Mercedes 300 SL von Revell in 1:12

Eine der ersten Neuauflagen von Revell in 2021 ist der Mercedes 300 SL im Großmaßstab 1:12 zum stolzen empfohlenen Verkaufspreis von 119,- € …
Die Auswahl in diesem Maßstab ist extrem überschaubar und von diesen wenigen Modellen sind viele hochdetailliert, was in diesem Fall leider nicht so ganz zutrifft. Dazu später mehr.
Hier handelt es sich um eine Gussform eines Renwal-Kits von 1960, also ist das „New“ auf dem Karton etwas irreführend.
„An incomparable assembly kit that captures all the glamour of this great car“ – so stand es stolz auf der Box von 1960.
Stolze 60 Jahre hat dieser Bausatz also auf dem Plastikbuckel!

Jedoch zunächst eine sehr erfreuliche Überraschung, das Modell kommt im praktischen Stülpkarton, in dem er während der gesamten Bauphase sicher, staubfrei und wohlbehalten untergebracht ist.

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Zusätzlich hat sich Revell diesmal auch nicht lumpen lassen und eine aus Karton hergestellte, zusätzliche Sicherung der mächtigen Karosseriehälften hinzugefügt, damit diese und andere Teile nicht zu Schaden kommen:

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Die Gußrahmen, Decals, Reifen, Kleinteile und die Bauanleitung sind darunter einzeln in Tüten verpackt:

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Besser gehts nicht, dafür ein großes „Chapeau“.

Die Teile sitzen an zwei silbernen, einem (gefalteten und von mir in zwei Teile zerlegten) roten und einem schwarzen Gußrahmen:

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Weiter gibt es noch einen großen Gußrahmen in Chrom sowie die Klarteile:

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Letztere sind leider nicht so perfekt, wie man es in diesem Maßstab erhoffen würde. Zur Illustration mal ein untergelegter Text, der die Streuung und Linseneffekte in der Frontscheibe zeigt:

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5 Reifen ohne Typenbezeichnung sind hohl und etwas weich:

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Zwei Tütchen enthalten die Schrauben zum Verbinden der Karosseriehälften und Teile der „Hydraulik“ der Türen.

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Der fast DinA4 große Decalbogen bietet etliche Decals zum Aufhübschen des großen Modells, authentische Polstermuster für die Sitze sowie diverse Kennzeichen:

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Der Bauplan führt anschaulich durch alle Phasen und lässt keine Fragen offen:

Revell hat eine Wiederauflage eines 1960 erstmals bei Monogram aufgelegten Modells mit neuen Decals aufgewertet. Leider ist es eins der unförmigsten Nachbildungen des 300SL, die jemals auf dem Markt waren und erinnert aufgrund der erheblichen Abweichungen vom Original eher an ein Blechspielzeug.
Die Scheinwerfer sind zu groß, die Türform weicht erheblich vom Original ab, die Radausschnitte der Kotflügel sind breiter, das Dach ist zu rund und zu hoch, das Heck zu steil, die charakteristischen Wülste auf den Kotflügeln haben den falschen Winkel, die Lüftungsschlitze sind nicht durchbrochen und vieles mehr machen, dass der Wagen, den es darstellen soll zwar erkennbar ist, aber dennoch eher den Eindruck einer Karikatur dessen macht.
Außerdem ist er insgesamt zu breit.

Von allen Modellen des 300SL wäre dieses Kit das mit der geringsten Lebensberechtigung.
Leider geht es im Inneren des Motorraums weiter. Der 300SL war unter anderem wegen seines Gitterrohrrahmens unter der Karosserie bekannt. Dieser wird beim Modell komplett ausgelassen, was zur Folge hat, dass man im Motorraum rechts und links von innen auf die Kunststoffschale blickt, den Schraubzapfen sieht und die seitlichen Lüftungsschlitze etwas albern wirken, da diese ins nichts führen. Und ein an sich ganz hübsch gestalteter Motor, der an Details auch in dem Maßstab eigentlich besser ausgearbeitet sein sollte,  bleibt dadurch dann in einem so lieblos gestalteten Umfeld wenig beeindruckend.

Mein Fazit: Hervorragende oder zu mindestens sehr gute Modelle von Tamiya oder Italeri geben diese Stilikone weit besser wieder, sind dafür aber im Maßstab kleiner. Sie sind aktuell verfügbar und versprechen, dass nach etlichen Stunden Bastelspaß auch ein fertiges Modell entstehen kann, dass sich sehen lässt. Hier ist diese Aussicht gering.

Darüber hinaus bekommt man zum aufgerufenen Preis mehrere der Produkte der Mitbewerber.

Erhältlich bei Modellbau König

Karsten Schulz
Modellbaustammtisch Recklinghausen