Dass auf Kitreviewsonline ab und an nicht nur brandneue Bausätze vorgestellt werden, sondern wir uns auch in der Reihe „Kit-Archäologie“ mit den Kits beschäftigen, die in unserer eigenen Jugend top-aktuell waren, dürfte den meisten Lesern bekannt sein.
Heute nehmen wir uns eines solchen „Oldies“ an, der sogar schon zu unseren Jugendzeiten nicht mehr wirklich aktuell war …
Der erste Bausatz einer Morane-Saulnier MS 406, der im Maßstab 1:72 erschien, erblickte nicht in Frankreich, sondern in Großbritannien das Licht der Welt:
Als 1963 der britische Traditionshersteller FROG diesen kleinen französischen Jäger in der „Blue Series“ vorstellte, war man in Modellbauerkreisen recht erstaunt:
Wer kannte schon französische Flugzeuge der „Battle of France“?
Schauen wir also neugierig in die Box der Erstauflage:
Was da zum Vorschein kommt, ist mit „rustikal“ noch freundlich umschrieben:
Die beiden Rumpfhälften lassen, bis auf einige erhabene Panellinien, Details vermissen:
Auch im Inneren herrscht gähnende Leere – außer den Positionshilfen für den Cockpitboden und zwei ebenso markanten wie störenden Auswerfermarken an den Seitenwänden gibt es hier nichts:
Die übrigen Gussäste lassen heutige Spitzenprodukte wie aus einer anderen welt erscheinen – wir finden zwar alles, was man zum Zusammenbau braucht, aber in einer teils wirklich üblen Detaillierung:
Die beiden Tragflächenhälften verfügen immerhin über erhabene Paneele:
Der Propeller muss aufwändig versäubert werden, um ihn überhaupt zu verwenden:
Die vielen Streben bedürfen sämtlich des Entgratens und die zweiteiligen Höhenflossen mit den Löchern zur Aufnahme der Streben sind gewöhnungsbedürftig:
Der absolute „Klops“ ist der Pilot – da denkt man doch gleich an irgendwelche Aliens:
Die einteilige Kanzel – nach heutigen Maßstäben ein Fall für den gelben Sack:
Der Displayständer mit dem alten FROG-Logo – ein Träumchen für alle Nostalgiker:
Die Bauanleitung mit den Erläuterungstexten war damals durchaus ausreichend:
Mit den Decals …
… ließ sich eine MS 406 realisieren:
Bemerkenswert auch die historischen Informationen…
Fazit
Im Jahr 1963 war dieser Bausatz für viele Modellbauer gewiss der „Knaller“: Endlich mal was anderes als Spitfire und Me 109! Und dann sogar ein französisches Muster! Aus England!
Das regte damals auch französische Hersteller dazu an, eigene Bausätze französischer Flugzeuge des Jahres 1940 zu produzieren – allen voran Leo Jahiel von HELLER!
Dr. Michael Brodhaecker, Lingen