Leyland Retriever General Service (early production) 1:35 ICM (#35602)

ICM bringt mal wieder eine Formneuheit mit der niemand wirklich gerechnet hat – einen Leyland Retriever!

Das Original

Beim Leyland Retriever handelt es sich um einen dreiachsigen LKW mit 3 Tonnen Nutzlast bei dem die hinteren beiden Achsen angetrieben waren. Angetrieben wurde der Retriever durch einen Benzinmotor mit 73 PS, der seine Kraft über ein Vierganggetriebe weitergab. Mit einem Fassungsvermögen von 141L Benzin erreichte der Retriever so eine Reichweite von ca. 300 km.

Neben dem „General Service“, also der Version mit Pritsche/Plane gab es noch eine Reihe speziellerer Aufbauten, die teilweise in Lagerhallen aufbewahrt wurden um vorhandenen General Service Retriever auf spezielle Aufgaben umzurüsten. Dazu zählten Mobile Workshop, Pontonträger und Kran.

Der bekannteste Retriever dürfte wohl „Montgomerys Caravan“ sein, der im Imperial War Museum Duxford ausgestellt ist. Diesem Retriever mit seinem speziellen Aufbau aus italienischen Beständen hat Matchbox seinerzeit ein Denkmal in 1:76 gesetzt, dessen Formen später von Revell übernommen wurden.

Die frühere Version des Leyland Retrieber verfügt über keine Windschutzscheibe und keine festen Türen. Die Windschutzscheibe und Metalltüren kamen erst bei der späten Variante auf, die ICM bereits angekündigt hat.

Das Modell

In der Box befinden sich:

  • 7 Gussäste aus grauem Polystyrol
  • 1 Gussast aus klarem Polystyrol
  • 1 PE Platine
  • 7 Reifen aus Weichgummi
  • 1 Decalbogen
  • 1 Bauanleitung

Gussast „A“

ICM hat die Teile an den Gussästen so aufgeteilt, dass es mit wenig Aufwand möglich wäre Fahrgestell und Fahrerkabine mit anderen Aufbauten auszurüsten. Mit etwas Glück kommen also  in Zukunft noch andere Varianten des Retrievers, wobei eine Version mit Cole Kran natürlich ein Traum wäre.

Am Gussast „A“ finden wir die größeren Basisbauteile wie Fahrerkabine, Rahmen, Verdeck, Kühler, Tank und Kotflügel.

A Leyland Retriever General Service (early production) 1:35 ICM (#35602)

Sämtliche Teile sind sauber gespritzt und weisen keinerlei Grat, Sinkstellen oder sonstige Unsauberkeiten auf. Ein Hingucker ist sicherlich die Rippenstruktur des Kühlers. Der Faltenwurf des Verdecks ist vorhanden, könnte aber vielleicht etwas ausgeprägter dargestellt werden, was aber natürlich Geschmackssache ist.

Gussast „B“

Weiter geht es mit den grundlegenden Kleinteilen wie Federpakete, Achsen, Lenkrad und Lenkgestänge. Beim Lenkgestänge lohnt sich ein genauer Blick in die Anleitung, da man bei diesem Bausatz die Wahl hat zwischen einer starren Lenkung mit Rädern in Geradeausfahrt und einem beweglich darstellbaren Lenkgestänge. Offenbar hat man bei ICM unser Bedauern in der Vergangenheit bzgl. den starren Lenkungen gehört und als Verbesserung aufgenommen. Danke, ICM !

B Leyland Retriever General Service (early production) 1:35 ICM (#35602)

Auch die Kleinteile sind hervorragend gegossen und zeigen wunderschöne Details. Beim Abtrennen ist naturgemäß etwas Vorsicht geboten.

Gussast „C“

Motor, Auspuff und die Aufhängung des Reserverades finden wir an Gussast „C“.

C Leyland Retriever General Service (early production) 1:35 ICM (#35602)

Dafür, dass der Motor und das Getriebe später nicht mehr bzw. nur schlecht sichtbar sein werden sind diese doch recht ordentlich detailliert.

Gussast „D“

Die Felgen, Spriegel und erste Teile der Pritsche liegen am doppelt beiliegenden Gussast „D“ vor.

D Leyland Retriever General Service (early production) 1:35 ICM (#35602)

Beachten Sie vor allem die Biegungen an den Spriegeln an denen weitere Teile des Gestänges montiert werden. Leider sind uns keine Photos von Leyland Retrievern ohne Plane bekannt und es ist davon auszugehen, dass die Plane bei montierten Spriegeln ebenfalls vorhanden war. Trotzdem wird der Retriever ohne Plane aufgrund der Filigranität der Spriegel einen interessanten Anblick bieten.

Gussast „E“

Die eigentliche Pritsche ist auf die Gussäste „E“ und „F“ aufgeteilt. wobei „E“ über den Pritschenboden und die Sitzbänke verfügt.

E Leyland Retriever General Service (early production) 1:35 ICM (#35602)

Bei solch großen Bauteilen besteht produktionsbedingt immer die Gefahr von Sinkstellen. Um so mehr freut es uns, dass wir keinerlei Sinkstellen finden konnten! Sauber!

Gussast „F“

Weiter geht es mit den Ladebordwänden.

F Leyland Retriever General Service (early production) 1:35 ICM (#35602)

Die Struktur der einzelnen Bretter, Streben, Nieten und Verzurrösen hat ICM wunderbar herausgearbeitet.

Klarsichtteile

Der Gussast mit den Klarsichtteilen ist offenbar für den frühe und die späte Version des Retrievers gleich, da wir hier schon die Windschutzscheiben entdecken können. Benötigt werden aber bei der vorliegenden frühen Variante lediglich die Scheinwerfer und die Seitenfenster im Verdeck.

Klarsichtteile Leyland Retriever General Service (early production) 1:35 ICM (#35602)

 

Reifen

Die insgesamt 7 Reifen bestehen aus Weichgummi und weisen eine deutliche Mittelnaht auf die es zu entfernen gilt. Beschriftungen auf den Flanken finden sich keine. Das dargestellt Profil kennen wir lediglich von einem einzigen irischen Fahrzeug. Der Großteil der Fahrzeuge die wir gesehen haben verfügt über ein klassischeres Militärprofil von geraden, versetzten Stollen.

PE Teile

Klein, aber sehr, sehr fein zeigt sich der PE Bogen mit einem PE Teil für den Kühler und den Typenschildern. Sehr schön !

PE Leyland Retriever General Service (early production) 1:35 ICM (#35602)

Decals

Der Decalbogen ist recht übersichtlich, aber in Bezug auf das Vorbild absolut ausreichend. Neben Decals für die Kennzeichnung des spezifischen Fahrzeugs gibt es auch Decals für die Instrumente. Der Druck geht soweit in Ordnung, wenn auch die roten und gelben Bereiche nicht perfekt im Raster liegen.

DecalsJPG Leyland Retriever General Service (early production) 1:35 ICM (#35602)

Bauanleitung

Die Bauanleitung kommt, wie bei ICM typisch, als bunt gedrucktes DIN A4 Heft daher. Die Farbangaben beziehen sich auf die Farbsysteme von Revell und Tamiya, werden aber auch noch im Klartext genannt.

Als Grundfarbe empfiehlt ICM „Olive Green“ (Revell 165 / Tamiya XF 58), wobei nach unseren Unterlagen zwischen 1939 und 1942 Khaki Green No.3 verwendet wurde, dass recht deutlich einen bräunlichen Einschlag hat. Dieser Farbton wird z.B. von Ammo by Mig (MIG-0013) oder Ak Interactive (RC033) angeboten. Erst ab ca. 1944 wurde SCC 15 mit einem deutlich grüneren Einschlag verwendet. Auch hier gibt es Farben von Ammo by Mig (MIG-0012) oder Ak Interactive (RC037). Aber Besten machen Sie sich vor dem Bau aber ein eigenes Bild bzw. wie unsere englischsprachigen Kollegen sich gerne ausdrücken: Check your references!

Die Anleitung an sich ist in Ukrainisch und Englisch gehalten und lässt im Laufe der 113 Bauschritte keine Fragen offen.

Als Markierungsvarianten gibt es 2 unterschiedliche Optionen die nicht näher beschrieben wären. Als Einsatzzeitraum wird 1945 bzw. 1944. angegeben.

Ein Photo der ersten Markierungsvariante findet sich im „Military Vehicle Pamphlet Number 2 Leyland Retriever“ von Mike Conniford wobei das Fahrzeug auf dem Photo eine zweifarbige Tarnung auf der Plane trägt.

Fairerweise möchten wir aber anmerken, dass es zu dem Thema Leyland Retriever nur wenig Fachpublikationen gibt. Wer tiefer in das Thema einsteigen möchte wird aber sicherlich im Historic Military Vehicle Forum viele interessante Informationen wie z.B. auch Berichte über Restaurierungen von Leyland Retrievern finden.

Fazit:

Erstmal ein fettes „Thank you“ an ICM nach Kiev für den Mut sich dieses Vorbildes anzunehmen. Britische LKW sind ja in der Regel nicht sehr stark vertreten in unserem Hobby. Vor diesem Hintergrund wären wir wahrscheinlich auch gerne bereit die eine oder andere qualitative Kröte zu schlucken um überhaupt einen Retriever als Spritzguss in 1:35 in Händen halten zu können. ICM hat aber hier wieder einen Top Job geliefert und einen tollen Bausatz auf die Räder gestellt. Hervorheben möchten wir hier vor allem die Beigabe der schönen PE Teile und die Option die Räder eingeschlagen darstellen zu können. Die Reifen sind vielleicht nicht ganz optimal, aber hier wird der Aftermarket sicherlich in naher Zukunft einspringen. Letztendlich kann dann jeder selbst entscheiden ob Weichgummireifen oder Ersatz aus Resin. Wir freuen uns auf jeden Fall auf die später Variante mit Windschutzscheibe und Türen und hoffen, dass ICM noch weitere Aufbauten wie z.B. einen Kran anbieten wird.

Absolut zu empfehlen!

Erhältlich beim Modellbauhändler Ihres Vertrauens!