Unlängst stöberte ich mal wieder im online-shop von Modellbau König und stolperte u.a. über einen Bausatz der Let L-200 von Kovozavody Prostejov aus der tschechischen Republik.
Wie bei vielen KP-Bausätzen der letzten drei Jahre handelt es sich um die Wiederauflage von Kits des Herstellers AZ Model, Legato etc.
Ich war sofort von einem Farbschema angetan und einen Klick sowie einen Tag später lag der Bausatz auf meinem Basteltisch …
Bevor ich in die Schachtel schaue, noch kurz einige Bemerkungen zur Geschichte des Vorbildes – angesichts eines doch eher unbekannten Typs vielleicht nicht gänzlich überflüssig …
Die Let L-200 „Morava“ (tschechisch für „Mähren“) entstand in der Mitte der 1950er Jahre als Reiseflugzeug („Lufttaxi“) in der damaligen CSSR.
Ing. Ladislaw Smrček konstruierte einen zweimotorigen Tiefdecker mit einen Doppelleitwerk und Bugradfahrwerk. Die integralen Flügelspitzentanks nehmen je 230 Liter Treibstoff auf; dazu befinden sich nochmals je 95 Liter Treibstoff in den beiden Tragflächentanks.
Der Erstflug der Let L-200 erfolgte am 8. April 1957 noch mit zwei Walter Minor 6 Triebwerken von je 160 PS; bei der zweiten Serie, der L-200A wurden dann 210 PS starke Walter M 337 Aggregate eingebaut und die dritte Serie, die Let L-200D hatte zwar die gleichen Triebwerke, dieses Mal jedoch Dreiblattpropeller im Gegensatz zu den Zweiblattpropellern der L-200 und L-200A.
Als 1986 nach immerhin dreissig Jahren die Produktion eingestellt wurde, waren 361 „Morava“ der unterschiedlichsten Versionen fertiggestellt und in insgesamt 22 Staaten exportiert, wobei der größte Einzelabnehmer überraschenderweise die Sowjetunion mit 181 Let L-200 war!
Zurück zum Bausatz …
In einer dieser unpraktischen Faltschachteln finden sich drei hellgraue Spritzlinge, ein Gussrahmen für die Klarsichtteile, ein Bogen mit Decals sowie eine kleine Bauanleitung.
Die drei Rahmen mit den Plastikteilen schauen recht ordentlich aus – teils etwas große Angüsse, etwas Fischhaut hier und da, aber ansonsten sehen die Teile wirklich ordentlich aus:
Die beiden Rumpfhalbschalen sind in ihrem Inneren überhaupt nicht detailliert und die Aussenflächen weisen angenehm zurückhaltende Gravuren auf:
Das Cockpit ist … short-run eben:
Die Oberflächen sind m.E. ganz ok, können aber durchaus noch verbessert werden:
Die Tragflächeninnenseiten weisen recht große Auswerfertürme auf …
… die die Passung doch erheblich stören:
Vorsichtiges Abtrennen und Überschleifen ist hier angesagt:
Man sieht vielleicht bei der linken Hälfte die ebenfalls weggeschliffenen Unebenheiten im Guss (absichtlich überbelichtet…)
Die Motorcowlings, die angedeuteten Zylinder und auch die unterschiedlichen Propeller sind seeehr short-run:
Separat in einer wiederschließbaren Tüte verpackt …
… die hervorragend transparent sind …
… und überraschend gut passen:
Die scheinbaren Passungenauigkeiten an Front- und Heckscheibe rühren daher, dass diese Teile nur in eine Rumpfseite geklebt wurden, um erst nach dem Zusammenfügen der beiden Schalen in der jeweils anderen Seite angepasst zu werden.
Die Bauanleitung mit einer kurzen Einführung und den wichtigsten technischen Daten …
… führt in wenigen Schritten durch den Bau des Modells:Der wirklich überraschend umfangreiche Decalbogen beherbergt neben den Nationalkennungen auch noch sämtliche Farbmarkierungen der L-200 – eine wirklich vorbildliche Sache!
Ich hoffe nur, dass ich sie bei meiner „Morava“ problemlos aufbringen kann!
Farbschemen sind in dieser Version drei vorhanden: Eine tschechische, eine britische sowie eine der Luftwaffe von Mali:
Es dürfte klarsein, welche Markierung mein Herz gewonnen hat – oder, um der Wahrheit die Ehre zu geben: Ich habe mir diesen Bausatz alleine wegen der exotischen Mali-Farbgebung gekauft!
Erhältlich im online-shop von Modellbau König.
Dr. Michael Brodhaecker, Lingen