühjahr war das Budget der Regierung aufgebraucht und offensichtlich verlor auch das Militär das Interesse an riesigen Flugbooten zum Transport von Truppen und Material.
Dennoch verfolgte Howard Hughes sein ehrgeiziges Projekt weiter und im Juni 1946 war die „Spruce Goose“ endlich fertiggestellt! Allerdings war der Krieg längst zu Ende und eine sinnvolle militärische (oder auch zivile!) Verwendung nicht mehr absehbar. Der exzentrische Hughes wollte jedoch offensichtlich der Welt beweisen, dass sein Riesenflugboot tatsächlich fliegen konnte: Am 1. November wurde die NX 37602 zum ersten Mal in Long Beach, Kalifornien, zu Wasser gelassen und am 2. November 1947 unternahm Howard Hughes, zusammen mit einem Co-Piloten, zwei Flugingenieuren, 16 Mechanikern sowie 7 Presse- und weiteren 7 Industrievertretern, zwei Rollversuche, die zufriedenstellend verliefen. Beim dritten Rollversuch hob die Maschine zu einem „Flug“ von anderthalb Kilometern Länge ab. Da die Flughöhe jedoch nur 20 Meter betrug, war dennoch die tatsächlich Flugtauglichkeit nicht nachgewiesen.
Nach diesem spektakulären „Hüpfer“ wurde die „Spruce Goose“ in einem Hangar eingelagert und ist seither nicht mehr geflogen. Sie dient als Ausstellungsstück und kann noch heute durch ihre gewaltige Größe beeindrucken.
Und jetzt öffnen wir den Karton:
Darin enthalten sind:
Die beiden auch in 1:200 noch riesigen Rumpfhälften …
… die im Inneren absolut NICHTS beherbergen:
Hinzu kommen vier Tragflächenhälften …
… die bei meinem Kit schon vom Vorbesitzer mit Tesafilm zusammengeklebt wurden:
Die Hälften von innen …
… und aussen:
Ein Gussrahmen mit den restlichen Bauteilen …
… sowie zwei Spritzlinge mit den Propellern:
Einige Teile haben sich schon gelöst, waren aber zum Glück separat vom Vorbesitzer beigelegt!
Dazu gibt es noch einen transparenten Gussast:
Ganz rechts die winzige Kanzel! Der Rest ist dem Displayständer gewidmet!
Die kleine Kanzel ist ordentlich transparent …
… und passt perfekt in die Aussparung:
Die Bauanleitung präsentiert uns auf der ersten Seite eine kurze Geschichte des Originals:
Die Bauanleitung ist angesichts der wenigen völlig ausreichend!
Auf der letzten Seite finden wir noch Werbung für ein Buch:
Zur Dekoration lagen drei Kennungen bei – mehr hatte auch das Original nicht aufzuweisen:
Die Nassschieber in meinem Kit stammen von Revell aus dem Jahre 1982 und auch die Bauanleitung aus Bünde lag noch bei:
Der ursprüngliche ENTEX-Bausatz erschien 1972 und 1982 gab es eine Neuauflage bei Revell in Deutschland. Die Formen wanderten dann mehrfach hin- und her. Mein zweiter Kit ist 1985 unter dem Minicraft-Label erschienen:
Aktuell kann man den Bausatz bei Modellbau König erwerben.
Wer mal was „Anderes“ auf seinem Basteltisch haben möchte, dem sei dieser Kit an´s Herz gelegt:
Der Bau geht schnell von der Hand (nur die Größe der Bauteile stellt eine Heraussforderung dar) …
… und macht immensen Spaß!
Dr. Michael Brodhaecker, Lingen